Siegbert
Siegbert ist ein alter deutscher, heute seltener männlicher Vorname.
Etymologie
Der Name Siegbert stammt sprachhistorisch aus dem Altenglischen. Er setzt sich aus „sigi“ (Sieg) und „ferth“ (glänzend) zusammen und kennzeichnet den Namensträger Sigiferth als den „im Siege Glänzenden“. Im Zuge der zweiten Lautverschiebung veränderten sich Vokale und Konsonanten. Aus Sigi wurde durch Vorsilbendehnung Sieg, f wurde zu b, th wurde zu t. So entstand aus Sigiferth der heutige Name Siegbert.
Frühester Namensnachweis
Die früheste Erwähnung der Namensform Sigiferth ist aus dem altenglischen Finnsburglied bekannt, das von der Forschung in das 8. Jahrhundert datiert wird.[1]
Das nur als Bruchstück erhaltene germanische Heldenlied erzählt von dem heroischen Kampf um die Finnsburg, bei dem sich ein Recke namens Sigiferth durch seine herausragende Tapferkeit auszeichnet.[2]
Der Kampf um die Finnsburg wird auch im später entstandenen Beowulf-Epos noch einmal erwähnt. Die textkritischen Analysen gehen nach dem erhaltenen Material von einem Konflikt zwischen Dänen und Friesen während der Völkerwanderungszeit aus. Der Rechtsgelehrte und Altgermanist Felix Genzmer legt dem Finnsburgfragment ein mündlich tradiertes "Urlied" des 5. Jahrhunderts zugrunde. Den Namen Sigiferth könnte es demnach bereits in der Völkerwanderungszeit gegeben haben.
Namenstag
Der Namenstag von Siegbert ist der 1. Februar.
Bekannte Namensträger
Form Siegbert
- Siegbert Alber (1936–2021), deutscher Politiker und Jurist
- Siegbert Amler (1929–2019), deutscher Bildhauer und Graphiker
- Siegbert Hahn (* 1937), deutscher Maler
- Siegbert Horn (1950–2016), deutscher Kanute, Olympiasieger und Weltmeister im Kanuslalom
- Siegbert Joseph (1894–1944), deutscher Gynäkologe
- Siegbert Kahn (1909–1976), deutscher marxistischer Ökonom
- Siegbert Keller (1937–2015), deutscher Architekt und Bauökonom
- Siegbert Morscher (* 1939), österreichischer Jurist
- Siegbert Rampe (* 1964), deutscher Cembalist, Organist, Pianist, Dirigent und Musikwissenschaftler
- Siegbert Rotholz (1919–1943), deutscher Bürgerrechtler in der Zeit des Nationalsozialismus
- Siegbert Schefke (* 1959), deutscher Journalist
- Siegbert Schmeißer (* 1957), deutscher Radrennfahrer
- Siegbert Stehmann (1912–1945), deutscher evangelischer Pfarrer und Dichter
- Siegbert Tarrasch (1862–1934), deutscher Schachgroßmeister
- Siegbert A. Warwitz (* 1937), deutscher Germanist, Sportwissenschaftler, Experimentalpsychologe, Wagnisforscher, Autor
- Siegbert Wolf (* 1954), deutscher Historiker, Politologe und Publizist
- Siegbert Wortmann (* 1955), deutscher Computerpionier
Form Sigbert
- Sigbert Ganser (1853–1931), deutscher Psychiater
- Sigbert Heister (1646–1718), österreichischer Feldmarschall
- Sigbert Mohn (1918–2002), deutscher Verleger (Bertelsmann)
- Sigbert Prais (1928–2014), aus Deutschland stammender britischer Wirtschaftswissenschaftler und Mathematiker
- Sigbert Ramsauer (1909–1991), österreichischer SS-Arzt
- Sigbert Wagener (1919–2004), deutscher Kapuziner, Priester, Pädagoge, Wissenschaftler und Naturschützer
Form Sigebert
- Sigebert (East Anglia) († um 640), von 630/631 bis um 637 König des angelsächsischen Königreichs East Anglia
- Sigebert von Gembloux (* um 1030; † 1112), Historiograph, Hagiograph, Theologe, Liturgiker und Publizist
- Sigebert von Minden († 10. Oktober 1036), von 1022 bis 1036 Bischof von Minden
Form Sigibert
- Sigibert von Köln (um 500), herrschte über Köln und wohl auch Teile des Rheinlandes (Rheinfranken)
- Sigibert I. (* um 535; † 575), Frankenkönig aus dem Haus der Merowinger
- Sigibert II. (602–613), Frankenkönig, ältester Sohn von Theuderich II.
- Sigibert III. (630–656), fränkischer König im Teilreich Austrasien
Form Sigisbert
- Sigisbert von Disentis
- Sigisbert Kraft (1927–2006), achter Bischof der Alt-Katholiken in Deutschland
- Sigisbert Liebert (1851–1929), deutscher Geistlicher, erster Abt der Benediktinerabtei Schäftlarn
- Sigisbert Mitterer (1891–1968), deutscher Geistlicher, zweiter Abt der Benediktinerabtei Schäftlarn
Literatur
- Felix Genzmer: Beowulf und das Finnsburgbruchstück. Reclam, Stuttgart 1951, DNB 450362450.
- W. Laur: Die Heldensage vom Finnsburgkampf. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur. Band 85, Nr. 2, 1954, S. 107–136.
- Siegbert Warwitz: Die altgermanische Heldendichtung und ihr Verhältnis zur Heldensage. Münster 1963, S. 14–17.
- Gernot Wieland: Finnsburg-Fragment. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 4. Artemis & Winkler, München/Zürich 1989, ISBN 3-7608-8904-2, Sp. 483 (mit weiterer Literatur).
Einzelnachweise
- Felix Genzmer: Beowulf und das Finnsburgbruchstück. Stuttgart 1953.
- Siegbert Warwitz: Die altgermanische Heldendichtung und ihr Verhältnis zur Heldensage. Münster 1963, S. 14–17.