Strafpredigt

Strafpredigten wurden i​m beginnenden 14. u​nd 15. Jahrhundert v​on den katholischen Mönchen u​nd Priestern i​n den Gemeinden verlesen, u​m den Gläubigen d​as Schlechte d​es weltlichen Lebens v​or Augen z​u halten. Zudem werden i​n einer solchen Predigt d​ie Verfehlungen benannt u​nd die Folgen, d​ie Strafen, d​ie bei e​iner Nichtbefolgung d​er Regeln entstehen können, i​n teilweise drastischen Worten geschildert. In e​iner Strafpredigt werden d​ie Adressaten demnach getadelt u​nd auf i​hre zu erfüllenden Pflichten hingewiesen.

Als Strafprediger bekannt w​urde der neuenglische Kongregationalist Jonathan Edwards (1703–1758), d​er beständig Feuer u​nd Schwefel a​uf die zuhörenden Sünder beschwor. Seine bekannte Strafpredigt Die Sünder i​n den Händen e​ines zornigen Gottes[1][2] w​ird in theologischen Vorlesungen o​ft als Beispiel dieser Art d​er Ansprache angeführt.

Weitere Bezeichnungen

  • Der Begriff „Jemandem die Leviten lesen“ stammt aus den frühmittelalterlichen Gebräuchen des Benediktinerordens, da als Grundlage für die Strafpredigten oft die im 3. Buch Mose (lateinisch Leviticus) niedergelegten Regeln für die Leviten dienten. Der Bischof Chrodegang von Metz soll diese Strafpredigten den Mönchen als erster gehalten haben.[3]
  • Auch eine Philippika, eine Strafrede, die auf Demosthenes zurückgeht, gilt im Sprachgebrauch als Strafpredigt.
  • Eine Gardinenpredigt ist eine Strafpredigt, die von der Gardine in der Bezeichnung für einen Bettvorhang ausgeht. Die predigende Gattin soll demnach den spät heimkehrenden Ehemann mit Schimpfen und Drohungen und Rügen bedacht haben.
  • Die Bezeichnung Standpauke für eine Strafpredigt, die mit Vorwürfen und dem Appell an das Gewissen des Sünders einherging stammt aus einer studentensprachlichen Abwandlung des Begriffs der Standrede, in der jemand ermahnt und getadelt wurde. Für die Pauke ist das Verb pauken im Sinne von draufschlagen verantwortlich. Die Bezeichnung Standpauke findet sich erst seit dem ersten Drittel des 15. Jahrhunderts. Sie ist wohl auf die äußere Gestaltung der Strafpredigten zurückzuführen. Denn durch laute Trommelschläge sollten die Adressaten zusätzlich in Furcht versetzt und zur Befolgung ihrer Pflichten gemahnt werden.[4]
  • Eine Moralpredigt (auch Moralpauke) ist eine stark abgeschwächte Form der Strafpredigt. Hier wird seitens des Predigers, der durchaus keine religiöse Person darstellen muss, in Form moralisierender Ermahnungen auf die ethischen Komponenten menschlichen Verhaltens verwiesen und zur Besserung ermuntert.

Siehe auch

Wiktionary: Strafpredigt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. http://www.glaubensstimme.de/doku.php?id=autoren:edwards:edwards-die_suender_in_den_haenden_eines_zornigen_gottes
  2. Jonathan Edwards: Die Sünder in den Händen eines zornigen Gottes. In: (= MBS Texte. Nr. 74, 3. Jahrgang.) Martin Bucer Seminar, s. l. 2006. Digitalisierte Version (abgerufen am: 12. April 2012).
  3. Artikel in der Stuttgarter Zeitung (Memento vom 29. September 2007 im Internet Archive)
  4. Duden 11 von 1992, S. 452 (Leviten), S. 232 (Gardinenpredigt), S. 681 (Standpauke)
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.