Stefan Talmon
Stefan Talmon (* 22. Januar 1965 in Pforzheim) ist ein deutsch-britischer Völkerrechtler.
Leben
Talmon studierte Rechtswissenschaften in Tübingen und München. An der University of Cambridge erwarb er einen Master of Laws. 1995 wurde er mit einer Dissertation zum Thema „Recognition of Governments in International Law: With Particular Reference to Governments in Exile“ zum „Doctor of Philosophy“ an der University of Oxford promoviert. Der zweiten juristischen Staatsprüfung im Jahr 1997 folgten im Jahr 2002 die Habilitation an der Eberhard Karls Universität Tübingen zu dem Thema „Kollektive Nichtanerkennung illegaler Staaten. Grundlagen und Folgen einer international koordinierten Sanktion dargestellt am Beispiel der Türkischen Republik Nord-Zypern“ und im Jahr 2003 die Verleihung des Titels „Master of Arts“ an der University of Oxford. Am 28. Juli 2008 wurde Talmon zum Professor für Völkerrecht an der University of Oxford ernannt. Zum Wintersemester 2011 nahm er einen Ruf an die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn an, wo er Völkerrecht lehrt[1] und zudem Kurator des Bonner Rechtsjournals ist.[2]
Neben seiner akademischen Tätigkeit ist er als Barrister in einer Londoner Kanzlei tätig. Er ist vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag aufgetreten und berät Regierungen, staatliche Einrichtungen und multinationale Unternehmen in völkerrechtlichen Angelegenheiten.
Im Fall des türkischen Politikers Doğu Perinçek, der als erste Person in der Schweiz wegen Leugnung des Völkermords an den Armeniern zur Rechenschaft gezogen wurde und daraufhin gegen diesen Entscheid vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) zog, vertrat Talmon die Türkei als dritte Partei zu Gunsten Perinçeks.[3]
In dem Verfahren des kurdischen HDP-Politikers Selahattin Demirtaş gegen die Türkei vor dem EGMR in Straßburg vertritt Talmon erneut die Türkei.[4]
Gastprofessuren
- Katholieke Universiteit Leuven, Belgien (2010)
- Ohio State University, Columbus, USA (2008)
- University of Canterbury, Neuseeland (2006)
- Université Paris II Panthéon-Assas, Frankreich (2006)
- Ohio State University, Columbus, USA (2005–2009)
- University of Georgia, USA (2005–2009)
- Yeditepe Üniversitesi, Istanbul, Türkei (2003)
- Université Aix-Marseille III, Frankreich (2002, 2003)
- Jaroslaw-Mudryi Akademie, Charkow, Ukraine (2001)
Werk (Auswahl)
- The Legal Order of the Oceans. Basic Documents on the Law of the Sea (herausgegeben gemeinsam mit Vaughan Lowe). Oxford: Hart Publishing, 2009.
- The Occupation of Iraq. The Official Documents of the Coalition Provisional Authority. Oxford: Hart Publishing, 2006.
- Kollektive Nichtanerkennung illegaler Staaten. Grundlagen und Folgen einer international koordinierten Sanktion dargestellt am Beispiel der Türkischen Republik Nord-Zypern. Tübingen: Mohr Siebeck, 2006.
- The Reality of International Law. Essays in Honour of Ian Brownlie (herausgegeben gemeinsam mit Guy S. Goodwin-Gill). Oxford: Clarendon Press, 1999.
- Alles fließt. Kulturgüterschutz und innere Gewässer im Neuen Seerecht (gemeinsam mit Wolfgang Graf Vitzthum). Baden-Baden: Nomos, 1998.
- Recognition of Governments in International Law: With Particular Reference to Governments in Exile. Oxford: Clarendon Press, 1998.
Weblinks
- Webseite an der Uni Oxford (englisch)
- Literatur von und über Stefan Talmon im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Heinrich Wefing (Journalist): Biegen und brechen. Wer sich selbst nicht an das Völkerrecht hält, kann in seinem Namen auch keine Kriege führen. Ein Gespräch über Doppelmoral mit Stefan Talmon. In: Die Zeit. Nr. 46, 6. November 2014, S. 8 f. (zeit.de).
Einzelnachweise
- Universität Bonn, Fachbereich Jura: Prof. Dr. Stefan Talmon (Lebenslauf, Veröffentlichungen etc.)
- Universität Bonn, Bonner Rechtsjournal: Kuratorium.
- European Court confirms Perinçek’s right to freedom of speech. SWI swissinfo.ch. 15. Oktober 2015, abgerufen am 1. September 2019
- Demirtaş'ın tahliyesine itiraz reddedildi. Deutsche Welle. 10. September 2019, abgerufen am 11. September 2019