Scott Ritter
William Scott Ritter, Jr. (* 15. Juli 1961) ist ein US-amerikanischer Offizier, der in seiner Rolle als Inspektor der Vereinten Nationen für die UNSCOM-Mission im Irak bekannt wurde.
Karriere
Nach seinem Bachelor-Abschluss in sowjetischer Geschichte am Franklin and Marshall College in Lancaster (Pennsylvania) trat er 1984 in das US Marine Corps ein, wo er zwölf Jahre als Offizier der Aufklärung diente. Während des Golfkriegs von 1991 diente er als Berater für ballistische Raketen unter General Norman Schwarzkopf junior.
UNSCOM
1991 bis 1998 war er als Inspector für die UNSCOM-Mission im Irak tätig, die beauftragt war, Massenvernichtungswaffen sowie Anlagen für deren Herstellung im Irak zu finden und zu zerstören. Im Januar 1998 wurde seinem Team der Zugang zu mehreren Anlagen verweigert und Ritter unter der Anschuldigung, für die CIA zu arbeiten, von der irakischen Regierung des Landes verwiesen. Scott Ritter kritisierte die UN für ihre Tatenlosigkeit angesichts der Blockadehaltung des Irak gegenüber der UNSCOM-Mission und trat im August 1998 von seinem Amt zurück. In diesem Sinn steht sein Buch "Endgame: Solving the Iraq Problem — Once and For All" (1999).
Dramatischer Kehrtschwenk 1999 und Kritik an der US-Politik
1999 (also noch unter Clinton) änderte er seine Ansichten grundlegend und drehte den von einem in Detroit lebenden irakischen Geschäftsmann finanzierten[1] Dokumentarfilm In Shifting Sands: The Truth About UNSCOM and the Disarming of Iraq.
Er wurde vor allem in der Bush-Ära einer breiteren Öffentlichkeit durch seine scharfe Kritik an der Politik der Vereinigten Staaten bekannt. Unter anderem bestätigte er jetzt die Vermutungen der irakischen Regierung, dass die CIA versuche, sich der UNSCOM-Mission zu Spionagezwecken zu bedienen. In der Frage, ob der Irak eine Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen darstelle, stellte er sich vor dem Irak-Krieg mit seinen Aussagen gegen die der auf CIA Berichten gegründeten Positionen der Bush-Regierung.
Auch in der Folgezeit publizierte Ritter weitere kritische Bücher und Artikel zu diesen Themen, sein Buch auf Deutsch Krieg gegen den Irak.
Die von den Streitkräften der „Koalition der Willigen“ beauftragte „Iraq Survey Group“ bestätigte 2004 Ritters Einschätzung, dass der Irak nicht über die als Kriegsgrund vorgebrachten Massenvernichtungswaffen verfügt hatte.
Ritter empfahl in einer Rede, Lobbyisten wie die des AIPAC, die für israelische Interessen einträten, künftig unter dem Foreign Agents Registration Act für ausländische Interessenvertreter zu erfassen. Zwar sei der Lobbyismus ihr legitimes Recht, aber die Interessen seien nicht mit den US-Interessen identisch.[2]
Verurteilung
2003 verurteilte man Ritter zu einer Bewährungsstrafe, weil er 2001 online mit einer Polizistin, die sich als Minderjährige ausgegeben hatte, sexuelle Inhalte ausgetauschte. Ritter beteuerte seine Unschuld und hielt die Vorwürfe für politisch motiviert.[3]
Im Februar 2009 war er erneut online in Kontakt mit einer Polizistin, die sich als 15-Jährige ausgab. Danach wurde erneut Anklage erhoben und er im April 2012 schuldig gesprochen sowie zu 1,5 bis 5,5 Jahren Gefängnis verurteilt.[4]
Werke
- Endgame : Solving the Iraq Crisis. Simon & Schuster, New York 1999. ISBN 0-684-86485-1.
- War on Iraq. Context Books (US) / Profile Books Ltd (UK), 2002. ISBN 1-86197-636-4.
- Frontier Justice: Weapons of Mass Destruction and the Bushwhacking of America. Context Books, 2003.
- Iraq Confidential: The Untold Story of the Intelligence Conspiracy to Undermine the UN and Overthrow Saddam Hussein (zusammen mit Seymour Hersh). Nation Books, 2005.
- Target Iran: The Truth about the White House's Plans for Regime Change. Nation Books, Oktober 2006. ISBN 1-56025-936-1.
Weblinks
- Scott Ritter in der Internet Movie Database (englisch)
- Scott Ritter: Dick Cheney Really Is That Bad (Alternet, 24. August 2007 – eine Bestandsaufnahme nach dem Rücktritt von Karl Rove; vgl. Dick Cheney)
- Scott Ritter: Democrats Must Offer A New Blueprint for Iraq (AlterNet, 15. November 2006)
- Scott Ritter on "Target Iran: The Truth About the White House’s Plans for Regime Change” (Democracy Now!, 16. Oktober 2006 – Interview; auch als MP3 – 27 MB)
- Scott Ritter: If you had seen what I have seen (The Independent, 10. Oktober 2004)
Einzelnachweise
- New York Times, 28. Februar 2012
- Video auf YouTube
- Ex-UN inspector Scott Ritter sex sting trial begins - BBC, 12. April 2011
- New York Times Magazine: Scott Ritter's Other War, 22. Februar 2012 – Ritter selbst rechtfertigt sich in dem Porträt mit den Worten: „My personal missteps — how many Americans have died as a result of that? None. Other than my family, how many victims were there? None.“