St. Johannes (Paczków)
Die Kirche St. Johannes der Evangelist (polnisch Kościół św. Jana Ewangelisty) ist eine römisch-katholische Pfarrkirche in Paczków (deutsch Patschkau), die zum Dekanat Paczków der Diözese Opole gehört.
Geschichte
Der Bau der Kirche begann im Jahr 1350 und dauerte etwa 30 Jahre, und ihr Gründer war wahrscheinlich der Breslauer Fürstbischof Preczlaw von Pogarell. Die dreischiffige Hallenkirche wurde in Backstein in enger Anlehnung an die Heilig-Kreuz-Kirche in Breslau erbaut. Sie war ursprünglich St. Maria, St. Johannes Baptist und St. Johannes Evangelist geweiht. Der Vorgängerbau an Stelle der späteren Friedhofskirche wurde erstmals 1285 erwähnt, der gotische Neubau begann vermutlich 1361, was durch zahlreiche Altarstiftungen wahrscheinlich ist. Die Weihe erfolgte im Jahr 1389.
Architektur
Äußeres
Das Bauwerk ist eine Hallenkirche in Backstein mit sehr kurzem Schiff und einem langen Chor, der von zwei seitlichen Anbauten (Sakristei und Marienkapelle, auch Maltitzkapelle, urkundlich erwähnt 1447) begleitet wird und in einem Polygon aus fünf Seiten eines Zehnecks schließt. Die Ostseite ist mit lanzettförmigen Maßwerkfenstern versehen. Die Fassade wird beherrscht von hohen, mehrfach abgestuften Strebepfeilern und von einer Attika bekrönt.
Die heutige Form des Bauwerks ist das Ergebnis von Umbauten im Stil der Renaissance, des Barock und der Neugotik. Im 15. Jahrhundert wurde an der Südseite des Chors eine zweischiffige Kapelle angebaut, die der Jungfrau Maria gewidmet ist. Die zweite Kapelle wurde 1701 nach einer Epidemie als Votivgabe für den Heiligen Rochus im Barockstil an die Nordvorhalle von 1562 angebaut. Der Querhausturm auf der Nordseite war nach seiner Vollendung im Jahr 1389 mit einem Spitzhelm von 120 Meter Höhe bekrönt; heute ist er mit einem barocken Knickhelm 64 Meter hoch.
Im 16. Jahrhundert wurde die Kirche aus Sorge vor der türkischen Invasion umgebaut und befestigt und konnte damit Verteidigungsfunktionen erfüllen. Die Dächer wurden umgestaltet und Schildmauern mit einem Dachboden wurden hinzugefügt. Im südlichen Kirchenschiff befindet sich ein runder Steinbrunnen, der einzige Brunnen in Europa im Inneren der Kirche, der im 19. Jahrhundert einen eisernen Überbau erhielt. In diesem Brunnen (genannt Tartarbrunnen) versorgten sich die Bewohner nicht nur mit Wasser, sondern konnten im Falle eines feindlichen Angriffs darin auch Schutz suchen.
Inneres
Von besonderem Interesse sind die verschiedenen Gewölbeformen. Die Seitenschiffe sind mit Netz- und Sterngewölben mit reichen plastischen Verzierungen von 1472 versehen, während der Chor und das Hauptschiff mit Netzgewölben von 1491 geschlossen sind (laut Inschrift von Martin Werner und Thomas Baumgarten), die in Schlesien selten zu finden sind. Die Marienkapelle ist mit einer ungewöhnlichen Variante eines Netzgewölbes überwölbt. Die südliche Vorhalle ist demgegenüber mit Kreuzrippengewölben geschlossen. Im Inneren der Kirche befinden sich zwei Holzskulpturen, die Maria mit Kind und den Heiligen Laurentius darstellen, ein Altar im neugotischen Stil und eine Kanzel aus dem 19. Jahrhundert. Der neugotische Hauptaltar wurde im Jahr 1858 geschaffen, die Gemälde in den Seitenaltären schuf 1890 der Glatzer Kunstmaler Hieronymus Richter. In der Marienkapelle befindet sich ein Renaissancealtar aus Sandstein aus dem Jahr 1588, der Georg Grebacher zugeschrieben wird. Eine hölzerne Pietà aus der Zeit um 1430 ist heute verschollen.
Literatur
- Dehio-Handbuch Schlesien. Deutscher Kunstverlag, München-Berlin 2005, ISBN 3-422-03109-X, S. 725–726.