Staatslabor
Das Staatslabor ist eine 2016 in Bern gegründete Denkfabrik[1], die Schweizer Behörden mit innovativen Verwaltungslösungen unterstützt.
Staatslabor | |
---|---|
Gründung | 2016 |
Gründer | Nicola Forster |
Sitz | Bern |
Zweck | Innovation in Verwaltung, Politik und Gesellschaft |
Geschäftsführung | Alenka Bonnard und Danny Bürkli |
Website | www.staatslabor.ch |
Geschichte und Ziele
2016 gründeten Alenka Bonnard, Danny Bürkli, Nicola Forster und Maximilian Stern das Staatslabor mit Unterstützung von Engagement Migros[2], dem Impact Hub Bern[3] sowie der britischen Stiftung Centre for Public Impact[4]. Der Verein versteht sich als Denkfabrik sowie als Vernetzungsplattform, welche die Schweizer Verwaltung auf den Stufen Bund, Kantone und Gemeinden bei innovativen Lösungen unterstützt.[5] Damit entstehe ein konkurrenzloses Angebot für Governance-Dienstleistungen, schrieb die Digitaljournalistin Adrienne Fichter.[6] Vorbilder waren Stiftungen wie die britische Nesta[7], das Behavioural Insights Team[8] oder der französische Thinktank La 27ème[9], die sich der Erneuerung der Verwaltung verschreiben und mit denen Staatslabor inzwischen kooperiert[10]. Verwaltungen seien mit immer komplexeren Problemen und dem technologischen Wandel konfrontiert, sagt Co-Direktorin Alenka Bonnard, deshalb wolle man ihnen den Zugang zu Innovationen erleichtern[11], wobei man stets von den Zielgruppen her denke.[12]
Aktivitäten
Corona-Krise
Während der Corona-Krise berief das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) die Geschäftsführer Bonnard und Bürkli ins Soundingboard des Krisenstabs, welcher den Bundesrat berät, wobei das Staatslabor – neben Wirtschaft und Forschung – als drittes Standbein die Zivilgesellschaft repräsentiert.[13][14] An einer live übertragenen Pressekonferenz des EDI präsentierte Bonnard eine Webseite[15], mit der zivilgesellschaftliche Gruppen und Initiativen via Staatslabor Anliegen an den Krisenstab einspeisen und an zuständige Verwaltungsstellen gelangen können.[16] Und das Staatslabor gehörte zu den Initiatoren[17] von Versus Virus, einer Serie[18] von Hackathons[19] unter der Schirmherrschaft des EDI und des WBF, mit denen man innovative Ideen für die Corona-Krise zu entwickeln sucht.
Kooperation mit Verwaltungen
Das Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA berief das Staatslabor in eine Arbeitsgruppe mit[20] für die Erarbeitung des Berichts Die Schweiz in der Welt 2028[21], wobei Alenka Bonnard den Fokus auf die Modernisierung der Aussenpolitik und die Bedeutung neuer Technologien legte.[22] Die Arbeitsgruppe erntete auch Kritik, weil von den drei Aussenstehenden – neben Bonnard – zwei Wirtschaftsexponenten waren.[23][24] Das EDA konterte, mit Bonnard sei die sogenannte Zivilgesellschaft vertreten und es handle sich bei ihr um einen ausgesprochen freien Geist.[23] Für das Bundesamt für Kommunikation arbeitete das Staatslabor an der Formulierung einer digitalen Strategie für die Schweiz.[25] Daneben ist das Staatslabor tätig für Gemeinden und Städte[26][27], etwa für den Einbezug der Bevölkerung bei Problemlösung für Entsorgung+Recycling Stadt Bern (ERB)[28] oder für die Fachstelle für Gleichberechtigung der Stadt Zürich[29].
Denkfabrik & Innovationsförderung
Grosse Schweizer Unternehmungen wie Swisscom oder Swiss Life verwenden zur Innovationsförderung die Kickbox, ein von Adobe entwickeltes und als Open Source zur Verfügung gestelltes Instrument, das auf Design Thinking und Start up-Erfahrungen fusst.[30] Da Verwaltungsangestellte sich am Gemeinwohl statt an Konkurrenz orientieren, adaptierte das Staatlabor die Kickbox zur Staatsbox, um bei Behörden Innovationsprozesse in Gang zu setzen.[31]
Als Denkfabrik sammelt das Staatslabor gute Beispiele, wie Verwaltungen Probleme lösen. Der Schweizer Föderalismus helfe, weil sich Ideen auf kleiner Stufe testen liessen, bevor man sie etwa in einer grossen Stadt anwende.[32] Mit einem Netzwerk an Experten[33] sei man im steten Austausch[34], sie – sowie Verwaltungsvertreter – kommen in Interviews auf dem Blog zu Wort.[35], In der Staatskantine sellen jeden ersten Donnerstag des Monats Experten aus unterschiedlichsten Bereichen ihre Erkenntnisse für Verwaltungsangestellte vor[36], beispielsweise über Anwendungsversuche und Probleme mit digitalen Identitätskarten[31] oder Blockchain zur Digitalisierung öffentlicher Dienstleistungen.[37]
Organisation und Geschäftsführung
Das Staatslabor ist organisiert als nicht-profitorientierter Verein[38][39] mit Standorten in Bern (Hauptsitz) und Zürich. Geschäftsleiterin ist seit der Gründung Alenka Bonnard[40], seit 2020 ist Danny Bürkli Co-Geschäftsleiter.
Literatur
- Alenka Bonnard & Nicola Forster: Soziale Innovation in der Schweiz: Nachdenken über die Zukunft. In: Perspektiven Sozialer Innovation. Lynn Blattmann (Hrsg.), Arcas Foundation, 2016 Zürich. ISBN 978-3-033-06009-8.[41]
- Danny Bürkli & Nicola Forster: Die Welt der sozialen Innovation: Inspiration aus dem Ausland. In: Perspektiven Sozialer Innovation. Lynn Blattmann (Hrsg.), Arcas Foundation, 2016 Zürich, ISBN 978-3-033-06009-8.[42]
- Nicola Forster: Künstliche Intelligenz: Die Zukunft der Verwaltung. In: Die Schweiz 2030. Schweizerische Bundeskanzlei (Hrsg.), Bern & NZZ Libro, Zürich, 2018, ISBN 978-3-03810-360-8.
Einzelnachweise
- André Müller & Daniel Fritzsche: Zürich baut den digitalen Schalter – und steht vor einer radikalen Verwaltungsreform. Neue Zürcher Zeitung, 25. Juli 2018, abgerufen am 25. Mai 2020.
- Service très public: Im staatslabor wird an der Verwaltung der Zukunft getüftelt. Engagement Migros, 11. Mai 2017, abgerufen am 24. Mai 2020.
- Homepage Impact Hub Bern. Abgerufen am 25. April 2020.
- Homepage Center for Public Impact. Abgerufen am 24. Mai 2020.
- Peter Blunschi: Mehr Innovation für die Verwaltung: Die Schweiz bekommt ein Staatslabor. Watson, 23. Januar 2017, abgerufen am 24. Mai 2020.
- Adrienne Fichter: Die Schweiz - Entwicklungsland in digitaler Demokratie. SRG/swissinfo.ch, 19. April 2017, abgerufen am 9. Mai 2020.
- Nesta Homepage. Abgerufen am 24. Mai 2020.
- Homepage Behavioural Insights Team. Abgerufen am 24. Mai 2020.
- La 27éme - Un laboratoire pour transformer les politiques publiques. Abgerufen am 24. Mai 2020.
- Patrick Aeschlimann: Ein Labor für staatliche Innovationen. baublatt, 19. Februar 2018, abgerufen am 24. Mai 2020.
- Mary Vakaridis: Comment mettre l'innovation au service du citoyen. Bilan, 30. März 2017, abgerufen am 24. Mai 2020.
- Kevin P. Hoffmann: Kreativität in den Behörden Eine Ideenschmiede für die Verwaltung. Der Tagespiegel, 21. September 2019, abgerufen am 25. Mai 2020.
- Coronavirus: Bund initiiert Verbindungsstelle zur Zivilgesellschaft. Medienmitteilung EDI, 19. April 2020, abgerufen am 24. Mai 2020.
- Andrea Arežina: Wer managt in Bern die Corona-Krise? Republik, 15. Mai 2020, abgerufen am 24. Mai 2020.
- Covid-19 Verbindungsstelle Zivilgesellschaft. Schweizerische Eidgenossenschaft/Staatslabor, abgerufen am 24. Mai 2019.
- Medienkonferenz des Bundesamts für Gesundheit (BAG). SRF/Tagesschau Spezial, 11. April 2020, abgerufen am 24. Mai 2020 (ab 8′37″).
- Über 4’000 Menschen beim #VersusVirus Hackathon dabei. In: Telebasel. sda, 2. April 2020, abgerufen am 26. Mai 2020.
- Homepage Versus Virus. Abgerufen am 24. Mai 2020.
- Céline Zünd: A quand la démocratie numérique? Le Temps, abgerufen am 2. April 2020 (2020-05-24).
- AVIS28 – Impulse für eine zukunftsfähige Schweiz. Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten, 19. September 2019, abgerufen am 24. Mai 2020.
- Arbeitsgruppe «Aussenpolitische Vision Schweiz 2028»: Die Schweiz in der Welt 2028. (PDF) Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten, 2. Juli 2019, abgerufen am 24. Mai 2020.
- What will Switzerland be like in 2028? Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten, 6. August 2019, abgerufen am 25. Mai 2020 (englisch).
- Heidi Gmür: Cassis lädt ABB und Swiss Re an den Tisch. In: Neue Zürcher Zeitung. 28. September 2018, abgerufen am 25. Mai 2020.
- Armin Köhli: Gefährliche Visionen. Die Wochenzeitung, 11. Oktober 2018, abgerufen am 25. Mai 2020.
- Aktualisierung der Strategie Digitale Schweiz Kurzbericht zum Workshop. (PDF) Bundesamt für Kommunikation / Staatslabor, 10. April 2018, abgerufen am 24. Mai 2020.
- Dimitri Aich, Ursula Näf & Jean-Daniel Strub: Wie viel Stadt braucht die Schweiz? P.S. Die linke Zürcher Zeitung, 16. Juni 2017, abgerufen am 24. Mai 2020.
- Cases Staatslabor Webseite. Abgerufen am 24. Mai 2020.
- Ralf Kaminski: Im Einsatz für das Gemeinwohl. MigrosMagazin, 10. Oktober 2019, abgerufen am 24. Mai 2020.
- Workshop «Hey Baby…» Stadt Zürich, abgerufen am 24. Mai 2020.
- mgt/lfr: Die Staatsbox: So könnte eine Werkzeugkiste öffentlicher Innovation aussehen. baublatt, 29. November 2018, abgerufen am 24. Mai 2020.
- Meret Ernst: Die Erneuerung der verwalteten Welt. (PDF) Hochparterre, 1. Juni 2019, abgerufen am 24. Mai 2020.
- Florian Wicki: Frischer Wind für die Politik. Blick, 2. August 2018, abgerufen am 25. Mai 2020.
- Céline Zünd: Six espoirs alémaniques pour les élections fédérales. Le Temps, 17. Oktober 2019, abgerufen am 25. Mai 2020 (französisch).
- Die staatslabor-Idee ist nicht aus dem Nichts entstanden. In: Engagement Migros. 23. November 2017, abgerufen am 25. Mai 2020.
- Blog des Staatslabors. Abgerufen am 24. Mai 2020.
- Events. Homepage des Staatslabors. Abgerufen am 24. Mai 2020.
- Blockchain als Mittel zur Digitalisierung öffentlicher Dienstleistungen. In: Homepage Staatslabor. 11. Februar 2017, abgerufen am 24. Mai 2020.
- Nicola Forster übernimmt Leitung des Staatslabors. Lokalinfo, 31. Januar 2020, abgerufen am 25. Mai 2020.
- PoliLab. Handelsregisteramt Bern, 9. März 2017, abgerufen am 25. Mai 2020.
- Yelmarc Roulet: Cent personnalités qui font la Suisse romande: Alenka Bonnard. L’innovation comme stimulant. (PDF) Le Temps, 24. Mai 2018, abgerufen am 24. Mai 2020 (französisch).
- Alenka Bonnard & Nicola Forster: Soziale Innovation in der Schweiz: Nachdenken über die Zukunft. (PDF) Lynn Blattmann (Hrsg.)/ Arcas Foundation, 2016, abgerufen am 25. Mai 2020.
- Danny Bürkli & Nicola Forster: Die Welt der sozialen Innovation: Inspiration aus dem Ausland. (PDF) Lynn Blattmann (Hrsg.) / Arcas Foundation, 2016, abgerufen am 25. Mai 2020.