Straßenbahn Florenz
Die Straßenbahn Florenz ist ein im Aufbau befindliches modernes Straßenbahnnetz in Florenz, Italien. Das Gesamtsystem soll im Endausbau drei oder vier Linien umfassen. Die erste Strecke wurde am 14. Februar 2010 offiziell eröffnet. Sie wird im Rahmen einer von der Stadt Florenz nach einer Ausschreibung zugeteilten Konzession mit einer Laufzeit von dreißig Jahren von RATP Dev, einem Tochterunternehmen des Betreibers des Pariser städtischen Nahverkehrs RATP, betrieben und gewartet.[1] Bis 2012 hielt die RATP Dev 51 % der Anteile, 49 % gehörten dem lokalen Betreiber ATAF. Seit die RATP Dev diese Anteil 2012 übernahm hält sie 100 % der Anteile.[2] Dabei wird die neutrale Betriebsbezeichnung Gestione del Servizio Tramviario (GEST), zu Deutsch einfach Straßenbahnbetrieb, benutzt. RATP Dev arbeitet gleichzeitig an der Konzeption der weiteren Linien (Linien 2 und 3).[1]
Straßenbahn Florenz | |
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Basisinformationen | |
Staat | Italien |
Stadt | Florenz |
Eröffnung | 2010 |
Betreiber | GEST |
Infrastruktur | |
Streckenlänge | 16,8 km |
Spurweite | 1435 mm (Normalspur) |
Stromsystem | 750 V DC |
Haltestellen | 37 |
Betrieb | |
Linien | 2 |
Fahrzeuge | AnsaldoBreda Sirio |
Statistik | |
Fahrgäste | 14 600 000 pro Jahr |
Geschichte
In Florenz hatte bereits seit dem 19. Jahrhundert ein ursprünglich dampfbetriebenes, später elektrisches Straßenbahnsystem bestanden. Dieses erreichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts seine größte Ausdehnung. Im Jahr 1936 bestanden über zwanzig Linien, darunter auch rote Liniennummern. Mit der Stilllegung der Linie 17 Via dei Pecori – Cascine endete am 20. Januar 1958 der Betrieb des ersten Florentiner Straßenbahnnetzes.
Planungen für eine neue Straßenbahn begannen in den 1990er Jahren. Zwischen dem alten und dem nun neu gebauten Straßenbahnnetz besteht keinerlei Zusammenhang.
Neues Straßenbahnnetz
T1 Leonardo
Die Linie 1 ist fertiggestellt und wurde am 14. Februar 2010 eröffnet. Sie hat auf einer Länge von 7,8 Kilometern 14 Stationen.[1] Am 16. Juli 2018 wurde sie um die ursprünglich Linea 3 genannte Strecke verlängert und hat nun auf einer Länge von 11,5 Kilometern 26 Stationen.[3] Damit ist nun auch der Norden von Florenz bis zum Krankenhaus Careggi angeschlossen.
Sie beginnt an einem direkt von der Autobahn A1 erreichbaren P+R-Parkplatz an der Villa Costanza in der Gemeinde Scandicci, wo sich auch jenseits der Autobahn, mit einer Stichstrecke angebunden, die Remise und die Werkstätten befinden. Die Tram verläuft weiter über die Via delle Sette Regole, die Via Fabrizio de Andre und den Viale Aldo Moro. Kurz nach Überqueren des Flusses Greve passiert sie die Stadtgrenze von Florenz und führt weiter durch den Viale Pietro Nenni. Nach Unterquerung einer Straßenkreuzung in einem kurzen Tunnel führt die Strecke über den Viale Francesco Talenti und die Via del San Sovino zur Piazza Paolo Uccello.
Der Arno wird auf einer neu errichteten Brücke überquert. Die Strecke verläuft nun durch den Parco delle Cascine entlang der Via Stendhal und des Viale degli Olmi. Über die Piazza Vittorio Veneto führt die Trasse durch den Viale Fratelli Rosselli und die Via Jacopo da Diacceto. Die Strecke mündet in die Via Luigi Alamanni, wo die Linie 2 einmündet, die auf dem kurzen Abschnitt bis zum Hauptbahnhof Florenz Santa Maria Novella die Strecke ebenfalls benutzt.
Nach der südlichen Umfahrung des Hauptbahnhofes folgt sie der Via Valfonda um dann in den Viale Strozzi abzubiegen. Nach der Piazza della Costituzione folgt sie der Via dello Statuto, über die Piazza Muratori, die Via Guasti, die Piazza Vieusseux und die Via Gianni erreicht sie die Via Tavanti. Hier teilt sie sich auf: Richtung Norden ist sie durch die Via Tavanti und die Via Vittorio Emanuele II trassiert, Richtung Süden durch die Via Corridoni, die Via Pisacane und die Via Romagnosi. An der Piazza Dalmazia treffen sich beide Gleise wieder und folgen dem Viale Giovanni Battista Morgagni bis zum Vorplatz des Krankenhauses Careggi.
Der erste Abschnitt in der Gemeinde Scandicci dient der besseren Erschließung des Raums südlich von Florenz, in dem es bisher noch nie ein schienengebundenes öffentliches Verkehrsmittel gab.
Eine ein Kilometer lange Erweiterung Richtung Norden über den Viale Pieraccini ist geplant, um direkt die Krankenhäuser Careggi, CTO und Meyer anzubinden.
T2 Vespucci
Die Linie T2 Vespucci hat eine Länge von 5,3 Kilometern mit 12 Haltestellen und wurde am 11. Februar 2019 eröffnet.[4] Sie hat ihre Endstelle beim Flughafen Amerigo Vespucci, von wo sie die Bahnstrecken nach Osmannoro und Pisa unterquert und danach der Via di Novoli folgt. Nach dem Kreisverkehr beim Viale Forlanini wird der Fluss Mugnone überquert. Weiter führt sie durch die Via Buonsignori und die Via Gordigiani, folgt dem Ufer des Mugnone und erreicht das Gelände der zukünftigen Station der Hochgeschwindigkeitsbahn Firenze Belfiore, das sie auf dem Viale Belfiore wieder verlässt. Hier ist eine umfangreiche Neugestaltung des städtischen Raums geplant. Sie folgt der Via Guido Monaco und der Via Alamanni, wo sie in die Strecke der Linie 1 mündet, die bis zum Bahnhof befahren wird. Bei der Piazza dell'Unità Italiana erreicht die Strecke ihren provisorischen Endpunkt.[5]
Die ursprünglich ab der Piazza dell’Unità Italiana durch die Altstadt geplante Strecke, die am Dom Santa Maria del Fiore hätte vorbeiführen sollen, wird nicht weiter verfolgt, nicht zuletzt weil eine Bürgerinitiative aufgrund der möglichen Vibrationen Schaden für die Bausubstanz des Domes befürchtete. Stattdessen wird untersucht, ob die Strecke über die Strecke der Linie 2 bis zum Abzweig der Viale Spartaco Lavagnini und weiter über diese zum geplanten Endpunkt der Piazza della Libertà geführt werden kann.[5]
Der Linie wird entscheidende Verkehrsbedeutung zukommen, denn sie wird durch das wichtigste Stadtentwicklungsgebiet führen, den Flughafen mit dem zukünftigen Hochgeschwindigkeitsbahnhof verbinden und das neue Universitätsgelände und das Gerichtsgebäude in Novoli erschließen.
Eine Verlängerung von Peretola bis Castello ist im Planungsstadium. Sie soll die neuen Sitze der Provinz und der Regionalverwaltung und das Forschungs- und Universitätszentrum von Sesto Fiorentino anbinden.
Linie 3.2
Vorgesehen ist eine spätere Netzerweiterung Richtung Osten, von der Fortezza da Basso durch die Alleen über Piazza Libertà, von wo sich die Strecke in zwei Äste verzweigen soll, einen sieben Kilometer langen Richtung Rovezzano und einen acht Kilometer langen nach Bagno a Ripoli.
Linie 4
Die Linie 4 ist zunächst vom ehemaligen Bahnhof Leopolda bis Le Piagge geplant. Dabei soll teilweise die Trasse eines stillgelegten Abschnittes der Eisenbahnlinie Florenz – Pisa genutzt. Später ist eine Verlängerung über San Donnino bis Campi Bisenzio vorgesehen.[6][7]
Fahrzeuge
Bei den eingesetzten Fahrzeugen handelt es sich um sogenannte Sirio-Wagen von AnsaldoBreda. Diese Fahrzeuge sind auch bei den italienischen Straßenbahnsystemen von Mailand, Neapel, Bergamo, Sassari sowie in Athen, Göteborg und Kayseri im Einsatz.
Einzelnachweise
- lesechos.fr: La RATP met en service le tramway de Florence. Abgerufen am 5. März 2011.
- GEST – Chi siamo (GEST – Wer wir sind) (Website auf italienisch). Abgerufen am 9. Januar 2016.
- http://www.gestramvia.com/single-post/2018/07/15/Luned%C3%AC-16-luglio-apre-la-nuova-T1-Leonardo Information der GEST zur Verlängerung (italienisch), abgerufen am 29. November 2018
- Meldung zur Linie T2 auf der Betreiberseite, abgerufen am 12. Februar 2019
- http://mobilita.comune.fi.it/tramvia/sistema_tramviario/linea2.html Projektseite zur Linie 2 (italienisch)
- Tramvia, la comunicazione dell’assessore Giorgetti in consiglio comunale. Pressemitteilung der Stadt Florenz. Abgerufen am 29. Juni 2017 (italienisch).
- http://mobilita.comune.fi.it/tramvia/sistema_tramviario/linea4.html Projektseite zur Linie 4 (italienisch)