Sechserträger
Sechserträger, Sixpack oder Sechsertragerl (Österr. ohne Vorarlberg) sind Bezeichnungen für das älteste und auch heute noch am meisten anzutreffende Multipack aus Pappe oder Polyethylen, welches sechs Getränkedosen oder Getränkeflaschen enthält, die auf diese Weise zusammengehalten werden. So soll einerseits dem Verbraucher der Transport erleichtert und andererseits auch ein Mehrverkauf generiert werden.
Umgangssprachlich wird der Sechserträger auch als Krawallkoffer, Herrenhandtasche, Männerhandtasche, Randaliererpäckchen, Sechser Rundkolben oder Maurerradio bezeichnet.
Beschreibung
Sechserträger für Glasflaschen haben in Deutschland in der Regel eine Verpackung aus Pappe. Die Polyethylen-Verbindungsstücke sind die klassische Variante wie sie vereinzelt auch heute noch, z. B. in den USA, für Dosen anzutreffen sind. In Deutschland wurde überwiegend Pappe eingesetzt und seit ca. 2002 überwiegend durch Schrumpffolie ersetzt. Eine halboffene Variante aus Pappe, in der die Flaschen von oben entnommen werden können, ist ebenfalls verbreitet und ermöglicht die Wiederverwendung als Tragehilfe.
Mit Einführung des Dosenpfandes am 1. Januar 2003 verschwand diese Gebindeform vorübergehend in Deutschland, da der Dosenabsatz so weit zurückging, dass sich dieser zusätzliche Verpackungsaufwand für die Getränkehersteller nicht mehr rechnete.
Nachdem sich der Dosenmarkt langsam erholte, kamen auch die Multipacks teilweise wieder zurück in die Supermarktregale. Als Vorreiter ist hier vor allem die Firma Coca-Cola zu nennen, die 2009 den Vorstoß mit einem 5+1-gratis-Aktionspack wagte und seit dessen Erfolg regelmäßig verschiedene, meist Aktions-Multipacks (z. B. 6+2 gratis) auf den Markt brachte. 2015 begann Coca-Cola damit sukzessiv seine 0,33 Liter Einzeldosen durch folierte 4er Packs zu ersetzen.[1]
Die erste Verwendung von Sechserträgern führte die Firma Coca-Cola unter Leitung ihres damaligen Managers Robert W. Woodruff durch.[2] Woodruffs erklärtes Ziel, dass eine Coca-Cola nie mehr als eine Armeslänge entfernt sein dürfe, wurde in den 1920er Jahren angegangen, als man 1923 für Coca-Cola den Sechserträger erfand. Dieser wurde mit der Erfindung des Kühlschranks immer populärer, da man sich erstmals Coca-Cola auch in größeren Mengen mit nach Hause nehmen konnte. Bereits im Jahre 1928 wurde mehr Cola in Flaschen als in den Soda-Bars verkauft.
Im Jahr 1967 wurde von der Brauerei Beck & Co. zunächst der Dreierträger für Getränkedosen und 1968 der Sechserträger für Pfandbierflaschen auf dem deutschen Markt eingeführt. Anders als die aus dem US-amerikanischen Markt bekannten „Open Basket Carrier“, bei denen die Flaschen in Vertiefungen stehen, entwickelte Europa Carton in Zusammenarbeit mit Beck & Co. die noch heute gängige Kartonmanschette.[3]
Größen
Das sog. Sixpack ist die klassische Variante der Multipacks, in dem die Getränkeverpackungen zweireihig zu je drei Stück (2×3) angeordnet sind. Es existiert auch eine Variante in Dreieckform der Marke Perlquell, in der die Anordnung entsprechend ist (1+2+3). Es gab und gibt aber noch einige weitere Abpackungsgrößen:
- 2er („Paar aufs Maul“)[4]
- 3er (1×3)
- 4er (2×2)
- 8er (2×4, siehe auch: Conti)
- 10er (2×5)
- 12er (3×4)
- 16er (2x8)
- 24er (4x6)
Die Gebindegrößen (für Dosen) 12er, 18er und 24er heißen Trays. Sie sind offen oder mit Schrumpffolie verschweißt und dienen primär als Transportverpackungen und nicht als Verkaufsverpackungen, weshalb sie auch nicht als Multipacks im eigentlichen Sinne anzusehen sind. Jedoch finden im Handel gelegentlich auch sog. Kartonverkäufe folierter Trays statt, was wiederum der Funktion eines Multipacks gleichkommt.
Eine Besonderheit unter den Multipacks stellen Dosen-Adventskalender dar. Zu finden beispielsweise als Bierdosenkalender, bei dem der Konsument hinter jedem der 24 Türchen mit einem anderen Bier (0,5 L) überrascht wird. Auch Coca-Cola bringt seit 2013 jedes Jahr einen neuen Adventskalender in Form des berühmten Coca-Cola Weihnachts-Trucks heraus[5]. Anfangs noch mit 24 Dosen à 0,15 L, dann mit 24 Dosen à 0,25 L, fand man zuletzt darin nur noch 14 Dosen à 0,25 L und 10 andere Überraschungen (z. B. Notizblock, Aufkleber, Weihnachtsmütze etc.)
Ein neues Konzept des Sixpack bietet die Firma Schoeller Arca Systems für PET-Flaschen an. Es handelt sich um den sogenannten Bottle-Carrier, in den die Flaschen unterhalb des Neck-Rings eingeclipst werden. Der Bottle-Carrier ersetzt sowohl Pappe als auch Schrumpffolie. Wenn er mit den leeren Flaschen zurückgegeben wird, kann er recycelt werden. Derzeit verwenden einige Getränkehersteller (z. B. Gerolsteiner) den Bottle-Carrier.
Gefahren
Die Polyethylenringe von Sechserträgern können eine Gefahrenquelle für Tiere darstellen. Besonders Seevögel verfangen sich in den Kunststoffteilen und verenden durch Ersticken oder Verhungern. Nach entsprechenden Presseberichten in den späten 1980ern führten viele Staaten gesetzliche Regelungen ein, die eine bessere Abbaubarkeit des verwendeten Kunststoffs fordern.
Einzelnachweise
- Coca-Cola-Dosen.de: Übersicht (fast) aller Coca-Cola-Dosen-Multipacks
- Coca-Cola Deutschland: Coca-Cola und das Erbe des Robert Woodruff
- Karl Hübner: Ein ganz besonderes Stück Karton wird 50 Jahre alt, In: Ostfriesen-Zeitung, 28. November 2018, S. 15.
- Internetpräsenz von Paar aufs Maul
- Coca-Cola-Dosen.de": Übersicht aller Coca-Cola Dosen-Adventskalender