Schwimmbadreaktor
Ein Schwimmbadreaktor (auch Swimmingpool-Reaktor oder Wasserbeckenreaktor) ist ein Forschungsreaktor, dessen Reaktorkern sich in einem mehrere Meter tiefen, nach oben offenen Wasserbecken befindet. Dadurch sind Eingriffe und Experimente für Forschungszwecke und Ausbildung leicht möglich. Auch können Materialproben, z. B. zur Gewinnung von Radionukliden für medizinische Zwecke, bestrahlt werden.
Das Wasser dient als Moderator und zur Kühlung. Die dicke Wasserschicht über dem Reaktorkern genügt bei abgeschaltetem Reaktor auch als Abschirmung gegen die Strahlung. Der obere Teil des Aufstellungsraums ist dann begehbar. Für Leistungsreaktoren eignet sich eine solche Bauweise nicht, denn mit dem Kühlmittel auf Atmosphärendruck könnte kein sinnvoller thermischer Wirkungsgrad erreicht werden.
In Deutschland werden oder wurden mehrere Schwimmbadreaktoren betrieben. Der bekannteste war der Forschungsreaktor München FRM I, wegen der äußeren Form seines Gebäudes „Atomei“ genannt. Er wurde am 28. Juli 2000 um 10:30 Uhr endgültig abgeschaltet, damit sein Nachfolger FRM II in Betrieb gehen konnte. Dieser ist mit einer Nennleistung von 20 MW der größte Forschungsreaktor in Deutschland.
Auch die stärkste Neutronenquelle der Welt, der Höchstflussreaktor im ILL in Grenoble, ist ein Schwimmbadreaktor.[1]
- Der Kontrollraum des Pulstar-Reaktors
- Atomei (FRM I) und FRM II im Hintergrund
Literatur
- Hanno Krieger: Strahlungsquellen für Technik und Medizin. Teubner, 2005, ISBN 978-3-8351-0019-0, doi:10.1007/978-3-322-82202-4
- Winfried Koelzer: Lexikon zur Kernenergie, Ausgabe Juli 2015. KIT Scientific Publishing, 2015, ISBN 978-3-7315-0419-1, Seite 181
Einzelnachweise
- Krieger, siehe Literaturliste