Senna Hoy
Senna Hoy (eigentlich Johannes Holzmann; geboren 30. Oktober 1882 in Tuchel; gestorben 28. April 1914 in Meschtscherskoje bei Moskau) war ein deutscher Anarchist und Schriftsteller.
Leben und Wirken
Senna Hoy entstammte einer wohlhabenden jüdischen Familie; sein Vater war Lehrer. Als Jugendlicher bewegte er sich im Umkreis der Theosophischen Gesellschaft und der SPD, brach jedoch spätestens 1902 mit diesen Strömungen. Er nahm das Pseudonym Senna Hoy an (von Else Lasker-Schüler als Ananym aus seinem Vornamen gebildet) und gründete 1904 – gefördert und mitfinanziert durch seinen Freund Otto Buek – die anarchistische Zeitschrift Kampf. In ihr setzte er sich nicht nur für eine Vielzahl tagespolitischer Themen ein, sondern trat auch ein für die Abschaffung des Paragrafen 175 und damit für die Legalisierung der Homosexualität ein. Er war Mitbegründer des Bundes für Menschenrechte und bis 1905 dessen Präsident.
Wichtige Mitarbeiter von Der Kampf waren unter anderen Else Lasker-Schüler, Erich Mühsam, Franz Pfemfert; Herwarth Walden und Paul Scheerbart. 1905 wurde die Zeitschrift verboten, worauf Senna Hoy in die Schweiz ging, wo er an der Zeitschrift Der Weckruf mitarbeitete. 1906 wurde er in Zürich verhaftet.[1] 1907 ging er nach Russland, um dort politisch zu wirken, wurde jedoch schon im selben Jahr dort inhaftiert und zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Pfemfert, Lasker-Schüler und andere setzten sich erfolglos für seine Freilassung ein. Er starb 31-jährig am 28. April 1914 in der Irrenabteilung des Gefängnisses Meschtscherskoje bei Moskau und wurde am 14. Mai 1914 auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee beerdigt.[2]
Publikationen
- Die goldene Käthe. 1904
Literatur
- Kampf. Zeitschrift für – gesunden Menschenverstand. Neue Folge. Hrsg. Senna Hoy (Johannes Holzmann). Berlin 1904/05. Reprint. Hrsg. W. Fähnders. Vaduz 1988 (recte: 1989). Darin: Bibliographie Johannes Holzmann (Senna Hoy), S. XLVI–L.
- Johannes Holzmann: Gaben von Else Lasker-Schüler. (Erstdruck aus dem Nachlass). In: Die Aktion (Ed. Nautilus) 9: 1989, S. 744–748.
- Walter Fähnders: Johannes Holzmann (Senna Hoy). in: Lexikon der Anarchie. Bösdorf 1993
- Walter Fähnders: Else Lasker-Schüler und "Senna Hoy". In: Sarah Kirsch, Jürgen Serke, Hajo Jahn (Hrsg.): Meine Träume fallen in die Welt. Ein Else-Lasker-Schüler-Almanach. Wuppertal 1995, S. 55–77.
- Walter Fähnders: Ein romantischer Rowdy. Hinweise auf Leben und Werk des Anarchisten Senna Hoy. In: Die Aktion (Ed. Nautilus) 9: 1989, Nr. 47/49, S. 706–731.
- Walter Fähnders: Anarchism and Homosexuality in Wilhelmine Germany: Senna Hoy, Erich Mühsam, John Henry Mackay. In: Journal of Homosexuality. 29: 1995, Nr. 2/3, S. 117–153.
- Franz Pfemfert, Hrsg.: Die Aktion. 1. Jahrgang 1911. Nachdruck mit Einf. u. Komm. v. Paul Raabe. Kösel, München 1961, S. 63f
- Emil Szittya: Das Kuriositätenkabinett. 1923, S. 137–143
Weblinks
Einzelnachweise
- Die fälschlich totgesagte anarchistische Schriftsteller Senna Hoy. In: Berliner Volkszeitung. 3. Mai 1906, abgerufen am 12. April 2021 (linke Spalte, vierter Artikel).
- Sigrid Bauschinger: Else Lasker-Schüler Biographie. Wallstein Verlag, 2013, ISBN 978-3-8353-0682-0, S. 217 (google.de).