SinnerSchrader
SinnerSchrader ist eine Digitalagentur mit Hauptsitz in Hamburg.[2][3] Sie wurde 1996 gegründet, ist seit 1999 börsennotiert und gehört seit April 2017 zu Accenture Interactive.[4] Das Geschäftsmodell von SinnerSchrader liegt auf der Strategie, Kreation und Entwicklung von digitalen Produkten und Services.[5]
SinnerSchrader Aktiengesellschaft | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1996 |
Sitz | Hamburg, Deutschland |
Leitung | Thomas Dyckhoff, Evalotta Kahlen (Vorstand) Frank Riemensperger, (Aufsichtsratsvorsitzender) |
Mitarbeiterzahl | 577 (2018/2019)[1] |
Umsatz | 65 Mio. Euro (2018/2019)[1] |
Branche | Internet und E-Commerce |
Website | sinnerschrader.ag |
Stand: 30. Juni 2019 |
Geschichte
1996 gründeten Oliver Sinner (geboren am 3. September 1968 in Grömitz[6]) und Matthias Schrader das Unternehmen als Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Etwa ein Jahr später wurde es in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt und 1999 schließlich in eine Aktiengesellschaft, um die Beteiligung externer Investoren zu erleichtern.[7] Der Hauptsitz wurde in der ehemaligen Gerbereimaschinenfabrik Johannes Krause in Hamburg-Ottensen errichtet.[8] Einen Schwerpunkt des Geschäfts von SinnerSchrader bildete der elektronische Handel.[9]
Um das weitere Wachstum zu finanzieren, ging SinnerSchrader im November 1999 an die Börse Frankfurt.[10] Dadurch nahm das Unternehmen rund 28 Millionen Euro ein, die nach dem Platzen der Dotcom-Blase teilweise wieder an die Aktionäre ausgeschüttet wurden.[11] SinnerSchrader bekam den Zusammenbruch des Neuen Markts massiv zu spüren: Die Umsätze brachen ein, wenngleich aufgrund ausreichender Liquidität der Fortbestand des Unternehmens niemals gefährdet war.[12] SinnerSchrader reagierte unter anderem mit einem Stellenabbau und Kurzarbeit auf die Branchenkrise.[13] 2002 verließ Oliver Sinner das Unternehmen.[14]
Das Sparprogramm zeigte Wirkung,[15] im Geschäftsjahr 2004/2005 schrieb SinnerSchrader erstmals wieder schwarze Zahlen.[16] Das Überleben des Unternehmens nach der Dotcom-Blase gilt daher als beispielhaft für die ehemalige New Economy.[17] Ungeachtet dessen wurde SinnerSchrader von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz in das Ranking der größten Kapitalvernichter 2005 aufgenommen, das SinnerSchrader jedoch aufgrund seiner unsauberen Methodik anzweifelte.[18]
In den folgenden Jahren blieb der E-Commerce ein wichtiges Geschäftsfeld von SinnerSchrader.[19][20] Das Unternehmen nutzte die globale Finanzkrise ab 2007, um auch durch Zukäufe zu wachsen.[21] Des Weiteren wurde 2010 eine Werbeagentur gegründet, die sich auf die Markenkommunikation im digitalen Raum spezialisierte.[22] Sie erhielt 2012 den Red Dot Design Award in der Kategorie Kommunikation für ihren Markenauftritt.[23] In den 2010er Jahren dehnte SinnerSchrader sein Leistungsspektrum auf weitere Bereiche wie beispielsweise Business Intelligence und Data Management aus.[24] Das Unternehmen rückte im Ranking des Bundesverbands Digitale Wirtschaft zur führenden Agentur im Segment „Business Transformation“ auf.[25] 2017 wurde das Angebot in den Bereichen Data Analytics und Data Science ergänzt und der Bereich Advisory etabliert.[26][27]
2017 gab die internationale Management- und Technologie-Beratung Accenture bekannt, die Mehrheit der Aktien von SinnerSchrader zu übernehmen.[28][29] Accenture Digital Holdings sicherte sich in einem ersten Schritt rund 62 % des Grundkapitals und der Stimmrechte von SinnerSchrader und stockte seine Beteiligung anschließend weiter auf.[30] Die neuen Eigentümer streben einen Squeeze-out der Minderheitsaktionäre an. Die Geschäfte von Accenture Interactive und SinnerSchrader werden für eine Übergangszeit separat weitergeführt.[31]
Börsennotierung
Die Aktie von SinnerSchrader wurde ab 2003 im Prime Standard der Deutschen Börse gehandelt.[32] Das Unternehmen hat den Wechsel in den General Standard beantragt.[33] Im November 2017 befanden sich 65,9 % der Anteile im Besitz von Accenture. 5,2 % entfielen auf die Kapitalverwaltungsgesellschaft Hansainvest, 2,2 % auf die Beteiligungsgesellschaft Sparta. Die restlichen Anteile (26,7 %) waren Streubesitz.[34]
Der Vorstand von SinnerSchrader besteht aus zwei Personen. Derzeit gehören Thomas Dyckhoff und Evalotta Kahlen dem Gremium an. Der Aufsichtsrat setzt sich aus drei Personen zusammen, Frank Riemensperger hat den Vorsitz inne.[34] Bis zum 30. August 2020 war Gründer Matthias Schrader Vorstandsvorsitzender, seitdem leitet er Accenture Interactive in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Russland.
Einzelnachweise
- Konzern- Jahresfinanz-bericht 2018/2019. (PDF) In: sinnerschrader.ag. Abgerufen am 5. Februar 2021.
- Unternehmensregister. Bundesanzeiger Verlag, abgerufen am 1. April 2018.
- Heiner Schmidt: Was die Kreativen in Hamburg leisten. In: Hamburger Abendblatt. 22. Dezember 2016, S. 6.
- Accenture kauft Internetfirma SinnerSchrader. In: Spiegel Online. 20. Februar 2017, abgerufen am 1. April 2018.
- What we do. Abgerufen am 22. April 2018 (englisch).
- Wie geht’s eigentlich Oliver Sinner? welt.de, abgerufen am 17. März 2020
- Verkaufsprospekt. (PDF) SinnerSchrader, 29. Oktober 1999, abgerufen am 1. April 2018.
- Gisela Schütte: Hamburgs historische Fabrikhallen erleben eine Renaissance. In: Die Welt. 3. Dezember 1999, abgerufen am 1. April 2018.
- SinnerSchrader hilft beim Verkauf im Internet. In: Welt am Sonntag. 26. September 1999, S. 79.
- Manfred Engeser: Ohne Socken an die Börse. In: Hamburger Abendblatt. 30. Dezember 1999, S. 20.
- Melanie Wassink: Geldregen bei SinnerSchrader. In: Hamburger Abendblatt. 8. November 2004, abgerufen am 1. April 2018.
- Oliver Sinner steigt aus. In: Handelsblatt. 18. Juli 2002, abgerufen am 1. April 2018.
- SinnerSchrader muss Kurzarbeit anmelden. In: Financial Times Deutschland. 2. Juli 2002, S. 4.
- Christian Rickens: Abgang eines Gründers. In: Manager Magazin. 18. Juli 2002, abgerufen am 1. April 2018.
- Aktie von SinnerSchrader braucht mehr für ein Comeback. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 13. Juli 2005, abgerufen am 1. April 2018.
- SinnerSchrader lugt über die Null-Linie. In: Börsen-Zeitung. 14. Juli 2005, S. 13.
- Hasnain Kazim: Als die große Blase platzte. In: Spiegel Online. 25. Oktober 2007, abgerufen am 1. April 2018.
- Thorsten Kramer: SinnerSchrader zweifelt DSW-Liste an. Kritik an Rangordnung der größten Wertvernichter. In: Financial Times Deutschland. 22. Februar 2005, S. 19.
- Die nächste Welle im E-Commerce. In: Börsen-Zeitung. 29. November 2006, S. 12.
- SinnerSchrader wächst dank guter Geschäfte im Onlinehandel. In: Hamburger Abendblatt. 10. November 2010, S. 26.
- Kathrin Fichtel: SinnerSchrader wächst durch Zukäufe. In: Hamburger Abendblatt. 6. November 2009, S. 28.
- Kathrin Fichtel: SinnerSchrader gründet Werbeagentur. In: Hamburger Abendblatt. 10. Februar 2011, S. 26.
- Red Dot Design Award für Haasenstein. SinnerSchrader, 29. Juni 2012, abgerufen am 7. Mai 2018.
- Virtueller Strippenzieher. In: Börse Online. 10. April 2014, S. 25.
- Internetagentur-Ranking 2016. Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW), 2016, abgerufen am 7. Mai 2018.
- Marc Bartl: Martin Holtschneider ist Head of Analytics and Data Science bei der Digitalagentur SinnerSchrader. In: Kress. 27. Januar 2017, abgerufen am 22. April 2018.
- Anja Janotta: So arbeitet es sich bei … SinnerSchrader. In: Werben & Verkaufen. 27. März 2018, abgerufen am 7. Mai 2018.
- SinnerSchrader: Accenture schnappt sich deutsche Digitalagentur. In: Handelsblatt. 20. Februar 2017, abgerufen am 1. April 2018.
- Marco Saal: Digitalagenturen: Accenture schluckt Sinner Schrader. In: Horizont. 20. Februar 2017, abgerufen am 1. April 2018.
- Accenture kauft Internetfirma SinnerSchrader. In: Spiegel Online. 20. Februar 2017, abgerufen am 22. April 2018.
- „Der Name Sinner-Schrader wird verschwinden“. In: Hamburger Abendblatt. 4. Mai 2017, S. 7.
- Börse Frankfurt. Abgerufen am 1. April 2018.
- SinnerSchrader beschließt Antrag auf Wechsel vom Prime Standard in den General Standard. SinnerSchrader, 10. April 2018, abgerufen am 7. Mai 2018.
- Geschäftsbericht 2016/2017. (PDF) SinnerSchrader, S. 26, abgerufen am 1. April 2018.