SiSy
SiSy [sisi], (Abkürzung von Simple System) ist ein Visualisierungsprogramm zur Darstellung von Modellen wie Managementmodelle oder Softwaremodelle, also ein Werkzeug für die Geschäftsprozessmodellierung, das Abbilden eines Qualitätsmanagementsystems, den Softwaresystementwurf, die Datenmodellierung und andere mehr. „SiSy“ ist ein Markenname der SiSy Solutions GmbH und seit 1992 auf dem Markt. Beim Markt und Technik Verlag erschien 1993 ein Buch mit einer der ersten SiSy-Versionen auf einer Begleitdiskette. Eine Konzentration auf eine bestimmte Entwicklungsrichtung oder eine bestimmte Branche ist nicht zu erkennen. Das Werkzeug gibt es sowohl für rein betriebswirtschaftliche Anwendungsfälle wie auch als Softwareentwicklungsumgebung. In mancher Hinsicht erscheint SiSy von der Gestaltung der GUI her veraltet oder nicht Windows-konform. Betrachtet man jedoch die Entwicklung der Versionen seit 1992 so ist hier Kontinuität in der GUI-Gestaltung zu bescheinigen. Die zum Teil gewöhnungsbedürftige Benutzeroberfläche stellt bei den Anwendern neben teilweise verspäteter Portierung auf aktuelle Betriebssystemversionen einen der Hauptkritikpunkte dar.
SiSy | |
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Basisdaten | |
Entwickler | SiSy Solutions GmbH |
Aktuelle Version | (3.8x) |
Betriebssystem | Windows |
Kategorie | Visualisierungsprogramm |
Lizenz | Proprietär |
deutschsprachig | ja |
www.sisy.de |
Der gegenwärtige Preis der Professional-Version beträgt für private Nutzung 990 €, für geschäftsmäßige Nutzung 25.000 €.
Prozessmodellierung
Mit SiSy kann man Geschäftsprozessmodelle (Organisationsstruktur = Organigramm, Informationsstruktur = Entity-Relationship-Modell, Ablaufstruktur = Geschäftsprozesse) erstellen. Man kann aus den erstellten Modellen automatisch eine Dokumentation für die Geschäftsprozesse generieren. Diese Dokumentation eignet sich besonders zur Darlegung von QM-Systemen. Daraus ergibt sich offensichtlich auch die speziell für diesen Anwendungsfall angebotene QM-Version von SiSy. Laut Aussage des Herstellers wurde jedoch die Weiterentwicklung dieser Version eingestellt. Um ein gesamtes Geschäftsprozessmodell in SiSy erstellen zu können, muss man zuvor die Organisation und die Informationsstruktur und nötigen Dokumente abbilden. Erst wenn die Organisation, die Daten und die Dokumente abgebildet sind, kann man den Geschäftsprozess vollständig abbilden (WER-WAS-WANN-WOMIT). Die verschiedenen Modelle werden durch das Referenzieren von Objekten (vgl. einer Verknüpfung/Link) miteinander verbunden. Geschäftsprozesse lassen sich in SiSy mit drei verschiedenen Notationen abbilden. Zum einen mit den sogenannten Prozessketten, zum anderen mit einer Notation ähnlich einem Programmablaufplan bzw. den Möglichkeiten der UML.
Organisation
In SiSy ist es möglich, die Organisation eines Unternehmens als Organigramm abzubilden und zu dokumentieren. So kann SiSy die Organisation hierarchisch oder auch vernetzt abbilden. Der Anwender kann den Stellen in einer Organisation natürliche Personen zuordnen. Die grafischen Gestaltungsmöglichkeiten von Organigrammen gegenüber Programmen wie Visio sind jedoch eher bescheiden. Dafür handelt es sich aber nicht nur um ein Bild, sondern um ein Modell der Organisation auf der Basis einer speziellen Datenbank, einer sogenannten Repository, welche automatische Auswertungen bis hin zu vollständig generierten Stellenbeschreibungen und Organisationshandbüchern ermöglicht.
Entity-Relationship-Diagramm
SiSy ermöglicht das Erstellen von Datenbanken. Dazu kann ein Entity-Relationship-Diagramm erstellt werden, um aus diesem Modell heraus automatisch die nötigen SQL-Statements zu generieren. Voraussetzung ist ein ODBC-Treiber für die gewünschte Zieldatenbank. Für die Notation des ERD stellt SiSy unterschiedliche Möglichkeiten bereit. Die Standardnotation erfolgt nach Chen, des Weiteren wird eine Min-Max-Notation und die Krähenfußnotation angeboten. Die Generierung der Datenbank schlägt jedoch bei manchen Zieldatenbanken fehl. Ursache ist, dass der in diesem Fall ausgewählte ODBC-Treiber proprietäre SQL-Statements erwartet. Der Anwender muss in diesem Fall die automatisch generierten Statements von Hand nachbessern. Offensichtlich sind die automatisch generierten Statements vor allem auf Microsoft Access abgestimmt.
SiSy als Entwicklungsumgebung
In der ursprünglichen Version bezeichnete der Hersteller SiSy als CASE-Tool, welches ausgehend von der Analyse über den Entwurf bis zur Realisierung den gesamten Entwicklungszyklus einer Software unterstützte. Dabei war in den 1990er Jahren die Generierung des Quellcodes aus Struktogrammen eine Besonderheit. Damals war es eher üblich, aus dem Quellcode das Struktogramm zu generieren (Reverse Engineering). Die damals angebotenen Techniken waren in SiSy auf die strukturierte Analyse, das strukturierte Design (Jackson-Diagramm), das Entity-Relationship-Diagramm und das Struktogramm begrenzt. Im weiteren Verlauf der Entwicklung wurde vom Hersteller vor allem die Bezeichnung Modellierungswerkzeug verwendet. Diese Bezeichnung spiegelt die Entwicklung von SiSy zu einem Werkzeug wider, welches auf der Basis eines Metamodells arbeitet. Daraus erklärt sich, dass mit ein und demselben Basisprogramm SiSy durch Hinzufügen von recht einfachen Erweiterungen (Beschreibungsskripten für das Metamodell), so unterschiedliche Modelle bearbeitet werden können. Zugleich stellt diese Universalität offensichtlich auch Einschränkungen hinsichtlich der Spezialisierung auf bestimmte Modelle dar.
SiSy als UML Tool
In den aktuellen Versionen des Modellierungswerkzeuges SiSy (dem Autor steht die Version 3.02 zur Verfügung) ist deutlich der Schwerpunkt in der Entwicklung der UML-Fähigkeiten zu erkennen. Dabei bleibt das Werkzeug offensichtlich dem Konzept der kompletten Generierung des Quellcodes aus dem Modell treu. Es verzichtet auf die sonst übliche Synchronisation zwischen IDE und UML-Tool, also von Code und Modell. Das Einbetten in eine IDE und das Reverse Engineering von objektorientierten Quellcodes wird nicht angeboten. Der Diagrammaustausch mit anderen UML-Werkzeugen ist in der vorliegenden Version nicht möglich. Die Programmierung erfolgt ausschließlich in SiSy. Das UML-Klassendiagramm ist somit in SiSy sehr konzentriert auf die Generierung von Quellcode ausgerichtet und erlaubt zügiges arbeiten. Dadurch ist jedoch die Modellierung von plattformunabhängigen Klassendiagrammen in SiSy eher unkomfortabel. Eine Besonderheit stellt die von SiSy angebotene Lösung für das Sequenzdiagramm dar. Dieses wird innerhalb des Klassendiagramms für die jeweils selektierte Klassenmethode dynamisch aus dem zugehörigen Code generiert. Seit Kurzem bietet das Tool auch die Generierung von Quellcode aus dem UML-Zustandsdiagramm an. Diese Modellierungstechnik spielt bei der Entwicklung von Embedded Systems eine besondere Rolle.