Spanschachtel
Spanschachteln (auch Spandosen, Haubenschachteln) sind kleine, meist ovale, vorwiegend bemalte Behälter aus Weichholz, die zum Aufbewahren von Wertgegenständen (z. B. von Schmuck und Dokumenten), Spielzeug (z. B. Zinnfiguren), Gegenständen der Volksfrömmigkeit (z. B. Rosenkränzen oder Krippenfiguren) oder kleineren Alltagsgegenständen verwendet wurden. Zur Verwendung kommt sehr dünn gespaltenes oder gesägtes Weichholz als Furnier (wobei man hier von Spanholz spricht).
Spanschachteln gehörten oft zur Mitgift einer Braut und weisen als Motiv Brautpaare oder auf die Hochzeit bezogene Inschriften auf; solche Schachteln werden auch „Brautschachteln“ genannt. Der ursprünglich süddeutsche Brauch gelangte im 16./17. Jahrhundert auch nach Mittel- und Norddeutschland. Auch als Taufgeschenk von Paten oder als Geschenk unter Verliebten waren die Schachteln bis ins 20. Jahrhundert beliebt.
Auch als Handelsverpackung (z. B. für Spielzeug oder Apothekenprodukte) wurden Spanschachteln verwendet. Ebenso dienten Spanschachteln als Hutschachteln.
Spezialisierte Spanschachtelhersteller und Schachtelmaler waren insbesondere in waldreichen Regionen Süddeutschlands ansässig, etwa in Berchtesgaden (Berchtesgadener War), in Franken und im Schwarzwald (wo Uhrenmaler auch Spanschachteln bemalten), aber auch im Erzgebirge, im Thüringer Wald und in Niederschlesien. Die Schachtelindustrie der Grafschaft Glatz entwickelte sich zum Marktführer in der Produktion von Spanschiebeschachteln für Zündhölzer, sogenannte Schwedenschuber.[1]
In der Schweiz ist besonders das Frutigland bekannt für seine Spanschachtel-Tradition. In Frutigen befindet sich das Schweizerische Spanschachtelmuseum.
In den USA sind besonders die Shaker bekannt für das Anfertigen von ovalen Spanschachteln, sogenannter shaker boxes.
Bemalte Spanschachteln gelten als Objekte der Volkskunst und sind ein beliebtes Sammelobjekt.
- Spanschachtel mit einem Porträt von Napoleon Bonaparte, hergestellt in Thüringen oder Böhmen, um 1810
- Handelsverpackung für Nürnberger Apothekergewichte, nach 1825. Mit Kupferstich-Etikett. Focke-Museum Bremen
- Lauenburger Spanschachteln zur Aufbewahrung von Hochzeitshauben, 18. Jahrhundert, Zeichnung um 1895
- Shaker-Bruder Ricardo Belden bei der Herstellung von Spanschachteln in einer Werkstatt im Shaker-Dorf Hancock bei Pittsfield, Massachusetts
Literatur
- Kurt Dröge, Lothar Pretzell: Bemalte Spanschachteln. Geschichte, Herstellung, Bedeutung. Callwey, München 1986, ISBN 3-7667-0812-0
- Kurt Dröge (Hrsg.): Spanschachteln. Sammler und Sammlungen. (= Materialien & Studien zur Alltagsgeschichte und Volkskultur Niedersachsens; H. 34). Museumsdorf, Cloppenburg 2003, ISBN 3-923675-93-3
Weblinks
Einzelnachweise
- Margarete Bernhard: Die Schachtelindustrie in Die Holzindustrie in der Grafschaft Glatz. L. Simion, 1906, S. 76ff.