Seelhaus
Seelhäuser (auch Seelenhäuser) sind verschiedene Unterkünfte. Diese standen entweder als Mietshaus zur Verfügung oder als Herberge für verarmte oder verwitwete Menschen.
Seelhäuser als Mietshäuser
Seelhäuser wurden in Wien auch Zinshäuser genannt und waren mittelalterliche Mietshäuser. Sie gehörten meist als Hinterhaus zu einem größeren städtischen Anwesen. Erste Seelhäuser wurden im 13. Jahrhundert in Köln, Gent und Nürnberg erwähnt. In Nürnberg nannte man solche Hinterhausmieter Beiständner.[1] Die Seelhäuser Nördlingen werden auf 1453 datiert.[2]
Seelhäuser als Stiftung
Mit Seelhaus wurde ursprünglich ein Gebäude bezeichnet, das zum Heile einer bestimmten Seele gestiftet wurde und der Aufnahme Bedürftiger dienen sollte; später auch ein Haus, das aus Mitteln einer solchen Stiftung gebaut wurde.[3] Das Seelhaus war auch eine Herberge für Pilger, sowie alte, unvermögende oder kranke Menschen. Auch Frauen aus der unteren Bevölkerungsschicht, die keine Heiratsaussichten hatten oder länger erwerbslos ortsansässig waren, durften diese, meist frommen Stiftungen von Städten oder Privatleuten annehmen. Fremdlinge durften in diesen Unterkünften ohne Genehmigung nicht beherbergt werden. Damit eine Frau aufgenommen werden konnte, zahlte diese ein Aufnahmegeld. Frauen, die gegen die Hausordnung mehrfach verstoßen haben, wurden aus der Herberge verwiesen und erhielten das eigentlich für die lebenslange Unterkunft gezahlte Aufnahmegeld zurück. Die Bewohner und Pfleger dieser Unterkünfte waren die Seelväter und Seelnonnen. Seelhäuser fanden im frühen 14. Jahrhundert ihre erste Erwähnung und befanden sich in größeren Siedlungen wie zum Beispiel Städten.[4][5][6]
Einzelnachweise
- Günther Binding: Seelhaus. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 7. LexMA-Verlag, München 1995, ISBN 3-7608-8907-7, Sp. 1680 f. (Kommentar).
- Seelhäuser. Abgerufen am 16. November 2021.
- Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933. 1950; 2. Auflage, Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1978, ISBN 3-87707-013-2, S. 88 und 559.
- Pierer’s Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 752. (abgerufen am 19. Februar 2012)
- Peter Geffcken:Seelhaus, Seelhäuser. In: www.stadtlexikon-augsburg.de (abgerufen am 19. Februar 2012)
- Peter C. A. Schels: Seelhaus. (Memento vom 9. November 2013 im Internet Archive) In: Kleine Enzyklopädie des deutschen Mittelalters. (abgerufen am 19. Februar 2012)