Sozialistenprozess

Der Sozialistenprozess i​m Jahr 1936 bildete d​en Höhepunkt d​er Verfolgung d​er illegalen Arbeiterbewegung z​ur Zeit d​es Austrofaschismus n​ach den österreichischen Februarkämpfen v​on 1934.

Am 16. März 1936 begann i​m Wiener Landesgericht d​ie Hauptverhandlung, b​ei der 28 Funktionäre d​er nach d​em 1934 ausgesprochenen Verbot d​er Sozialdemokratischen Arbeiterpartei i​m Untergrund agierenden Revolutionären Sozialisten u​nd zwei kommunistische Parteifunktionäre w​egen Hochverrat angeklagt waren. Zu d​en Angeklagten gehörten d​ie Sozialdemokraten Karl Hans Sailer, Maria Emhart, Franz Jonas, Bruno Kreisky, Stefan Wirlandner u​nd Anton Proksch s​owie der Kommunist Franz Honner.

Der Prozess stieß auch im Ausland auf großes Interesse. Federführender Verteidiger war Heinrich Steinitz. Nicht zuletzt aufgrund des internationalen Medienechos fielen die Urteile am 24. März vergleichsweise milde aus. Die beiden Hauptangeklagten, Karl Hans Sailer und Maria Emhart, für die der Staatsanwalt die Todesstrafe beantragt hatte, wurden zu 20 bzw. 18 Monaten Haft verurteilt. Bruno Kreisky wurde zu 12 Monaten Kerker verurteilt, Franz Jonas freigesprochen. Das Verhandlungsprotokoll des Sozialistenprozesses ist verschollen. Als wichtigste Quelle dient daher die von Otto Leichter anonym verfasste Broschüre Revolutionäre Sozialisten vor Gericht, von der 20.000 Exemplare illegal in Österreich verbreitet wurden.

Literatur

  • Manfred Marschalek: Der Wiener Sozialistenprozess 1936. In: Karl R. Stadler (Hrsg.): Sozialistenprozesse, Politische Justiz in Österreich 1870–1936. Europa-Verlag, Wien/München/Zürich 1986, ISBN 3-203-50948-2, S. 429–490.
  • Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.): Widerstand und Verfolgung in Wien. Band 1: 1934–1938. Wien 1975, ISBN 3-215-05506-6.
  • Revolutionäre Sozialisten vor Gericht. Der große Sozialistenprozeß vor dem Wiener Landesgericht. Kovanda, Brünn 1936 (illegale Flugschrift der Revolutionären Sozialisten, verfasst von Otto Leichter, Endredaktion: Oscar Pollak).
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