Suizid in Grönland
Suizid ist in ganz Grönland ein wesentliches Problem. Laut Studien der Regierung von Grönland versucht jeder fünfte Einwohner (in anderen Berichten sogar jeder vierte) irgendwann einmal in seinem Leben, sich das Leben zu nehmen.[1] Es wurden bereits mehrere Initiativen ergriffen, um die Suizidrate zu senken; beispielsweise gibt es vielerorts Plakate, die darauf hinweisen, an wen man sich bei Depressionen wenden kann.[2]
Geschichte
1970 war die Suizidrate in Grönland relativ gering, in den 1970er-Jahren begann sie in ganz Grönland zu steigen. Im Jahr 1986 war Suizid in mehreren Siedlungen die Haupttodesursache, z. B. in Sarfannguit.[2] 1990 bis 1994 wurde die Suizidrate in Grönland zur höchsten weltweit mit 107 Suizidfällen bei 100.000 Menschen pro Jahr.[3] Dateien der Regierung von 2010 legen nahe, dass fast wöchentlich ein Suizid begangen wurde.[4]
Vorkommen und Abweichungen
2009 wurde von der Zeitschrift BMC Psychiatry ein Artikel veröffentlicht, der wiedergab, dass innerhalb von 35 Jahren (1968–2002) in Grönland 1351 Suizide vorgefallen sind. In dem Bericht konnte man erhebliche Saisonschwankungen der Suizidrate erkennen, gekennzeichnet durch Höchstwerte im Juni.[3] Die Häufungen von Suiziden während der Sommermonate traten vermehrt in den Regionen nördlich des Polarkreises auf.[3] Regionale Unterschiede konnten ebenfalls beobachtet werden; Suizidraten in den nördlichen Teilen von Westgrönland sind höher als in den südlichen Regionen.[5]
Es begehen mehr Männer als Frauen Suizid. Vorwiegend sind es junge Männer im Alter von 15 bis 24 Jahren, die sich das Leben nehmen. Im Unterschied zu anderen westlichen Ländern nimmt die Suizidrate mit dem Alter ab.[5]
Ursachen
Etliche Gründe werden für die extrem hohe Suizidrate in Grönland verantwortlich gemacht, wie zum Beispiel Alkoholsucht, Depression, Armut, konfliktreiche Beziehungen mit dem Ehepartner, Probleme innerhalb der Familie etc. Gemäß einer Studie, veröffentlicht von Science Daily 2009, nimmt die Suizidrate in Grönland während des Sommers zu. Forscher begründen das mit Schlafstörungen, ausgelöst durch den ununterbrochenen Sonnenschein.[6]
Ein Aufeinanderprallen der traditionellen Kultur mit der modernen westlichen Lebensweise wird ebenfalls als auslösender Faktor angesehen.[7]
Häufig verwendete Methoden
In 95 % der Fälle wurden harte Methoden benutzt.[3] Die häufigsten Methoden sind: Strangulation (46 %) und Erschießen (37 %);[3] andere Handlungsweisen wie das Springen in den Tod, das Verbluten durch Schnittwunden, Ertrinken, Überdosierung von Medikamenten und Vergiftung wurden deutlich seltener verwendet.[5]
Präventive Maßnahmen
Die Regierung von Grönland sowie internationale und nationale Organisationen haben Maßnahmen ergriffen, um Suizide zu vermeiden. Es gibt mehrere Verbindungen, die Hilfe für suizidgefährdete Menschen bereitstellen. Entlang von Straßen oder Schulgebäuden gibt es Plakate mit der Aufschrift: „Der Anruf ist kostenlos. Niemand ist allein. Sei nicht allein mit deinen finsteren Gedanken. Rufe uns an.“[2][3] Fachberater in Sachen Suizidvermeidung wenden sich mit Filmen an Jugendliche, um Suizidversuche zu verhindern.[4]
Siehe auch
Literatur
- Niviaq Korneliussen: Naasuliardarpi (2020)
Einzelnachweise
- Rising suicide rate baffles Greenland
- The Suicide Capital of the World
- K. S. Björkstén, D. F. Kripke, P. Bjerregaard: Accentuation of suicides but not homicides with rising latitudes of Greenland in the sunny months. In: BMC psychiatry. Band 9, 2009, S. 20, doi:10.1186/1471-244X-9-20, PMID 19422728, PMC 2685778 (freier Volltext).
- Singing to end teen suicide in Greenland
- Modernization and Mental Health: Suicide among the Inuit in Greenland (Memento des Originals vom 5. Oktober 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Greenland’s Constant Summer Sunlight Linked To Summer Suicide Spike
- Suicide