St. Bonifatius (Ahlstadt)
Die evangelisch-lutherische Kirche St. Bonifatius im oberfränkischen Ahlstadt im Landkreis Coburg stammt in ihren ältesten Teilen aus dem 16. Jahrhundert. Sie steht am Westrand des Dorfes.
Geschichte
Eine Kirche in Ahlstadt wurde erstmals 1528 erwähnt. Wahrscheinlich stand schon zuvor eine Kapelle in dem Dorf. Im Jahr 1591 wurde die Bonifatiuskirche, die eine mittelalterliche Befestigung hatte, durch einen Brand zerstört. Erst 1631 folgte der Wiederaufbau. Ahlstadt gehörte damals zum Kirchensprengel von Oettingshausen. 1677 wurden Umbau- und Renovierungsarbeiten an Turm und Kirche vorgenommen.[1] 1727 wurde die Kirchengemeinde zusammen mit einer Filialkirche in Grattstadt eine eigenständige Pfarrei. 1730 baute die Kirchengemeinde den Altarraum unter dem Turm um und verlegte ihn ins Kirchenschiff. 1779 wurde der Kirchturm repariert. Von 1844 bis 1846 erfolgte ein prunkvoller Neubau des Langhauses durch die Maurermeister Andreas Wilhelm aus Ahlstadt und Steitz aus Rodach. Die Baukosten von 12.158 Gulden konnte die wohlhabende Kirchengemeinde alleine tragen. Am 8. November 1846 erfolgte die Weihe des Gotteshauses. 1907 wurde die Ahlstäder Pfarrei mit der Großwalburer zusammengelegt, 1923 folgte die Auflösung und Zuordnung zum Kirchensprengel von Oettingshausen. 1978 kam die Kirchengemeinde schließlich zu Großwalbur. 1988/1990 wurde das Gemeindehaus an die Kirche angebaut.[2] Im Jahr 2017 hat die Kirchengemeinde 165 Mitglieder.
Baubeschreibung
Der im Kern wohl aus dem 16. Jahrhundert stammende Kirchturm, als Chorturm errichtet, ist im Erdgeschoss 3,7 Meter lang und 5,9 Meter breit. Er enthielt ursprünglich den Chorraum. 1730 wurde der Triumphbogen zwischen dem Chorraum und dem Kirchenschiff zugemauert und der Altarraum zur Sakristei mit einer Flachdecke umfunktioniert. 1979 wurde die Sakristei als Gruppenraum umgestaltet. Im Turm sind in den unteren Geschossen an der Ostseite einfache, an der Südseite profilierte Rundbogenfenster vorhanden. Das oberste Geschoss ist an der Nord- und Ostseite verschiefert, den oberen Kirchturmabschluss bildet ein schlanker Achteckhelm.[3] Das Äußere des 17,1 Meter langen und 9,7 Meter breiten Kirchenschiffes ist durch aufwändige, im neuromanischen Stil gestaltete Fassaden geprägt. Gestaltungselemente sind Rundbögen, Säulen und Gesimse. Die Fenster sind rundbogig und mit Wulsten profiliert. Das westliche Eingangsportal hat eine Rundbogentür. Es wird seitlich durch gedrungene eingelegte Säulen und oben von einem starken eingelegten Rundstab eingefasst. Der Rundbogen und die Säulenkapitelle sind mit eingemeißelten Blättern verziert. Die südliche Rundbogentür wird rechteckig von Pilastern mit Ornamenten umrahmt. Ein Flachdecke überspannt den Innenraum des Langhauses. An den Längsseiten stehen zweigeschossige, hölzerne Emporen, die Westseite hat eine eingeschossige Empore mit der Orgel.[3] An der Ostseite befindet sich ein Kanzelaltar.
Orgel
Eine kleine Orgel mit vier Registern wurde wohl um 1680 von der Kirchengemeinde angeschafft. Orgelreparaturen erfolgten unter anderem 1733 und 1822. Nach der Kirchenerweiterung 1845/46 wurde durch den Neustadter Orgelbauer Georg Christoph Hofmann für 920 Gulden eine neue, einmanualige Orgel mit zwölf Registern auf der Westempore errichtet. Das Orgelgehäuse hat einen fünfteiligen Prospekt mit einem überhöhten Segmentturm und seitlichen Rechteckfeldern. Die Zwischenfelder sind ohne Obergesims. Schleierbretter aus geschnitztem Rankenwerk schmücken den Prospekt.[4] Die Orgel ist nahezu original erhalten.
Glocken
Das Geläut besteht aus zwei Glocken, gegossen von dem Erfurter Glockengießer Eckhart Kucher. Die kleine Glocke mit 74 Zentimeter Durchmesser und 500 Kilogramm Masse entstand im Jahr 1582. Sie trägt die Inschrift „Gottes Wort bleibt ewig – Eckhart Kucher goß mich MDLXXXII“ und ist mit einem Fries von Erdbeerblättern geschmückt. Die große Glocke aus dem Jahr 1597 hat 97 Zentimeter Durchmesser und 750 Kilogramm Masse und ist mit einem Fries aus umgekehrten Akanthusblättern verziert. Ihre Inschrift lautet: „Aus dem Feuer bin ich entsprossen – Eckhart Kucher hat mich gegossen“.[5]
Weblinks
Einzelnachweise
- Lothar Hofmann: Denkmale Region Coburg – Neustadt – Sonneberg: Orte der Einkehr und des Gebets. Historische Sakralbauten. Ein Führer durch die Kirchen der Landkreise Coburg und Sonneberg. Verlag Gerätemuseum des Coburger Landes, Ahorn 2007, ISBN 3-930531-04-6, S. 62
- Ahlstadt 1175 Jahre. Festschrift. Ahlstadt 1998, S. 41f
- Paul Lehfeldt: Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, Heft XXVIII. Herzogthum Sachsen-Coburg und Gotha, Jena, 1902, S. 31f
- Hermann Fischer, Theodor Wohnhaas: Alte Orgeln im Coburger Land, Teil I. Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 1970, S. 182f
- Ahlstadt 1175 Jahre. Festschrift. Ahlstadt 1998, S. 47