Teufelskerle
Teufelskerle ist ein US-amerikanisches Filmdrama von Regisseur Norman Taurog aus dem Jahr 1938. Spencer Tracy verkörpert den Priester Edward J. Flanagan, der eine Heimstatt für obdachlose Jungen im US-Bundesstaat Nebraska gründete. Mickey Rooney spielt einen Jugendlichen, der eine erstaunliche Wandlung durchmacht.
Film | |
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Titel | Teufelskerle |
Originaltitel | Boys Town |
Produktionsland | USA |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 1938 |
Länge | 93 Minuten |
Stab | |
Regie | Norman Taurog |
Drehbuch | Eleanore Griffin Dore Schary John Meehan |
Produktion | John W. Considine Jr. |
Musik | Edward Ward |
Kamera | Sidney Wagner |
Schnitt | Elmo Veron |
Besetzung | |
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Handlung
Der Film erzählt die Geschichte des Priesters Edward Flanagan, der 1917 in Nebraska ein Heim für verwahrloste Jungen aufbaut. Aus dem ursprünglich kleinen Heim entsteht Flanagans Boys Town. Flanagans Arbeit steht ständig vor dem finanziellen Aus und in der Kritik der Öffentlichkeit. Der Priester ist jedoch der Meinung, dass niemand schlecht geboren, sondern von den gesellschaftlichen Umständen auf die schiefe Bahn geführt werde. Die Jungenstadt führt er mit liebevoller, eiserner Hand und führt die Jungen zur Selbstverwaltung und Selbstverantwortung. Regelmäßig wählen die Jungen einen „Bürgermeister“, der sich um ihre Belange kümmert. In diese Traumwelt für elternlose Jungen kommt der junge Whitey Marsh. Whitey wird von seinem Bruder, dem Gangster Joe Marsh, gezwungen, in die Jungenstadt zu gehen. Joe muss ins Gefängnis und er möchte nicht, dass sein kleiner Bruder einen ähnlichen Lebensweg wie er einschlägt. Whitey ist jedoch völlig anders als die Jungen der Stadt. Er ist arrogant und überheblich und hält die anderen Jungen für verweichlicht und dumm. So wird er schnell zum Außenseiter. Einzig der kleine Pee Wee hält zu ihm. Als wieder eine Bürgermeisterwahl ansteht, tritt Whitey Marsh gegen den amtierenden Bürgermeister zur Wahl an. Whitey baut eine Wahlkampftruppe auf, die sich an professionelle Wahlkämpfe anlehnt und mit Pomp und viel Lärm leere Versprechungen macht. Der dritte Kandidat ist der schüchterne und leicht gehbehinderte Tony Ponessa. Tony wünscht sich nichts mehr als den Erhalt der Stadt und hat im Gegensatz zu seinen Mitkonkurrenten deren Allgemeinwohl im Blick. Der Streit zwischen Whitey und dem amtierenden Bürgermeister eskaliert jedoch. Letztendlich soll ein Boxkampf gegen Whitey den Streit schlichten und Whitey unterliegt. Er fühlt sich blamiert und will die Stadt verlassen. Nur Pee Wee will ihn davon abhalten und folgt ihm bis zur Straße. Dort wird er von einem Auto angefahren. Whitey ist nun zu Tode betrübt und fühlt sich schuldig an dem Unfall. Er kehrt zurück ans Krankenbett des kleinen Jungen.
Als Whitey einige Zeit später erfährt, dass sein Bruder Joe aus dem Gefängnis ausgebrochen ist, macht er sich auf, um ihn zu treffen. Joe wird natürlich von der Polizei verfolgt und Whitey gerät zwischen die Fronten. Die Verwicklung Whiteys als Mitglied von Boys Town in die Flucht eines Gewaltverbrechers bringt die Jungenstadt in der Öffentlichkeit wieder in Misskredit. Doch Joe setzt sein Leben für seinen kleinen Bruder aufs Spiel, damit dieser ein besseres Leben als er vor sich hat, und Father Flanagan kann den verletzten Whitey in einer Kirche abholen und zurück in die Jungenstadt bringen. Whitey scheint seine Lektion gelernt zu haben und setzt sich nun für die Wahl von Tony Ponessa als Bürgermeister ein.
Hintergrund
Der Film ist gelegentlich mit Young America verglichen worden, einem Fox-Film aus dem Jahre 1932, in dem Spencer Tracy einen Apotheker spielt, in dessen Drugstore ein jugendlicher Rowdy einbricht. Überraschend stellt der sich bald jedoch auf die Seite des straffälligen Jungen, weil solche Jugendlichen durch die Einweisung in Erziehungsanstalten erst recht zu Kriminellen ausgebildet würden.
Edward Joseph Flanagan (1886–1948) war ein katholischer Geistlicher. Er ist der Gründer der vermutlich bekanntesten US-amerikanischen Jugendhilfeeinrichtung, die ursprünglich unter dem Namen Boys Town („Jungenstadt“), in der Nähe der Stadt Omaha in Nebraska gegründet wurde. Spencer Tracy, der Pater Flanagan persönlich kannte, hatte in Bezug auf diese Rolle ernste Bedenken. Er selbst äußerte sich dazu mit den Worten: „Ich kannte Pater Flanagan persönlich, und deshalb hatte ich das Gefühl, dass niemand seine Wärme, seine Inspiration und sein menschliches Gefühl auf der Leinwand darstellen könnte. Aber nach der ersten Woche hatte ich mich derartig mit dieser Rolle identifiziert, dass ich aufhören konnte, mir noch länger Sorgen zu machen.“[1]
Spencer Tracy gab seinen Oscar für diese Rolle an Pater Flanagan weiter. Dafür wurde die Statue mit einer zusätzlichen Inschrift versehen: „Für Pater Edward J. Flanagan, dessen große menschliche Qualitäten, freundliche Schlichtheit und sein Mut groß genug waren, um durch meine bescheidenen Bemühungen hindurchzuschimmern.“[2]
Kritik
„Eine gefühlsträchtige, aber packend erzählte Geschichte aus der 1917 bei Omaha in Nebraska von Pater Flanagan S. J. gegründeten "Jungenstadt", die zunächst vier Jungen beherbergt, schließlich aber auf 200 Bewohner anwächst. Der Film fesselt durch lebendige Darstellung, erfrischenden Humor und seine vorbildhafte demokratische Gesinnung.“
Auszeichnungen
Die Drehbuchautoren Griffin und Schary erhielten für ihr Drehbuch 1939 einen Oscar. Spencer Tracy erhielt ein Jahr nach seinem ersten Oscar für den Film Manuel seinen zweiten Oscar für die Darstellung von Father Flanagan. Damit wurde Tracy der erste Schauspieler, dem der begehrte Filmpreis zwei Jahre hintereinander verliehen wurde.[4] Der Film war außerdem als Bester Film für den Oscar nominiert und Norman Taurog war für die Beste Regie nominiert. Mickey Rooney erhielt einen Spezial-Oscar für seine einzigartigen Beiträge zur Leinwand als jugendlicher Spieler.[5]
Fortsetzung
Anfang 1941 entstand unter demselben Regisseur und wieder mit Spencer Tracy und Mickey Rooney in den Hauptrollen eine Fortsetzung, Men of Boys Town (deutscher Titel: Das sind Kerle), die jedoch nur einen schwachen Abglanz des ersten Films lieferte und weder bei den Kritikern noch beim Publikum den erwünschten Erfolg verzeichnen konnte.
Weblinks
- Teufelskerle in der Internet Movie Database (englisch)
- Boys Town bei Turner Classic Movies (englisch, derzeit von Deutschland aus nicht zugänglich)
Einzelnachweise
- Vgl. Heyne Filmbibliothek Spencer Tracy Seine Filme - sein Leben von Romano Tozzi, Wilhelm Heyne Verlag, München, 1979, Nr. 32/9, S. 91
- Vgl. Heyne Filmbibliothek Spencer Tracy Seine Filme - sein Leben von Romano Tozzi, Wilhelm Heyne Verlag, München, 1979, Nr. 32/9, S. 94
- Teufelskerle. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 26. Mai 2019.
- Vgl. Heyne Filmbibliothek Spencer Tracy Seine Filme - sein Leben von Romano Tozzi, Wilhelm Heyne Verlag, München, 1979, Nr. 32/9, S. 93
- Boys Town (1938) – Notes. In: Turner Classic Movies. Abgerufen am 26. Mai 2019 (englisch).