St. Michael (Beratzhausen)
Die römisch-katholische Friedhofskapelle St. Michael von Beratzhausen liegt nördlich der Pfarrkirche St. Peter und Paul und gehört zum Dekanat Laaber.
Geschichte
Da im Chor ein Wappen der Stauffer zu Ehrenfels zu sehen ist und diese erst 1335 in den Besitz von Beratzhausen gekommen sind, ist die Erbauungszeit der Kapelle nicht vor der Mitte des 14. Jahrhunderts anzunehmen.
Die Kapelle wurde bisweilen nicht besonders geschätzt. In einem Visitationsbericht des von Tettelbach von 1584 heißt es: „Die Kirche St. Michael wollen sie ausräumen und dem Mesner eine Wohnung darin machen.“ Auch in neuerer Zeit setzte sich diese Geringschätzung fort, sie wurde als Krankenlager, behelfsmäßiges Leichenhaus und als Lagerraum für kirchliche Gerätschaften verwendet. Pfarrer Fichtl wollte nach dem Zweiten Weltkrieg die Kapelle in ein Jugendheim umgestalten. Dazu wurde die alte gotische Decke herausgeschlagen und durch eine Holzdecke ersetzt. Letztlich ließ sich dieser Plan nicht umsetzten. Später sollte daraus eine Kriegergedächtniskapelle werden; auch dieser Plan zerschlug sich, da die Marktgemeinde nicht einverstanden war, einen Unterschied zwischen katholischen und evangelischen Gefallenen zu machen.
1964 wurde die Kapelle nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten renoviert und ist heute als geschichtlich und künstlerisch wertvoll anerkannt.
Baulichkeit
Die zweigeschossige Kapelle ist ein gotisches Bauwerk. Sie besitzt einen nicht eingezogenen Chor (um 1440 errichtet) aus fünf Achteckseiten. Das Langhaus ist flach gedeckt. Der Chor besitzt ein Sternengewölbe mit einem Schlussstein der Stauffer zu Ehrenfels. Das Staufferwappen findet sich auch auf dem mittleren der Wappenschilder an einem der Gewölbeanfänge. Die hohl profilierten Rippen sitzen am Chorbogen auf profilierten Konsolen auf. Als Gewölbeanfänge dienen ein Engel mit Spruchband, ein weiteres stark verschlungenes Spruchband, Rankenwerk und eine Wappenkonsole.
Die Kapelle besitzt fünf Fenster mit Maßwerk, an der Südseite des Langhauses ist eine Spitzbogentüre. Unter der Kapelle hat sich ein Ossuarium befunden. Dieses ist über eine von außen nach unten führen Treppe zu erreichen. Das Beinhaus war bis 1964 mit Totenschädeln und Gebeinen der Toten angefüllt. Diese sterblichen Überreste wurden von der Gemeinde entnommen und in einer kellerartigen Gruft unterhalb des Leichenhauses beigesetzt. Der Zugang wurde vermauert.
Innenausstattung
Am Altar befinden sich zwei Holzfiguren, welche den hl. Petrus und den hl. Michael mit einem Flammenschwert aus dem 15. Jahrhundert darstellen. An der Südseite ist ein außen bemaltes Kruzifix als Steinrelief vom Ende des 14. Jahrhunderts zu finden.
Literatur
- Robert Dollinger: Elfhundert Jahre Beratzhausen in der ehemaligen reichsfreien Herrschaft Ernfels. Josef Habbel, Regensburg 1966, S. 76.
- Franz Xaver Staudigl: Heimatgeschichtslexikon des Marktes Beratzhausen. Markt Beratzhausen, Beratzhausen 1996.