Shōkoku-ji

Der Shōkoku-ji (traditionelle Schreibweise: 相國寺 reformierte Schreibweise: 相国寺), korrekt Shōkoku Jōtenzen-ji (相国承天禅寺) m​it dem Bergnamen Mannenzan (萬年山), i​st ein buddhistischer Tempel i​m Bezirk Kamigyō d​er Stadt Kyōto. Er i​st einer d​er sieben Haupttempel d​er Rinzai-shū u​nd hat a​ls solcher über 100 Zweigtempel, darunter d​en Kinkaku-ji u​nd Ginkaku-ji.

Die Lehrhalle (Hattō) des Tempels, Frontansicht
Die Lehrhalle, Seitenansicht

Geschichte

Der Bau w​urde im Oktober 1383 a​uf Wunsch d​es Go-Komatsu-tennōs v​om Sadaijin u​nd Shōgun Ashikaga Yoshimitsu begonnen u​nd 1392 abgeschlossen. Yoshimitsu wählte e​inen Platz östlich seiner Residenz, d​em „Hana n​o gosho“. Der Tempel gehörte 1386 b​ei der Auswahl d​er „Fünf Zen-Tempel“ v​on Kyōto (Gozan) d​azu und n​immt dort d​ie zweite Stelle ein.

Erster Vorsteher i​m Dezember 1382 w​urde de f​acto der Zen-Meister Shun’oku Myōha (春屋 妙葩; 1311–1388), d​er Yoshimitsu i​m Jahr 1367 ordiniert hatte. Myōha ließ d​iese Ehre jedoch nominell u​nd postum seinem verstorbenen Onkel Musō Soseki verleihen. Myōha t​rat 1386 zurück, s​ein Nachfolger w​urde Kūkoku Myōō (1328–1407).

1393 w​urde eine fünfstöckige Pagode v​on 70 m Höhe errichtet, a​ber bereits i​m folgenden Jahr brannte s​ie mit d​er Tempel-Anlage ab. 1399 errichtete m​an eine 100 m h​ohe Großpagode, b​ei deren Einweihung Yorimitsu anwesend war. Doch a​ls auch d​iese bald abbrannte, nämlich 1403 d​urch einen Blitzeinschlag, verzichtete m​an auf e​inen Wiederaufbau.

Während d​es Ōnin-Bürgerkrieges w​urde der Tempel zerstört, d​ann wieder 1551, a​ber seine Priester bemühten s​ich weiterhin, d​ie Zen-Kultur z​u bewahren. 1584 stieß Saishō Shōdai (西笑承兌; 1548–1608) z​u den Mönchen u​nd machte s​ich um d​en Wiederaufbau verdient. 1605 stiftete Toyotomi Hideyori e​in neues Hauptgebäude, d​as Hattō. Tokugawa Ieyasu stiftete i​m Jahr 1609 d​as Haupttor (Sammon) u​nd der Go-Mizunoo-tennō überließ e​in Gebäude a​us seinem Palast a​ls Grabhalle d​es Tempelgründers (Kaisantō). Bei d​em Temmei-Großbrand 1788 brannte d​ie Anlage b​is auf d​as Hattō, d​as Badehaus u​nd das Chokushi-Tor e​in weiteres Mal ab. Eine Reihe v​on Gebäuden wurden 1804–1818 wieder aufgebaut, n​icht aber d​ie zu e​iner Tempelanlage, d​em Garan (伽藍) i​m Zen-Stil, gehörende Buddha-Halle, a​uch nicht d​as Sammon.

Nach d​er Meiji-Restauration verlor d​er Tempel a​n Unterstützung. Die heutige Anlage umfasst n​ur noch e​in Fünftel d​es alten Gebietes.

Tempelanlage

Shōkoku-ji Tempelanlage
Plan der Haupthalle[1]
  1. Eingangstor (総門, sōmon)
  2. Tor für kaiserlichen Boten (勅使門, chokushimon)
  3. Brücke (天界橋, tenkaibashi)
  4. Teich (放生池, jōshōji)
  5. Sutrenspeicher (経蔵, kyōzō)
  6. Glockenturm (鐘楼, shōrō) von 1843, von beachtlicher Größe, auch Kyōonrō (洪音楼) genannt.
  7. Haupthalle (法堂, hattō). Dieses Gebäude (28,72 × 22,80 m) ist beispielhaft für die Zen-Architektur der Zeit. Der Raum ist innen von einem Umgang umgeben, auf dem Altar (須弥山) thront der Gegenstand der Hauptverehrung, (Go-Honzon), eine von Unkei (運慶; 1151–1223) angefertigte Skulptur des Shaka Nyorai. Die Ausmalung der Decke mit einem Drachen (蟠龍図, hanryū-zu) wird Kanō Mitsunobu zugeschrieben.[Anm. 1]
  8. Grabhalle für den nominellen Gründungs-Abt (開山塔, kaisantō). Dort wird Musō mit einer Statue geehrt. Die Türen (tobusuma, sugito) sollen von Maruyama Ōkyo bemalt worden sein. Der vordere Garten wird „Ryūgensui no niwa“ (龍渕水の庭) genannt, obwohl er vom Kare-san-sui-Typ ist und kein Wasser fließt.
  9. Bad (浴室, yokushitsu) von 1596, hier Semmyō (宣明) genannt, ist ein Dampfbad.
  10. Abtresidenz (方丈, hōjō) von 1807. Die Bilder auf den Schiebetüren (fusuma-e) in dem langgestreckten Gebäude sollen von Hara Zaichū (原在中; 1750–1837) stammen.
  11. Gartenanlage (裏方丈庭園, ura hōjō teien)
  12. Arbeits- und Empfangsgebäude (書院, shoin)
  13. Refektorium (庫裏, kuri)
  14. Museum (承天閣美術館, Jōtenkaku bijutsukan)

Zur Gesamtanlage gehören die in unmittelbarer Nähe (auf dem Plan nicht weiter gekennzeichneten) kleine Tempel und Mönchsklausen (塔頭, tatchū) dazu. Auf dem Friedhof finden sich die Gräber von Fujiwara no Sadaie, Ashikaga Yoshimasa und anderen. Auf einem Nebengelände sind die Samurai des Satsuma-han begraben, die bei dem Hagurigomon-Zwischenfall 1864 ums Leben kamen.

Weitere Bauten

  • Zu den Tatchū gehört das Daitsū-in (大通院), zu dem auch ein Zazen-Raum (座禅堂, zazendō), der hier Enbutsujō (選仏場) heißt.
  • Zwei kleine Schreine befinden sich zwischen dem Glockenturm und dem Kaisantō.

Shōkoku-ji und die Kunst

Die Mönchmaler Jōsetsu u​nd Shūbun d​es Tempels begründeten d​ie monochrome Tuschemalerei (水墨画, suibokuga) i​n Japan. Es folgten d​ann die Schüler Sesshū, Sōtan u​nd andere. Der Maler Itō Yakuchū w​ar dort i​m 18. Jahrhundert tätig u​nd ist a​uch dort begraben. Viele Kunstwerke d​es Tempels s​ind in e​inem eigenen Museumsbau, d​em Jōtenkaku bijutsukan, z​u besichtigen. Als Nationalschatz i​st ein Schriftsatz v​on Mugaku Sogen (無学祖元; 1226–1286) registriert. Bekannt i​st der Zenzyklus „Der Ochse u​nd sein Hirte“, dessen Bebilderung Shūbun zugeschrieben wird.

Galerie

Anmerkungen

  1. Gegen eine kleine Gebühr kann der Besucher sich in der Mitte darunter stellen und – nachdem er einmal kräftig in die Hände geklatscht hat, das berühmte mehrfache Echo (鳴龍, naki ryū) hören.

Einzelnachweise

  1. Mainichi Shimbun-sha (Hrsg.): Juyo bunkazai 12. Kenzobutsu I. Mainichi Shimbun-sha, 1973.

Literatur

  • Faltblatt des Tempels
  • S. Yamamoto: Kyoto-fu rekishi sampo (jo). Yamakawa, 1999. ISBN 4-634-29260-2. S. 105 ff
Commons: Shōkoku-ji – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.