Shruti (Musik)
Shruti (sanskrit, f., श्रुति, śruti, etwa „Ton“) heißen die 22 Mikrointervalle, mit denen in der indischen Musik eine Oktave unterteilt wird.
Während das temperierte Tonsystem der westlichen Musik die Oktave (Frequenzverhältnis 2:1 zum Grundton) in 12 gleich große Halbtonschritte unterteilt, teilt die indische Musiklehre die Oktave in 22 ungleich große Shrutis ein, die alle kleiner als ein Halbtonschritt sind.
Die Theorie der 22 Shrutis taucht erstmals in Bharata Munis um die Zeitenwende verfasstem Werk Natyashastra auf, in dem er die Grundlagen der altindischen Gandharva-Musik zusammenfasste.
Liste der 22 Shrutis
Eine mögliche Aufteilung der Oktave in 22 Shrutis ist die folgende:
- Sa Ri1 Ri2 Ri3 Ri4 Ga1 Ga2 Ga3 Ga4 Ma1 Ma2 Ma3 Ma4 Pa Dha1 Dha2 Dha3 Dha4 Ni1 Ni2 Ni3 Ni4 Sa
Dabei entsprechen die sieben Silben Sa, Ri, Ga, Ma, Pa, Dha und Ni unseren Solmisationssilben Do, Re, Mi, Fa, Sol, La und Ti. Die Zahlen stehen für die verschiedenen Variationsmöglichkeiten in der Tonhöhe eines Tons (entsprechend unseren Versetzungszeichen ♯ und ♭). Der Grundton Sa und auch meistens die Quinte Pa (Frequenzverhältnis 3:2 zum Grundton) sind Ausnahmen von dieser Variationsmöglichkeit.
Neben der genannten Aufteilung gibt es noch andere, z. B. mit doppeltem Pa oder mit nur drei verschiedenen Vorzeichen pro Ton, außerdem kann die Reihenfolge der Töne in geringen Grenzen, z. B. Ga1 vor Ri4, variieren.
Siehe auch
Literatur
- Madhu Mohan Komaragiri: On the Applicability of the Ancient Sruti Scheme to the Current Fixed-Tonic, Variable-Interval Mela System. Journal of the Madras Music Academy, Vol. 81, Chennai 2010, S. 135–143
- Joan Serr`a, Gopala K. Koduri, Marius Miron, Xavier Serra: Assessing the Tuning of Sung Indian Classical Music. (PDF; 165 kB) Music Technology Group, Universität Pompeu Fabra, Barcelona 2011
Weblinks
- Andreas Lehmann: Klangbeispiele indischer Shruti und deren Bezeichnungen
- Shruti Demonstration on Sarod - part 1 - Intro & komal Gandhar. Youtube-Video (Demonstration des Einsatzes der Shruti auf dem Sarod. 6 Teile)