St. Stephanus (Weimar)
Die evangelisch-lutherische Stephanuskirche in Weimars Ortsteil Schöndorf wurde von 1964 bis 1966 erbaut. Mit ihrer außergewöhnlichen Baukörperform gehört sie fest zum Ortsbild.
Sie gehört zu der aus politischen Gründen begrenzten Zahl an neu gebauten oder aus Umbau entstandenen Sakralbauten der DDR.
Geschichte
Schöndorf gehört seit 1939 zu Weimar und liegt auf der ansteigenden Kammlinie des kleinen Ettersberges zwischen Weimar und Großobringen. Laut Beschluss der Kreissynode vom Herbst 2012 gehört Schöndorf seit 2013 zum Kirchspiel Großobringen.[1]
Die Gemeinde hat das jüngste Gotteshaus im Kirchspiel – sie wurde im Jahr 1966 geweiht. Die Grundsteinlegung vollzog am 25. Juni 1964 Thüringens Landesbischof Moritz Mitzenheim. Die Kirchweihe fand am ebenfalls mit Landesbischof Mitzenheim am 15. Mai 1966 statt.
Nach 1994 zur Amtszeit von Pfarrer Martin Steiger wurde die Kirche mit Horst Jährling als Berater innen renoviert.[2]
Heute gehört die Kirchengemeinde Schöndorf zum Pfarrbereich Schöndorf-Großobringen im Kirchenkreis Weimar der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Architektur
Architekt dieser Kirche ist Kirchenbaumeister und Architekt Klaus Kaufmann aus Eisenach gewesen. Die geographische Nähe zum einstigen KZ Buchenwald hatte Einfluss auf die Architektur des Sakralbaus. Die Stanzreste an der Altarwand, die vom Kreuz der Auferstehung durchbrochen werden, erinnern auch an den Stacheldraht, und die roten Steinfliesen beziehen sich auf die blutgetränkte Erde des Ettersberges. In den Anfangsjahren gab es zahlreiche Veranstaltungen zum Gedenken an die Opfer des Konzentrationslagers Buchenwald.[3]
An ihrer Südseite hat die strahlend weiße Kirche eine großflächige Verglasung mit Klarglas und aufgeklebten Farbglasteilen. Dadurch ist der Kirchenraum sehr hell. Auch sind die angedeuteten botanischen Strukturen mit den dem Himmel zustrebenden Halmen eine harmonische Verbindung zur Außenwelt. Nach 50 Jahren ist die ursprünglich als Provisorium gedachte Variante fester architektonisch-künstlerischer Bestandteil der Kirche, eine Sammlung für die erforderliche Sanierung läuft.[4]
Der viereckige, sich nach oben leicht verjüngende Kirchturm befindet sich nicht – wie sonst üblich – an der Westseite des Kirchenbaus, sondern teilt ihn etwa im Verhältnis ein Drittel zu zwei Drittel. Er ist weithin zu sehen und prägt die Dorf-Silhouette mit. In ihm ist der Glockenstuhl mit den Glocken untergebracht.
Sie steht auf der Liste der Kulturdenkmale in Schöndorf (Weimar).
Orgel
Die Orgel wurde 1969 von Gerhard Böhm (Orgelbauer) gebaut. Sie verfügt über 9 Register, die auf ein Manualwerk und dem Pedalwerk verteilt sind.
Glocken
Die Kirche hat vier Bronzeglocken der traditionsreichen Firma Franz Schilling Söhne aus Apolda, die am 19. Juli 1965 in den Turm gehoben wurden:
Foto | Jahr | Ø | Gewicht (kg) | Nominal | Glockenzier und Inschriften |
---|---|---|---|---|---|
1965 | 910 | 510 oder 470 |
a1 | Schulter /O LAND, LAND, LAND HOERE DES HERREN WORT//DES HERREN WORT IST WAHRHAFTIG, UND WAS ER ZUSAGT, DAS HÄLT ER GEWISS ♰/ Wolm Gießerzeichen | |
1965 | 720 | 240 oder 220 |
cis2 | Schulter /SEID FROEHLICH IN HOFFNUNG, GEDULDIG//IN TRUEBSAL ♰ HALTET AN AM GEBET/ Wolm Gießerzeichen | |
1965 | 600 | 140 oder 120 |
e2 | Schulter /LASSET DIE KINDLEIN ZU MIR KOMMEN UND WEHRET ♰/ /IHNEN NICHT, DENN SOLCHER IST DAS REICH GOTTES ♰/ Wolm Gießerzeichen | |
1965 | 550 | 100 | fis 2 | Schulter /LASSET EUCH VERSOEHNEN MIT GOTT/ Wolm Gießerzeichen | |
Namenspatron
Die Kirche ist dem ersten christlichen Märtyrer Stephanus gewidmet.
Pfarrer der Kirchgemeinde
- Pfarrvikarin Christiane Margarete Luise Günzel (ab September 1962)
- Pfarrer Siegfried Urban (ab Mai 1966)
- Pfarrer Martin Heinz Steiger (1994‐2001)[5] (ab September 1994 sowie Kirche Wohlsborn ab 1998)[6]
- Pfarrer Bernd Eichert (ab September 2001)
- Pfarrerin Sabine Hertzsch (ab Januar 2013)
Varia
Siehe auch
Einzelnachweise
- Schöndorf » KG Schöndorf und KGV Großobringen. Abgerufen am 9. Juni 2020.
- Quelle: Auskunft von Pfarrer im Ruhestand Martin Steiger, Weimar, am 31. Januar 2020
- EK Weimar – Aus dem Gemeindeleben. Abgerufen am 9. Juni 2020.
- Flyer „Helft, die Buntfenster der Stephanuskirche zu sanieren!“ aus dem Jahr 2015
- Pfarrer Steiger war zuvor an der St.-Johannis-Kirche (Oldisleben) und davor an St. Severi (Blankenhain) tätig; er wirkte bis zu seinem Ruhestand in Schöndorf.
- Thüringer Pfarrerbuch Band 10: Thüringer evangelische Kirche 1921‐1948 und Evangelisch‐Lutherische Kirche in Thüringen 1948‐2008. Heilbad Heiligenstadt 2015, S. 240, abgerufen am 19. Juni 2021
- Deutsche Post | PLZ-Suche. Abgerufen am 9. Juni 2020.
- Flyer der Kirchgemeinde und des Pfarramts Schöndorf – Großobringen, Frühjahr 2016
- Gemeindeblatt „Schaukasten“ der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Weimar, Ausgabe April 2016, S. 20
Weblinks
- http://www.kirchenkreis-weimar.de/kirchenkreis/pfarraemter-und-gemeinden/schoendorf-grossobringen/
- https://kg-grossobringen.de/kirchen/schondorf/
- http://www.ek-weimar.de/gemeinde/aus-dem-gemeindeleben.html
- http://weimar.thueringer-allgemeine.de/web/lokal/leben/detail/-/specific/Herzliche-Erinnerungen-an-einen-warmen-Januar-Tag-38023176