St. Jakobi (Perleberg)
Sankt Jakobi (auch: Sankt Jacobi) ist die evangelische Stadtpfarrkirche von Perleberg, der Kreisstadt des Landkreises Prignitz im Bundesland Brandenburg.
Geschichte
Über den Bau der St. Jakobikirche ist nicht viel bekannt. Fest steht, dass sie später als die im 18. Jahrhundert abgerissene St. Nikolaikirche errichtet wurde. Ihre ältesten Überreste sind der Turmsockel, die Ostwand mit Triumphbogen und die Fundamente des Chores, was den Schluss nahelegt, dass in der ersten Bauphase mit dem Turm und dem Chor jeweils in Feldstein begonnen wurde.[1] Untersuchungen zu dem auffälligen Materialwechsel vom Feldstein hin zum Backstein in der frühen Bauphase lassen für den Erstbau auf einen Zeitraum zwischen 1280 und 1290 schließen.[2] Zum ersten Mal wird St. Jakobi in einer Stiftungsurkunde von 1294 erwähnt, in der ein Heinrich Normann „den beiden Kirchen zu Perleberg eine Hebung zu Wein und Oblaten“ schenkt.[3] Nach Ablässen für die Kirche 1295[4] und 1321 stifteten im Jahr 1324 die Gewandschneider und 1332 die Mariengilde jeweils einen Altar.[5] Die dreischiffige und vierjochige Backsteinhalle, deren Grundform zwischen 1320 und 1335 entstand, bekam ihr Dachwerk in den 1330er Jahren. Von den vier heutigen Portalen des Langhauses existierte ursprünglich nur das südwestliche, das auf der Nordseite ein Äquivalent besaß. Im 15. Jahrhundert wurde das Portal auf der Nordseite offensichtlich ersetzt und zwei neue kamen im Südosten und Nordosten hinzu.[6] Der Anbau des Chores, bei dem es sich wahrscheinlich um einen Neubau auf den Grundresten eines älteren handelt, lässt sich auf das Jahr 1361 datieren, welches sich als Inschrift an der äußeren Nordwand befindet.[7]
Vermutlich in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erhöhte man den Kirchturm und errichtete das bis heute erhaltene Glockengeschoss. Im selben Jahrhundert wurden die dreibahnigen, spätgotischen Fenster eingebaut und manche Laibungen mit Motiven wie Apostelbildern versehen. Letztere wurden aber womöglich 1912 durch Verputzen beseitigt. Weiterhin errichtete man im südlichen Bereich des Chores eine Sakristei und im nördlichen Bereich eine Marienkapelle, die jedoch zusammen mit Kapellenanbauten an der Nordseite des Langhauses durch Restauratoren nach 1850 entfernt wurden.[8]
1517/1518 erhielt St. Jakobi vier Glocken (die Katharinenglocke bzw. Sonntagsglocke, die Apostelglocke [1537 an Hamburg verkauft], die Schellglocke [1823 zersprungen und 1824 ersetzt] und die Marienglocke), die der Rat der Stadt bei Glockengießmeister Heinrich von Kampen aus Lübeck in Auftrag gegeben hatte.
Während einer Visitation durch Bischof Daniel Amadeus Neander 1847 stellte man erhebliche bauliche und ästhetische Mängel fest. Man beauftragte den preußischen Baumeister Friedrich August Stüler in den 1850er Jahren, das Innere und Äußere der Kirche zu restaurieren. Daher blieb von der ursprünglichen Architektur und der barocken Innenausstattung nicht viel erhalten. Stüler veranlasste u. a., im Chor und Turm jeweils ein Portal einzubauen, was die Portale an den Seiten des Langhauses überflüssig machte. Außerdem ersetzte er im Jahr 1854 das mit Fachwerktürmchen besetzte Walmdach durch ein Satteldach und eine dreistufige Turmspitze,[9] sodass der Turm eine Höhe von etwa 80 m aufwies.[10] Wie bereits im Jahr 1632 brannte der Kirchturm am 27. November 1916 durch einen Blitzschlag ab. Die verlorene Turmspitze wurde durch ein Satteldach ersetzt, sodass die Höhe heute 49 m beträgt.[10] Auch die fünf Bronzeglocken wurden bei dem Brand zerstört. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ließ man die heutigen Buntglasfenster einsetzen, die von dem deutschen Architekten Curt Steinberg, der auch für Restaurierungsarbeiten 1912/13 verantwortlich war, entworfen und zum größten Teil vom Berliner Gottfried Heinersdorff umgesetzt wurden.[10]
Inventar
Vom einstigen Inventar ist nicht mehr viel erhalten. Es existieren noch das gotische Chorgestühl und der Levitensitz, die beide von um 1400 stammen, sowie ein großer fünfarmiger Messingleuchter, der 1475 vom Hamburger Gießer Harmen Bonstede hergestellt wurde.[11] Weiterhin gibt es noch Hängeleuchter im Mittelschiff, von denen einer barocken Ursprungs (1685) ist,[10] und ein Epitaph des Bürgermeisters Konow.[12] Der Orgelbauer Johann Friedrich Turley, Sohn des Bäckers und Orgelbauers Johann Tobias Turley, errichtete hier 1831 seine zweitgrößte Orgel mit 36 Registern.
Literatur
- Franz Grunick: Chronik der Kreis- und Garnisonstadt Perleberg. Verlag F. Grunick Nachf., Perleberg 1939, DNB 573591148, S. 137ff.
- Dieter Hoffmann-Axthelm: St. Jakobi in Perleberg. Die Baugeschichte. Berlin 2010, ISBN 978-3867320849.
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09160368 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- St.-Jacobi-Kirche auf der Website des Evangelischen Kirchenkreises Prignitz
- Perleberger Reimchronik: Die St. Jacobykirche, Gedicht von August Höpfner
- Perleberger Reimchronik: Sankt Jakob, Gedicht von August Höpfner
Einzelnachweise
- Dieter Hoffmann-Axthelm: St. Jakobi in Perleberg. Die Baugeschichte. Berlin 2010, ISBN 978-3867320849, S. 18.
- Erläuterungen dazu vgl. Dieter Hoffmann-Axthelm: St. Jakobi in Perleberg. S. 21
- Adolph Friedrich Johann Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis. Bd. 1, Berlin 1838, S. 124 (online)
- Franz Grunick: Chronik der Kreis- und Garnisonstadt Perleberg. S. 13.
- Dieter Hoffmann-Axthelm: St. Jakobi in Perleberg. S. 23.
- Dieter Hoffmann-Axthelm: St. Jakobi in Perleberg. S. 34ff.
- Dieter Hoffmann-Axthelm: St. Jakobi in Perleberg. S. 43.
- Dieter Hoffmann-Axthelm: St. Jakobi in Perleberg. S. 47ff.
- Dieter Hoffmann-Axthelm: St. Jakobi in Perleberg. S. 51ff.
- St. Jacobi auf den Seiten des evangelischen Kirchenkreises Prignitz, abgerufen am 21. Juli 2013
- Dieter Hoffmann-Axthelm: St. Jakobi in Perleberg. S. 49f.
- Dieter Hoffmann-Axthelm: St. Jakobi in Perleberg. S. 51