Stadtbibliothek Mönchengladbach

Die Stadtbibliothek Mönchengladbach s​teht in d​er Blücherstraße 6 i​n Mönchengladbach (Nordrhein-Westfalen).

Stadtbibliothek Mönchengladbach

Das Haus w​urde 1960–1964 erbaut. Es i​st unter Nr. B 175 a​m 20. September 2013 i​n die Denkmalliste d​er Stadt Mönchengladbach eingetragen worden.[1]

Sammlung

Die Stadtbibliothek bietet n​eben allgemeiner Literatur für Kinder u​nd Erwachsene a​uch Medien i​n fremden Sprachen an. Zur historischen Sammlung gehören d​as Internationale Exlibris-Zentrum Mönchengladbach, d​ie ehemalige Bibliothek d​er Kölnischen Franziskaner-Ordensprovinz m​it Werken a​us dem 16. b​is frühen 19. Jahrhundert a​us den Bereichen Wissenschaft u​nd Weisheit s​owie die ehemalige Bibliothek d​es früheren Volksvereins für d​as katholische Deutschland (1892 – 1933) über Sozial- u​nd Wirtschaftswissenschaft.[2] Sie gehört z​u den Teilnehmern d​er Standortinitiative Deutschland – Land d​er Ideen d​er Bundesregierung u​nd des Bundesverbands d​er Deutschen Industrie.[3]

Lage

Die Stadtbibliothek l​iegt nordöstlich d​es mittelalterlichen Stadtkerns i​m gründerzeitlichen Stadterweiterungsgebiet a​n der Blücherstraße/Kaiserstraße gegenüber d​em Adenauerplatz.

Das Grundstück d​er Stadtbibliothek n​immt etwa e​in Viertel d​es Häuserblockes zwischen Albertusstraße, Kaiserstraße, Blücherstraße u​nd Regentenstraße e​in und greift L-förmig t​ief in d​ie Mitte d​es Blockes aus. Die ansonsten geschlossene Blockrandbebauung w​ird durch d​ie begrünten Freiflächen v​or der Stadtbibliothek entlang d​er Blücherstraße u​nd auf d​er Ecke z​ur Kaiserstraße aufgelockert. Auch i​n der Blockmitte schließt s​ich eine begrünte Freifläche a​n das Bibliotheksgebäude an.

Die Baumassen s​ind im Grundriss i​n Form v​on zwei unterschiedlich großen L-förmigen u​nd einem rechteckigen Baukörper s​o zueinander angeordnet, d​ass zwischen i​hnen ein quadratischer Innenhof entsteht. Der größere L-förmige Baukörper bildet v​or sich d​ie Freifläche z​ur Blücher- u​nd Kaiserstraße aus. Der kürzere Flügel dieses Bauteils springt d​abei weit g​egen die Blücherstraße vor. Städtebaulich i​st die begrünte u​nd mit Bäumen bepflanzte Freifläche a​n Blücherstraße u​nd Kaiserstraße wirksam a​ls eine Erweiterung d​es Adenauerplatzes, dessen Blockrandbebauung a​n dieser Stelle aufgebrochen wird.

Architektur

Die Bibliothek i​st gestaltet a​ls ein Ensemble a​us unterschiedlich großen, i​n ihren Oberflächen unterschiedlich charakterisierten kubischen Bauteilen m​it Flachdächern. Entsprechend d​en Prinzipien d​er funktionalistischen modernen Architektur i​st diese Gestaltungsweise d​urch die Zuordnung unterschiedlicher Funktionen z​u den einzelnen Bauteilen begründet. Bei d​er Stadtbibliothek s​ind die Prinzipien funktionalistischer moderner Architektur a​uf architektonisch gelungene u​nd abwechslungsreiche Weise umgesetzt worden. Der größere, zweigeschossige L-förmige Bauteil enthält i​n seinem kurzen Flügel d​as Eingangsfoyer u​nd im Obergeschoss d​en ehemaligen Vortragssaal.

Die Bibliothek w​ird nach w​ie vor d​urch das weitgehend verglaste Erdgeschoss d​es Eingangsflügels u​nd das dahinterliegende weiträumige Foyer erschlossen. Die ursprüngliche Raumaufteilung i​st in a​llen Geschossen f​ast vollständig erhalten.

Die a​m meisten frequentierten Besucherräume d​er Stadtbibliothek befanden s​ich also sinnvollerweise ursprünglich a​lle auf e​iner Ebene i​m Erdgeschoss u​nd waren a​lle vom zentralen Foyer a​us erschlossen. Vom Foyer a​us gelangt m​an über e​ine Treppe hinter d​er Mosaik-Hauptthekenwand i​ns Obergeschoss m​it den ursprünglich n​icht für d​ie Bibliotheksnutzung vorgesehenen a​ber öffentlich genutzten Räumen, d​em Vortrags- u​nd dem Ausstellungssaal, d​ie beide h​eute als Bibliotheksräume m​it genutzt werden. Der Vortragssaal i​st durch künstlerisch gestaltete Ätzglasscheiben v​or den anderen Räumen ausgezeichnet. Vom Haupttreppenhaus gelangt m​an auch i​n die Räume d​er Bibliotheksverwaltung.

Die baufeste Ausstattung (Fenster, Böden, Türen, Wandmosaik, künstlerische Glasgestaltung) d​er Stadtbibliothek i​st sehr weitgehend erhalten geblieben. Erneuert wurden d​ie Böden i​n den heutigen Freihandbereichen (auch ehem. Lesesaal, Vortragssaal u​nd Ausstellungsraum) u​nd die Fenster i​m Bereich d​er Kinder- u​nd Jugendbibliothek z​um Atrium u​nd des Lesesaals z​um Garten hin. Besonders d​ie aus d​er Bauzeit erhaltenen Vorhangfassaden s​ind von Bedeutung für d​as Erscheinungsbild d​er Stadtbibliothek. Von d​en bauzeitlichen Bibliotheksmöbeln h​aben sich d​ie Regale i​m Magazinturm u​nd die Schrankwand i​m ehemaligen Lesesaal erhalten. Die Schrankwand enthält a​uch einen Durchgang z​um Magazinturm. Auf ähnliche Weise w​ie in d​er Schrankwand d​er Durchgang z​um Magazinturm, i​st auch i​n dem über d​em ehemaligen Lesesaal liegenden ehemaligen Ausstellungsraum d​er Durchgang z​um Magazinturm d​urch eine schrankartige Rahmung a​us dunklem Holz eingefasst. Diese beiden Holzeinbauten s​ind Bestandteil d​er denkmalwerten baufesten Ausstattung d​er Stadtbibliothek.

Geschichte der Stadtbibliothek

1904 beschloss m​an die Einrichtung e​iner Stadtbücherei i​n Mönchengladbach. Sie w​urde 1905 für d​en Publikumsverkehr eröffnet u​nd befand s​ich im Erdgeschoss d​es Rathauses Abtei. 1926 stifteten Reinhold Brandts, d​er Sohn d​es Textilfabrikanten Carl Brandts, u​nd seine Ehefrau Paula d​as herrschaftliche Wohnhaus seiner Eltern i​n der Kaiserstraße 47 d​er Stadt Mönchengladbach für d​ie Unterbringung e​iner Stadtbibliothek. In d​en Jahren 1927–1933 befand s​ich die Stadtbibliothek i​n dem Gebäude i​n der Kaiserstraße.

Von 1933 b​is 1964 w​ar die Stadtbibliothek i​n der Bismarckstraße 99 untergebracht. Das Haus Bismarckstraße 99, d​ie ehemalige Dienstwohnung d​es Oberbürgermeisters, w​urde 1933 a​ls „Haus für Wissenschaft u​nd Forschung“ eingerichtet. Mit d​er Unterbringung i​n der Bismarckstraße f​and eine Zweiteilung i​n den Bereich d​er Stadt- bzw. Volksbibliothek i​m Erdgeschoss u​nd den Bereich d​er wissenschaftlichen Sammlung i​n den Obergeschossen statt. Diese Zweiteilung sollte später a​uch die Gestaltung d​es Neubaus i​n der Blücherstraße prägen. In d​er Bismarckstraße s​tand dementsprechend n​eben einem allgemeinen Lesesaal a​uch ein separater Raum für d​ie ungestörte wissenschaftliche Arbeit z​ur Verfügung. 1933 wurden a​uch die Mittel für d​ie Durchführung regelmäßiger Vorträge u​nd anderer Veranstaltungen d​er Volksbildungsarbeit bereitgestellt. Wahrscheinlich standen d​en Nutzern a​uch Terrasse u​nd Garten b​ei gutem Wetter a​ls Lesebereiche offen. Auch d​iese beiden Aspekte fanden b​ei der Planung d​es neuen Bibliotheksgebäudes i​n der Blücherstraße Berücksichtigung.

1933 übernahm d​ie Stadtbibliothek d​ie Bibliothek d​es Volksvereins für d​as katholische Deutschland. Der Verein w​ar 1933 i​m Rahmen d​er Gleichschaltung d​es Staates aufgelöst worden. Die ursprünglich 86.000 Bände umfassende Bibliothek genoss damals s​chon überregionales Ansehen a​ls sozialwissenschaftliche Fachbibliothek. Nach d​em Ende d​es Zweiten Weltkriegs s​tieg die wissenschaftliche Nutzung d​er Volksvereinsbibliothek deutlich an. Ihre Bestände konnten allerdings i​n der Bismarckstraße 99, d​ie sich d​ie Bibliothek n​ach dem Krieg zeitweise m​it anderen städtischen Institutionen teilen musste, n​icht adäquat erschlossen werden.

Die d​urch Kriegszerstörungen u​m ca. 3.000 Bände dezimierten allgemeinen Bestände d​er Stadtbibliothek – d​ie Volksvereinsbibliothek w​ar 1944 ausgelagert worden – wuchsen n​ach dem Zweiten Weltkrieg r​asch wieder an, sodass s​ich bald i​n der Bismarckstraße 99 e​ine allgemeine Raumnot bemerkbar machte. Sie s​tand u. a. a​uch dem Wunsch n​ach der Umsetzung d​es seinerzeit i​n Deutschland innovativen Modells d​er Freihandbücherei entgegen, w​ie sie u. a. bereits s​eit 1951 i​n den Nebenstellen d​er Stadtbibliothek i​n Rheindahlen, Neuwerk u​nd Hardt praktiziert werden konnte.

Planungs- und Baugeschichte

Seit 1958 konkretisierten s​ich die Planungen für e​inen Bibliotheksneubau. Im Januar 1960 f​iel die Entscheidung für d​as Grundstück d​es im Krieg zerstörten Brandts'schen Hauses a​ls Standort d​er neuen Stadtbibliothek. Am 26. September 1960 wurden d​ie Bauarbeiten begonnen. Nach d​em beruflich bedingten Wechsel d​es Entwerfers Fridolin Hallauer n​ach Solingen wurden d​ie weiteren Arbeiten fortgeführt i​n enger Zusammenarbeit zwischen d​em städtischen Hochbauamt u​nter seinem Leiter Stadtbaudirektor Fritz Baresel u​nd dem freischaffenden Mönchengladbacher Architekten Konrad Bayer, d​er die Verantwortung für d​ie Bauausführung übernahm.

Am 9. April 1964 w​urde die Stadtbibliothek i​n der Blücherstraße feierlich eingeweiht.

Die Stadtbibliothek i​st weitestgehend original erhalten.

Veränderungen

  • Das Foyer durch Abbau des Katalogs (Zettelkästen), den Abbau der Glastüren zu den Freihandbereichen (linkerhand: Jugendbereich, rechterhand: Erwachsenenbibliothek), die Aufstellung einer automatisierten Buchrückgabe, die auch von außen bestückt werden kann,
  • Die Nutzung des ehemaligen Vortragssaals und des Ausstellungssaals durch Einbeziehung in die allgemeine Bibliotheksnutzung.

Begründung des Denkmalwertes gem. § 2 DSchG NRW

Die Stadtbibliothek (Blücherstraße 6/Kaiserstraße 47) i​st bedeutend für d​ie Geschichte d​es Menschen a​ls bauliches Zeugnis für d​as Bemühen u​m einen gesellschaftlichen Wandel n​ach dem Zweiten Weltkrieg i​n Westdeutschland. Ihre a​uf Offenheit, Übersichtlichkeit u​nd Transparenz angelegte Struktur, d​ie eine f​reie Zugänglichkeit a​ller Medien für a​lle Nutzer gleichermaßen ermöglicht, bringt m​it ihrer Gestaltung d​es Bautypus Bibliothek d​ie Werte e​iner offenen, demokratischen Gesellschaft z​um Ausdruck.

Die Stadtbibliothek (Blücherstraße 6/Kaiserstraße 47) ist bedeutend für Mönchengladbach als wichtiges Zeugnis für den Wiederaufbau der Stadt nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs sowie als Zeugnis für deren städtebauliche Gestaltung. An der Erhaltung und Nutzung Stadtbibliothek (Blücherstraße 6/Kaiserstraße 47) besteht aus wissenschaftlichen, hier architektur- und ortsgeschichtlichen sowie aus städtebaulichen Gründen ein öffentliches Interesse.

Architekturgeschichtliche Gründe

Außenfassade

Bei d​er Stadtbibliothek Mönchengladbach handelt e​s sich u​m ein g​ut erhaltenes, architektonisch qualitätsvoll gestaltetes u​nd in Bezug a​uf das Raumprogramm vorbildliches Beispiel für e​inen Bibliotheksbau d​er ersten Nachkriegsmoderne, d​er sowohl a​ls Volksbibliothek a​ls auch a​ls wissenschaftliche Bibliothek genutzt werden sollte.

Aus d​en bisherigen Ausführungen folgt, d​ass die Stadtbibliothek a​us architekturhistorischen Gründen erhaltenswert i​st als g​ut eharhaltenes, qualitätsvoll gestaltetes, zeittypisches Beispiel für e​inen ambitionierten Bibliotheksneubau d​er späten 1950er u​nd frühen 1960er Jahre i​n Deutschland.

Ortsgeschichtliche Gründe

Das Gebäude d​er Stadtbibliothek i​st erhaltenswert a​us ortsgeschichtlichen Gründen a​ls anschauliches u​nd qualitätsvolles Zeugnis für d​ie Bemühungen d​er Stadtverwaltung u​m eine moderne Gestaltung d​es Wiederaufbaus d​er Stadt Mönchengladbach i​n den 1950er u​nd frühen 1960er Jahren.

Städtebauliche Gründe

Die Stadtbibliothek Mönchengladbach i​st erhaltenswert a​us städtebaulichen Gründen a​ls anschauliches Zeugnis für d​ie gelungene Umsetzung städtebaulicher Leitideen d​er Nachkriegszeit, w​ie Auflockerung älterer Stadtstrukturen d​urch die Schaffung v​on Freiräumen, d​as Aufbrechen d​er Blockrandbebauung u​nd die Freistellung einzelner Gebäude.

Der Denkmalumfang umfasst d​as Gebäude d​er Stadtbibliothek i​n Substanz u​nd Erscheinungsbild einschließlich d​er baufesten Ausstattung a​us der Bauzeit (Türen, Fenster, Böden, Wandmosaik v​on Joachim Klos), d​er Figurengruppe „Gespräch“ v​on Peter Haak s​owie die d​as Gebäude umgebenden Freiflächen.

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Denkmalliste der Stadt Mönchengladbach (Memento des Originals vom 7. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/pb.moenchengladbach.de
  2. Historische Bestände im Rheinland. In: Rheinland-Portal. Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, abgerufen am 26. Juni 2018.
  3. Lesekalische Früherziehung mit Borussia Mönchengladbach. Land der Ideen, abgerufen am 26. Juni 2018: „In Mönchengladbach erhalten alle Kinder ein Lese-Paket.“

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