Stahlblauer Rötling
Der Stahlblaue Rötling (Entoloma nitidum) ist ein giftiger Pilz aus der Familie der Rötlingsverwandten (Entolomataceae).
Stahlblauer Rötling | ||||||||||||
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Stahlblauer Rötling (Entoloma nitidum) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Entoloma nitidum | ||||||||||||
Quél. |
Merkmale
Makroskopische Merkmale
Der dünnfleischige Hut ist zunächst glocken- oder halbkugelförmig, später gewölbt oder selten auch fast flach mit einem deutlichen, stumpfen Buckel und erreicht 2–5 cm im Durchmesser. Die glatte, matte Hutoberfläche ist dunkel- bis stahlblau, später etwas blasser gefärbt und lässt ein radialfaseriges Muster von eingewachsenen Fasern erkennen. Der ungeriefte Hutrand ist anfangs eingerollt, später flach und reißt bei Trockenheit oft tief ein. Die untermischt und mit etwas Abstand stehenden Lamellen sind zunächst weißlich und verfärben sich mit fortschreitender Sporenreife zunehmend rötlich. Sie sind am Stiel ausgebuchtet angewachsen oder fast frei stehend. Die Lamellenschneiden sind bauchig geformt und glatt. Der Stiel wird 3–9 cm hoch und 2,5–5, in der Mitte auch bis 7 mm stark, ist weitgehend zylindrisch geformt und verlängert sich kurz wurzelartig ins Substrat. Seine Oberfläche ist hutfarben oder etwas heller und nahe der Basis etwas gelblich oder weiß. Er ist längsfaserig und zerbrechlich beschaffen und innen vollfleischig oder mit einer schmalen, leeren bis wattig ausgestopften Höhlung. Das weiche, weißliche Fleisch hat kaum Geschmack und einen leichten mehlartigen oder etwas unangenehmen Geruch.
Mikroskopische Merkmale
Die Fruchtschicht überzieht auch die Lamellenschneiden und weist keine Zystiden auf. Ihre Basidienzellen messen 24–36 (selten bis 45) auf 7,5–12,5 Mikrometer. Daran wachsen je vier der eckig geformten, rosabraunen Sporen, welche 6,5–10 × 5,5–8 µm messen und relativ dünne Wände aufweisen. Auf Rasterelektronenmikroskopaufnahmen zeigen sie (manchmal) ein unvollständiges Netz. Die Huthaut ist eine Ixocutis aus radial verlaufenden, 2,5–6 Mikrometer starken, zylindrisch geformten Hyphen. Der blaue Farbstoff findet sich in den Zellen. Es sind reichlich Schnallenverbindungen im Gewebe vorhanden.
Artabgrenzung
Die optisch sehr ähnlichen Fruchtkörper von E. alcedicolor riechen nach Knoblauch und besitzen eine anders aufgebaute Hutdeckschicht. Die Art ist bislang nur von der Typuslokalität bekannt.[1] Der eng verwandte und seltene Lilablaue oder Blaue Rötling (Entoloma bloxamii) lebt nicht im Wald, sondern auf Offengrasflächen und besitzt kräftigere Frk. Ähnliche Färbungen finden sich außerdem bei Leptonia carnea (es hat eine schuppigere Hutoberfläche und größere Sporen), Entoloma trachysporum var. purpureoviolaceum, Leptonia occidentalis var. metallica sowie den seltenen Leptonia cyaneonita, Leptonia cyanea und Leptonia violaceonigra.[2][3][4][5] Darüber hinaus gleicht der Stahlblaue Rötling in der Erscheinung der Frk. bis auf die unterschiedliche Färbung dem Drehstiel-Rötling (Entoloma turbidum).
Ökologie, Phänologie und Verbreitung
Der Stahlblaue Rötling lebt als Saprobiont in gewöhnlich zumindest oberflächlich humosen und sauren, sowie tiefer auch häufig kalkhaltigen Böden von Nadel- oder Mischwäldern. Er fruchtet zwischen August und November einzeln oder in kleinen Gruppen. Die Art ist in Europa weit verbreitet, in Nordwesteuropa örtlich auch häufig, und kommt auch in Nordamerika vor.
Bedeutung
Inhaltsstoffe
In den Fruchtkörpern kommen unter anderem Polysaccharide mit krebshemmender Wirkung vor.[6]
Speisewert
Er wirkt bei Verzehr giftig auf den menschlichen Organismus.[4]
Systematik und Taxonomie
Die Erstbeschreibung stammt aus dem 1883 veröffentlichten Werk „Quelques especes critiques ou nouvelles de la Flore Mycologique de France“ von Lucien Quélet. Der französische Mykologe ordnete die Art bereits den Rötlingen (Entoloma) zu.[7] Machiel Evert Noordeloos gliedert die Gattung und teilt die Art der Untergattung Entoloma, Sektion Entoloma, Untersektion Entoloma zu. Der niederländische Mykologe stellt zudem Überlegungen an, die Sektion zusammen mit der Sektion Turfosa aufgrund von Sporenähnlichkeiten in die Gattung der Tellerlinge (Rhodocybe) zu überschreiben.[1] Auch andere Forscher kommen zu derlei Überlegungen, doch eine endgültigere Klärung der Verwandtschaftsverhältnisse erfordert noch weitere Untersuchungen.
Quellen
- Machiel Evert Noordeloos: Entoloma s.l. Supplemento. In: Fungi Europaei. 5A. Massimo Candusso, Saronno (Italien) 2004, ISBN 88-901057-4-7.
- Machiel Evert Noordeloos: Entoloma s.l. In: Fungi Europaei. Band 5. Edizioni Candusso, Alassio (Italien) 1992, S. 116.
- Cornelis Bas, Thomas W. Kuyper, Machiel Evert Noordeloos, Else C. Vellinga, Reinout van Crevel, E. J. M. Arnolds (Hrsg.): Flora Agaricina Neerlandica. Critical monographs on the families of agarics and boleti occuring in the Netherlands. 1 – Entolomataceae. A. A. Balkema Publishers, Rotterdam 1988, ISBN 978-90-6191-859-2, S. 97 (englisch).
- Hans E. Laux: Der große Kosmos-Pilzführer. Alle Speisepilze mit ihren giftigen Doppelgängern. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2001, ISBN 3-440-08457-4, S. 234.
- Markus Flück: Welcher Pilz ist das? 3. Auflage. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-440-11561-9, S. 223.
- S. Ohtsuka, S. Ueno, C. Yoshikumi, F. Hirose, Y. Ohmura, T. Wada, T. Fujii, E. Takahashi: Polysaccharides having an anticarcinogeniceffect and method of producing them from species of Basidiomycetes. In: UK Patent. Nr. 1331513, 26. September 1973 (englisch).
- Lucien Quélet: Quelques especes critiques ou nouvelles de la Flore Mycologique de France. In: L´Association française pour l´Avancement des Sciences (Hrsg.): Comptes rendus de l´Association française pour l´Avancement des Sciences. Band 11. La Rochelle 1883, S. 391 (französisch).