Selbstbildnis in Matrosenbluse

Selbstbildnis i​n Matrosenbluse i​st der Titel e​ines Selbstporträts, d​as Marianne v​on Werefkin 1893 i​n Russland malte. Das Gemälde w​urde 1948 v​on dem Lenzburger Arzt Dr. med. Hans Müller (1897–1989) b​ei dem Neffen u​nd Haupt-Erben d​er Werefkin – Alexander v​on Werefkin (1904–1982)[1] – erworben. Dr. Müller bestimmte d​as Bild a​ls Schenkung für d​ie Fondazione Marianne Werefkin i​n Ascona. Es trägt d​ort die Inventar-Nummer FMW-0-0-1.

Selbstbildnis in Matrosenbluse
Marianne von Werefkin, 1893
Öl auf Leinwand
69× 51cm
Fondazione Marianne Werefkin, Museo comunale d'arte, Ascona
Vorlage:Infobox Gemälde/Wartung/Museum

Technik, Maße, Beschriftung, Erhaltungszustand

Es handelt sich um eine Ölmalerei auf Leinwand im Hochformat 69 × 51 cm, die links unten im Bild 1893 datiert ist. Das Gemälde wurde aus dem Keilrahmen herausgeschnitten, um es in gerolltem Zustand von München über die Schweizer Grenze nach Ascona bringen zu können. Knickfalten in Querrichtung sind die Folge des Transportes in einem Koffer.

Ikonographie

Dieses „flott gemalte Gemälde“ w​urde als e​in „Schlüsselbild“ d​er bildlichen Selbstcharakterisierung v​on Werefkin betrachtet: „Ungemein selbstsicher u​nd ein w​enig spöttisch blickt d​ie 33 Jahre a​lte Frau a​us dem Bild, e​ine Emanzipierte i​n jungenhafter Matrosenbluse, d​ie linke Hand a​uf die Hüfte gestemmt w​ie ein Gassenjunge[2]. In d​er rechten hält s​ie die Pinsel, a​ls seien s​ie ihre Reitpeitsche.“[3]

Die Malweise

Porträt des Dmitri Kardowski, 1896/97 gemalt von Ilja Jefimowitsch Repin, Öl auf Leinwand

Auffälligerweise fertigte Werefkin das Gemälde mit zwei verschiedenen Malstilen an. Im Wesentlichen bediente sie sich des Naturalismus (bildende Kunst), der in die Zeit zurückweist, als man sie den „russischen Rembrandt“ nannte. Betroffen sind davon der Kopf, der Hals und der Hintergrund. Deutlich weicht von dieser Malweise eine breite und bewegte Pinselführung ab, die an dem Ärmel ihres linken Arms und den Händen der Werefkin beobachtet werden kann. Hierbei handelt es sich um eine Art der Nass-in-Nass-Technik. Vereinzelt, jedoch nicht so betont ausgeführt, findet sie sich auch in dem Gesicht und in der Bluse. Den Malstil, den Werefkin in diesem Bild praktiziert, ist von dem ihres Lehrers Ilja Jefimowitsch Repin abzuleiten, den dieser noch in der Zeit um 1896/97 anwendete, um das Porträt von Werefkins Freund und Maler-Kollegen Dmitri Nikolajewitsch Kardowski zu malen.

Literatur

  • Clemens Weiler: Marianne von Werefkin. Marianne Werefkin 1860–1938. Städtisches Museum Wiesbaden 1958, o.S.
  • Bernd Fäthke: Marianne Werefkin. München 2001, S. 36 f., Farb-Abb. S. 38.
  • Brigitte Salmen (Hrsg.): Marianne von Werefkin in Murnau, Kunst und Theorie, Vorbilder und Künstlerfreunde. Murnau 2002, Farb.-Abb. S. 66.
  • Bernd Fäthke: Marianne Werefkin: Clemens Weiler’s Legacy. In: Marianne Werefkin and the Women Artists in her Circle. (Tanja Malycheva und Isabel Wünsche Hrsg.), Leiden/Boston 2016 (englisch), S. 8–19, ISBN 978-9-0043-2897-6, S. 8–19, hier S. 14–19; JSTOR 10.1163/j.ctt1w8h0q1.7

Einzelnachweise

  1. Bernd Fäthke: Marianne Werefkin. München 2001, S. 8.
  2. Vgl.: Werefkin als „adliger Straßenjunge. Schelm der Russenstadt […]“ bei Else Lasker-Schüler: Marianne von Werefkin. In: Sämtliche Gedichte. München 1966, S. 223 f.
  3. Christa von Helmolt: Unglückliche Werefkin, Ausstellung im Sinclair-Haus. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 26. Januar 1990, S. 7.
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