Strafgefangenenlager Falstad
Das Strafgefangenenlager Falstad (norw.: Falstad Fangeleir) war vom Frühjahr 1942 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges ein Polizeihäftlingslager der deutschen Sicherheitspolizei (Sipo) und des Sicherheitsdienst (SD) im Norwegischen Nord-Trøndelag bei Trondheim.
Strafgefangenenlager
Da die norwegische Kollaborationsregierung von Vidkun Quisling keinerlei Rückhalt in der norwegischen Bevölkerung hatte, setzte der deutsche Reichskommissar für die besetzten norwegischen Gebiete Josef Terboven auf eine immer radikalere Besatzungspolitik. Für die Aufnahme politischer Gegner wurden Gefangenenlager unter Sipo und SD errichtet.[1]
Im September 1941 wurden 170 Dänen als erste Gefangene im ehemaligen Schulinternat von Falstad bei Trondheim untergebracht, die die ersten Wacheinrichtungen des Lagers aufbauten.[2]
Im Frühjahr 1942 nahmen Sipo und SD das Lager offiziell in Betrieb, wobei es durch die Abteilung V (Kriminalpolizei) verwaltet wurde. Bis Kriegsende waren insgesamt sechs SS-Offiziere mit der Lagerleitung beauftragt. Diese waren: Paul Schöning, Paul Gogol, Scharschmidt, Werner Jeck, Georg Bauer und Karl Denk. Bis Kriegsende wurden ca. 4500 Häftlinge aus 13 Staaten in Falstad festgehalten. Neben brutalen Strafaktionen litten viele Gefangene unter der Zwangsarbeit. Einzelne Gefangenenkommandos mussten auf Wehrmachtsstützpunkten in der Region arbeiten. Politische Gegner und Juden wurden von Falstad in Konzentrationslager verschleppt.[3]
Hinrichtungen in Falstadskogen
Die Wachmannschaften des Lagers nutzten wiederholt den nahegelegenen Wald als Hinrichtungsstätte. Insgesamt wurden dort über 200 Gefangene, darunter 43 norwegische Widerstandskämpfer, über 100 sowjetische Kriegsgefangene und 74 jugoslawische Partisanen ermordet.[4]
Nachkriegszeit
Zwischen 1945 und 1949 diente das Lager dem norwegischen Staat unter dem Namen Innherad Zwangsarbeitslager zunächst als Internierungslager und dann als Arbeitslager für verurteilte Kollaborateure.[5][6] Ab 1949 wurden die Gebäude als Schule verwendet. Heute befindet sich darin das "Falstad Center", das sich nach politischen Kontroversen auf die Darstellung der Zeit von 1940 bis 1945 beschränkt.[7]
Im Wald bei Falstad wurden unmittelbar nach der Befreiung erste Einzel- und Massengräber entdeckt. 1947 weihte der norwegische Kronprinz Olav dort ein Monument ein, das eine zentrale Rolle bei Gedenkzeremonien und Jahrestagen einnimmt.[8]
Literatur
- Dirk Riedel: Norwegen. In: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 9: Arbeitserziehungslager, Ghettos, Jugendschutzlager, Polizeihaftlager, Sonderlager, Zigeunerlager, Zwangsarbeiterlager. C.H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-57238-8, S. 430 ff.
- Jon Reitan: Falstad - History and Memories of a Nazi Camp. In: Vergangenheitspolitik und Erinnerungskulturen im Schatten de Zweiten Weltkriegs. Hrsg.: Bohn, Cornelißen, Lammers, Klartext 2008, ISBN 978-3-89861-988-2, S. 185 ff.
Weblinks
- Die Geschichte von Falstad, Falstad-Zentrum
- Falstad-Zentrum - Gedenkstätte und Menschenrechtszentrum, Gedenkstättenportal zu Orten der Erinnerung in Europa
Einzelnachweise
- Dirk Riedel: Norwegen. In: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. München 2009, Bd. 9, S. 432.
- Dirk Riedel: Norwegen. In: Der Ort des Terrors. S. 435.
- Dirk Riedel: Norwegen. In: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. München 2009, Bd. 9, S. 436.
- Dirk Riedel: Norwegen. In: Der Ort des Terrors. S. 436.
- Innherad Forced Labor Camp. The Falstad Center, abgerufen 19. Januar 2018
- Jon Reitan: Falstad - History and Memories of a Nazi Camp. In: Vergangenheitspolitik und Erinnerungskulturen im Schatten de Zweiten Weltkriegs. Hrsg.: Bohn, Cornelißen, Lammers, Klartext 2008, ISBN 978-3-89861-988-2, S. 193.
- The Falstad Centre. abgerufen 19. Januar 2018
- Dirk Riedel: Norwegen. In: Der Ort des Terrors. S. 440.