Steinzeitkommunismus
Mit dem Begriff Steinzeitkommunismus wird eine Verhaltensweise von Regimen kritisiert, die sich als kommunistisch oder sozialistisch bezeichnen und dabei durch radikale Zerstörung der Strukturen der modernen städtischen Gesellschaft versuchen, besonders egalitäre Sozialstrukturen zu schaffen.[1][2] Der Vorwurf des Steinzeitkommunismus wurde insbesondere Regimen in Albanien, Kambodscha und Nordkorea gemacht.
Aus erzieherischen Gründen und mangels Mitteln wurden in Nordkorea teils wahllos Personen herangezogen, teils vermeintliche oder tatsächliche politische Gegner[3] ergriffen und zur Landarbeit oder Handwerk unter äußerst primitiven Bedingungen in Arbeitslagern gezwungen.[4] Dabei wurden oft die Mittel vorheriger Enteignung und der Trennung sozialer gewachsener Gruppen, insbesondere von Familien, vorangetrieben. Die Maßnahmen zielten darauf ab, einen „Neuen Menschen“ zu formen, wie es in der propagandistischen Sprache der betreffenden Regime ausgedrückt wurde. Diese Regime nahmen die Verelendung und den Tod dieser Gruppen in Kauf oder mordeten, wie die Roten Khmer in Kambodscha.[5][6] Insbesondere dort ähnelte dies einer Vernichtung durch Arbeit.
Einzelnachweise
- Detlef Kleinert: Willibald Pahr. Außenminister unter Kreisky. Analysen zum Zeitgeschehen. Böhlau, Wien 2010, ISBN 978-3-205-78523-1, S. 87 (zu Albanien).
- Rupert Neudeck: Immer radikal. Von Cap Anamur bis zu den Grünhelmen (= Forum Humanität und Ethik. Band 3). Lit, Münster 2012, ISBN 978-3-825-85601-4, S. 75 (zu Albanien).
- Pierre Rigoulot: Nordkorea. Steinzeitkommunismus und Atomwaffen. Anatomie einer Krise. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2003, ISBN 978-3-462-03347-2, S. 59.
- Theo Sommer: Hanoi im Vormarsch. Wird Kambodscha zur Weltkrise? In: Die Zeit vom 12. Januar 1979.
- Peter Stiegnitz: Das fünfte Gebot. Eine Geschichte der Gewalt. Eine Analyse. Edition va bene, Klosterneuburg 2005, ISBN 978-3-851-67175-9, S. 78.
- Manfred Lahnstein: Die asiatische Herausforderung. Hoffmann und Campe, Hamburg 2012, ISBN 978-3-455-50269-5.