Schweizerisches Burgenarchiv
Unter dem Namen Schweizerisches Burgenarchiv führte der Verein Burgenfreunde beider Basel eine Dokumentationsstelle mit Materialien zum Thema Burgen. Der Mitte der 1990er Jahre abgeschlossene Bestand des Archivs wurde als Depositum ins Staatsarchiv Basel-Landschaft überführt. Die burgenkundliche Bibliothek befindet sich in der Kantonsbibliothek Baselland.
Ziele und Leitung
Das Schweizerische Burgenarchiv ist mit Planarchiv, Zeitungsartikeldokumentation und Bildersammlungen, z. T. aus Vorbesitz bekannter Burgenkundler, eine Dokumentationsstelle für die Burgenkunde. Die Verantwortung für alle Tätigkeiten des Schweizerischen Burgenarchivs oblag der Archivkommission der Burgenfreunde beider Basel.
Bestände
Burgenkundliche Bibliothek
Bis Mitte der 1990er Jahre wurden über 2800 burgenkundliche Bücher gesammelt. Sie sind seit 1999 in der Kantonsbibliothek Baselland in Liestal untergebracht.[1]
Sammlung Dietschi-Kunz
Die Sammeltätigkeit von Eugen Dietschi-Kunz konzentrierte sich schwerpunktmässig auf die Burgenkunde und Burgenbewegung im Bereich der Schweiz, doch sind auch das Mittelalter allgemein, Volkskunde und Regionalgeschichte mit berücksichtigt. Seine Sammlung ist in 34 Archivschachteln enthalten und besteht aus Artikeln aus Zeitschriften, Zeitungen und anderen Quellen. Die Dokumente decken einen Zeitraum von 1890 bis 1951 ab.
Sammlung Baer
Casimir Hermann Baer (2. November 1870 bis 29. Dezember 1942) ausgebildet als Architekt und Doktor der Kunstgeschichte, signierte seine vielen Publikationen im architektonischen und kunsthistorischen Bereich -- wohl wegen der Länge des Namens -- meist mit C. H. Baer. Während seiner Reisen durch Süddeutschland und die Schweiz füllte er sechs Skizzenbücher (je etwa 40 Seiten) mit Bildern von Burgen und Schlössern, aber auch sakralen und anderen historisch wertvollen Bauten. Gesamtansichten sind durch Detailzeichnungen interessanter Objekte an diesen Bauten ergänzt.
Sammlung Probst
Der Vater des Schweizerischen Burgenvereins, Eugen Probst (14. Dezember 1873 bis 15. August 1970), vermachte 1960 dem Schweizerischen Burgenarchiv seine Privatsammlung von über 5000 Objekten. Fotos, Pläne, Zeichnungen, Zeitungs- und Zeitschriftenaufsätze stellen den Hauptteil der Sammlung dar, die die Arbeit dieses Burgenforschers und -wiederaufbauers (z. B. Burg Rotberg, Reichenstein) dokumentiert.
Sammlung Alioth
Der Nachlass des Architekten, Architekturzeichners und Malers Max Alioth (6. August 1883 bis 30. September 1968) existiert nur in verteilter Form im Kulturarchiv Oberengadin in Samedan, der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich, dem Schweizerischen Burgenverein und dem Schweizerischen Burgenarchiv. Letzteres beherbergt Burgenpläne in Form von Heliographien, Bleistift-, Rötel- und Tuschezeichnungen einer ganzen Reihe von Burgen in der Schweiz.
Sammlung Meyer
Schon seit seiner Jugendzeit faszinierten Burgen und Schlösser Professor Werner Meyer – von seinen Studenten auch liebevoll Burgen-Meyer genannt. Das Schweizerische Burgenarchiv hütet rund neunzig Pläne und Zeichnungen Meyers aus seiner frühen Zeit (1950er Jahre) im Bereich der Schweiz und den angrenzenden Regionen Südbaden und Elsass.
Sammlung Oegger
Von Oberst Friedrich Oegger-Merz (gestorben 1925) wurde eine schweizweite Sammlung alter Burgenbilder samt Kurzbeschreibung der Burgen zusammengetragen. Teilweise stammen Original-Zeichnungen von ihm selbst.
Burgenmodelle
Im Schweizerischen Burgenarchiv stehen die folgenden Burgenmodelle von Alfred Peter, der sie nach Zeichnungen von Emanuel Büchel schuf:
- Schloss Angenstein, Massstab 1: 200, Zustand anno 1730, gebaut 1951
- Schloss Münchenstein, Massstab 1: 200, Zustand anno 1740, gebaut 1952
- Schloss Pfeffingen, Massstab 1: 200, Zustand ca. 1700, gebaut 1949
- Schloss Pratteln, Zustand anno 1735, gebaut 1951
Geschichte
An der Jahresversammlung 1943 der Burgenfreunde beider Basel stellte der Oltner Drucker Eugen Dietschi-Kunz die Idee eines Schweizerischen Burgenarchivs vor und bot als Grundstock seine eigene burgenkundliche Dokumentation an. Die Burgenfreunde versuchten vergeblich, die Schenkung im Staatsarchiv Basel-Stadt oder Universitätsbibliothek Basel unterzubringen. Die Sammlung wurde deshalb zunächst im Kleinen Klingental, später in einer Privatwohnung untergebracht.
Anfangs 1951, in seinem Todesjahr, nahm Eugen Dietschi-Kunz die Initiative wieder auf und rief die Burgenfreunde beider Basel dazu auf, den Aufbau des Schweizerischen Burgenarchivs voranzutreiben. Die Sammlung von Eugen Dietschi-Kunz wurde ergänzt durch Materialien anderer Burgenkundler und durch die Bibliothek der Burgenfreunde. Für die Aufbewahrung, Erschliessung und Vermittlung -- mit viel Fronarbeit -- konnten von der staatlichen Liegenschaftsverwaltung Räumlichkeiten am Stapfelberg 4 in Basel gemietet werden.
Die Sammeltätigkeit wurde Mitte der 90er Jahre eingestellt. Die Nachfrage nahm im Zeitalter des Internets ab, und der Bestand war so angewachsen, dass nach professionellen Lösungen gesucht werden musste. Nach einem Beschluss der Mitgliederversammlung der Burgenfreunde wurde das Archiv Ende 2011 als Depositum an das Staatsarchiv des Kantons Basel-Landschaft in Liestal übergeben.[1] Damit sind die langfristige sachgerechte Aufbewahrung und die einfache Benutzung für eine breite Öffentlichkeit gewährleistet.
Erschliessung
Seit der Gründung des Schweizerischen Burgenarchivs wurden die Medien nach Materialart in einfachen Systematiken abgelegt. In den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts erstellte der damalige Vizepräsident Christoph Matt digitale Inventare der wichtigsten Sammlungsteile. Diese Verzeichnisse sind inzwischen online abrufbar. Längerfristig ist geplant, sie mit Vorschaubildern zu verknüpfen.
Benutzung
- Der Zugriff auf die burgenkundliche Bibliothek erfolgt über den elektronischen Katalog der Kantonsbibliothek Baselland.
- Die Benutzung des Archivs erfolgt im Staatsarchiv in Liestal unter PA Privatarchive, Signatur PA 6371.[1]
Literatur
- Christoph Philipp Matt: Das Archiv im Überblick. In: Aus dem Schweizerischen Burgenarchiv. 75 Jahre Burgenfreunde beider Basel. Burgenfreunde beider Basel, Basel 2006, ISBN 3-03300627-2 (Online [abgerufen am 30. Mai 2019]).
- Emil A. Erdin: Das Schweizerische Burgenarchiv in Basel. In: Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins. Jg. 54 (1981/82), 1981, S. 13–15.
- Emil A. Erdin: 25 Jahre Schweizerisches Burgenarchiv in Basel. In: Jurablätter. Jg. 39, Nr. 11, 1977, S. 177–183.
- Schweizerisches Burgenarchiv [Basel] (Hrsg.): Verzeichnis der Bücher und Archivalien. Burgenfreunde beider Basel, Basel 1962.
Weblinks
- Schweizerisches Burgenarchiv auf der Website der Burgenfreunde beider Basel
Einzelnachweise
- Schweizerisches Burgenarchiv. Burgenfreunde beider Basel. Abgerufen am 30. Mai 2019.