Sexspielzeug
Unter dem Begriff Sexspielzeug (in jüngster Zeit hat sich auch der englische Begriff „Sextoy“ etabliert) werden Gegenstände zusammengefasst, mit deren Hilfe man sich selbst oder den Sexualpartner beim Liebesspiel sexuell stimulieren kann. Bis in die 1990er Jahre hinein war der Begriff nahezu unbekannt, die Gegenstände wurden Hilfsmittel genannt, da man sie als Mittel zum Abbau des „natürlichen“ sexuellen Verlangens ansah.
Arten
Zu den Sexspielzeugen gehören Vibratoren, Dildos, Lustkugeln, Butt-Plugs, Strap-ons, Peniskäfige, Penisringe, Penishüllen, Keuschheitsgürtel, Geräte zur erotischen Elektrostimulation, Sexpuppen, Vaginanachbildungen und vieles mehr. Derartige Gegenstände werden in Sexshops, auf Erotikmessen, in Erotikkatalogen und auf einschlägigen Websites angeboten.
In einem weiter gefassten Sinn lassen sich auch besondere Bekleidung, Rollenspiel-Utensilien (zum Beispiel Fesseln, Peitschen, Windeln), Klammern und ähnliches Zubehör hinzurechnen. Auch normale Haushaltsgegenstände können als Sexspielzeug verwendet werden, zum Beispiel Kerzen, Obst, Gemüse, Löffel, Gießkannen, Federn, Eiswürfel, aufblasbare Gegenstände (Schwimmflügel, Luftballons, Wasserbälle etc.) oder Fingerfarben zur Körperbemalung während des Liebesspiels.
Sexspielzeug ist zu unterscheiden von Fetischen. Sexspielzeug wird während der sexuellen Aktivitäten als Hilfsmittel benutzt. Sie dienen unter anderem dazu, das Lustgefühl zu steigern und den Orgasmus zu intensivieren.[1] Bei nicht-autoerotischen Aktivitäten spielt der Partner dabei die Hauptrolle, während der Fetisch selbst Gegenstand der sexuellen Lust ist, anstelle oder in Ergänzung des Partners.
Seit den 2010er-Jahren gewinnen auch computergesteuerte Sexspielzeuge (sogenannte Cyberdildonics oder Teledonics) an Popularität, die es ermöglichen die Spielzeuge mit einer mobilen App oder über das Internet fernzusteuern oder zu programmieren und Signale von diesem zu empfangen.[2][3][4]
Zur Geschichte
Sexspielzeuge und andere Hilfsmittel sind keine neuen Erfindungen. So kann man in Jin Ping Mei, einem klassischen chinesischen Roman, der im 16. Jahrhundert entstand, aber Verhältnisse im China des 12. Jahrhunderts schildert, eine Liste von Hilfsmitteln zur Steigerung der sexuellen Lust finden. So heißt es unter der Bezeichnung „Wollustgerätschaften“, dass ein Liebhaber auf dem Weg zu einer seiner Geliebten in einem Beutelchen solche Hilfsmittel mit sich führte: „Es enthielt die silberne Stütze[5], eine Liebeskappe, einen Schwefelring, ein weißes Seidenband, das mit einer zauberkräftigen Medizin getränkt war, einen Jadering, Nabelsalbe und ein »Glöckchen aus Burma«.“[6] In den folgenden Passagen wird bei der Beschreibung des Liebesaktes auch die Anwendung einiger dieser Hilfsmittel beschrieben. Von sexuellen Hilfsmitteln ist auch in einem weiteren Roman der Ming-Zeit, dem Jou Pu Tuan, die Rede, darunter eines, das Magister Horn genannt wird, vermutlich ein Dildo.[7]
2021 publizierte das Swedish Institute for Standards die erste Norm in Bezug auf Sicherheit und Design von Sexspielzeug. Die ISO 3533 bezieht sich dabei nur auf die Toys, welche in direkten Kontakt mit den Genitalien und/oder dem Anus kommen.[8] Angestoßen wurde die Entwicklung unter anderem wegen der potentiellen Gefahr durch Phthalsäureester, die in manchen Herstellungsprozessen Anwendung finden.[9]
Siehe auch
Literatur
- Martin Kessel, Sab Schönmayr: Lexikon der Lustmittel. Sexspielzeug von Action Rubber bis Zaumzeug und wie man es lustvoll anwendet. Eichborn Verlag, Frankfurt 1999, ISBN 978-3-8218-1495-7.
Weblinks
- Schadstoffanalyse bei Vibratoren (Artikel in Öko-Test)
- Kleine Anfrage der Grünen Bundestagsfraktion (PDF; 56 kB)
- Bericht des Spiegels zur Antwort der Bundesregierung darauf
- Toy-Story von Barbara Höfler und Simone Vogel (Fotos) in: NZZ am Sonntag, 31. Januar 2016
Einzelnachweise
- Verstärkung des Orgasmus. Abgerufen am 22. Mai 2019.
- Daniel Dressler: Cyberdildonics - Sexlexikon.net. Abgerufen am 7. Oktober 2018.
- How has The Joy of Sex changed since 1972? Abgerufen am 7. Oktober 2018 (englisch).
- Ins and Outs of Teledildonics. In: WIRED. (wired.com [abgerufen am 8. Oktober 2018]).
- Gemeint ist eine „Gliedstütze“.
- Djin Ping Meh. Schlehenblüten in goldener Vase. Herausgegeben und eingeleitet von Herbert Franke. Übersetzt von Otto und Artur Kibat. Band 2. Ullstein, Berlin/Frankfurt 1987, Seite 417. ISBN 3-549-06673-2.
- Li Yü: Jou Pu Tuan (Andachtsmatten aus Fleisch), übersetzt von Franz Kuhn. Frankfurt/Main, Fischer Taschenbuch Verlag 1979, S. 333, ISBN 3-596-22451-9.
- ISO 3533:2021. Abgerufen am 30. Oktober 2021 (englisch).
- First Standard for Sex toy design and safety requirements. Abgerufen am 22. Oktober 2021 (englisch).