Schwarzschopf-Segge
Die Schwarzschopf-Segge[1] (Carex appropinquata) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae). Ein häufig verwendetes Synonym ist Carex paradoxa Willd., von dem sich auch die deutschen Namen Sonderbare Segge[1] und Wunder-Segge[1] ableiten. Die Art bildet Horste mit einem schwarzbraunen Faserschopf aus aufgelösten Blattscheiden an der Basis. Die Halme erreichen Höhen von 30 bis 80 Zentimeter und die Blütenstände sind ährig-traubige Rispen. Das Verbreitungsgebiet liegt in Mittel- und Nordeuropa und reicht bis Sibirien. Die Schwarzschopf-Segge gilt in Österreich und Deutschland als stark gefährdet. Sie liefert Streu, kann jedoch nur schlecht gemäht werden.
Schwarzschopf-Segge | ||||||||||||
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Schwarzschopf-Segge (Carex appropinquata) im Botanischen Garten München-Nymphenburg | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Carex appropinquata | ||||||||||||
Schumach. |
Beschreibung
Erscheinungsbild und Blatt
Die Schwarzschopf-Segge ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die dichte, bultige Horste bildet. Es werden keine Ausläufer gebildet. An der Basis findet sich ein schwarzbrauner, glänzender Faserschopf aus aufgelösten Blattscheiden. Die Halme stehen aufrecht und erreichen Wuchshöhen von 30 bis 80 Zentimeter. Sie sind dünn und dreikantig und im oberen Teil rau. Die Blattspreiten sind flach, 2 bis 3 Millimeter breit, meist gelbgrün, manchmal graugrün, wenig steif und schneidend rau. Sie überragen nie den Blütenstand.[2][3]
Blütenstand, Blüte und Frucht
Die stark zusammengezogenen, wenig verzweigten, ährig-traubigen, seltener auch lockeren und schlaffen rispigen Blütenstände sind 2 bis 8, selten bis 10 Zentimeter lang mit Durchmessern von 0,5 bis 1,5 Zentimetern. Die Blütenstandsäste stehen meist aufrecht ab und haben spelzige, manchmal auch laubblattartige Tragblätter. Der unterste Ast erreicht meist eine Länge von 1,5 bis 2,5 Zentimetern. Die Ährchen sind oval bis zylindrisch und 4 bis 15 Millimeter lang. Die weiblichen Blüten stehen im unteren Teil, die männlichen im oberen Teil der Ährchen. Die Spelzen sind rotbraun, breit oval, zugespitzt und 3 Millimeter lang. Die Fruchtschläuche sind dunkelbraun, matt, deutlich längsnervig, ebenfalls 3 Millimeter lang, rundlich eiförmig, und gehen plötzlich in einen Schnabel über. Es werden zwei Narben gebildet. Die Blütezeit ist im Mai und Juni.[2][4][3]
Chromosomenzahl
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 64.[3][5]
Ähnliche Arten
Der Bau der Blütenstände liegt etwa zwischen dem der Rispen-Segge (Carex paniculata) und dem der Draht-Segge (Carex diandra), man kann die Art jedoch durch den Faserschopf gut von den beiden anderen unterscheiden. Die ebenfalls ähnliche Kamm-Segge (Carex disticha) unterscheidet sich durch ihre Ausläufer von der Schwarzschopf-Segge.[2]
Vorkommen und Gefährdung
Die Schwarzkopf-Segge ist ein nordisch-eurasiatisches Florenelement der gemäßigten und borealen Zonen. Ihr Areal erstreckt sich in Europa nach Norden bis 68° nördlicher Breite; im Süden kommt sie noch in Oberitalien, Jugoslawien, Rumänien, Süd-Russland, Anatolien und im Kaukasus-Gebiet vor; sonst aber fehlt sie in Südeuropa auf weiten Strecken; im Osten erstreckt sich ihr Areal in Sibirien bis ins Jennisei-Gebiet und bis in das Altai-Gebirge. Sie wächst in Mitteleuropa zerstreut vom Tiefland bis in Höhenlagen von etwa 1500 Metern in der Alpenregion. In den Allgäuer Alpen steigt sie in Bayern zwischen Kreuzeck und Kappelberg bei Nesselwang bis in Höhenlagen von 1350 Metern auf.[6] Im mitteleuropäischen Tiefland, vor allem im dortigen Westen, ist sie selten; im Alpenvorland und im Regen-Naab-Altmühl-Becken tritt sie zerstreut auf. Sie fehlt in den Zentral- und Südalpen. An ihren Fundorten ist sie oft bestandsbildend.
Sie wächst im äußeren Ufersaum stehender Gewässer, seltener an Flüssen, sie besiedelt auch Flachmoore, lichte Auwälder, nasse Wiesen, Sümpfe, Gräben und Waldtümpel meist auf basen- oder kalkhaltigen, mesotrophen Sumpfhumusböden[7] vor. Sie ist eine Begleitpflanze der Großseggenriede (Magnocaricion) und der Erlenbrüche (Alnion). Die Schwarzschopf-Segge fördert die Verlandung. Die Früchte enthalten ein Schwimmgewebe und werden so auch durch das Wasser transportiert.[2]
Die Schwarzkopf-Segge ist in Österreich und in Deutschland stark gefährdet.[4][8] Sie verliert in Mitteleuropa durch die Ufernutzung an Seen, z. B. durch Campingplätze zunehmend Standorte. Vor allem im Alpenvorland ist sie zurückgegangen.
Systematik und Forschungsgeschichte
Die Schwarzschopf-Segge wird der Untergattung Vignea zugeordnet.[9] Die Erstbeschreibung von Carex appropinquata erfolgte 1801 durch Heinrich Christian Friedrich Schumacher.[10][11] Der Gattungsname Carex stammt aus dem Lateinischen und bezeichnete Gräser mit schneidenden Blättern.[12] Das Artepitheton appropinquata stammt ebenfalls aus dem Lateinischen und bedeutet „gedrängt“. Es bezieht sich auf die stark zusammengezogene Rispe.[2]
Synonyme für Carex appropinquata Schumach. sind unter anderen Carex paniculata var. paradoxa (Rchb.) Fiori, Carex paradoxa Willd., Caricina paradoxa (Rchb.) St.-Lag., Vignea appropinquata (Schumach.) Soják und Vignea paradoxa Rchb.[13]
Verwendung
Die Schwarzschopf-Segge liefert gute Streu, lässt sich jedoch wegen des dicht horstigen Wuchs nur schlecht mähen.[2]
Quellen
Literatur
- Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler, Mark Bachofer: Unsere Gräser. Über 400 Farbzeichnungen. Aktualisierte 12. Auflage. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-440-12573-1, S. 166.
- Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, S. 1110, 1120.
- Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7, S. 128 (Nachdruck von 1996).
- Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 5: Schwanenblumengewächse bis Wasserlinsengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
- Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi, Arno Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 8: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklassen Commelinidae Teil 2, Arecidae, Liliidae Teil 2): Juncaceae bis Orchidaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1998, ISBN 3-8001-3359-8.
Einzelnachweise
- Deutscher Namen nach Aichele, Schwegler: Unsere Gräser, S. 166
- Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Unsere Gräser, S. 166
- Carex appropinquata Schumach. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 16. August 2013.
- Fischer, Oswald, Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol, S. 1120
- Carex appropinquata bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
- Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1 IHW-Verlag, Eching bei München, 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 248.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 174.
- Carex appropinquata Schumach., Schwarzschopf-Segge. FloraWeb.de
- Fischer, Oswald, Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol, S. 1110
- Christian Friedrich Schumacher: Enumeratio plantarum in partibus Saellandiae Septentrionalis et Orientalis. Band 1. Brummer, Hafniae 1801, S. 266 (online).
- Carex appropinquata bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis Abgerufen am 16. August 2013.
- Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, S. 128
- Carex appropinquata. In: The Plant List. Abgerufen am 16. August 2013 (englisch).
Weblinks
- Schwarzschopf-Segge. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Carex appropinquata Schumach. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora.
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel aus: Eric Hultén, Magnus Fries: Atlas of North European vascular plants. 1986, ISBN 3-87429-263-0 bei Den virtuella floran. (schwed.)
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).
- Datenblatt bei der Flora von Oberfranken.
- Datenblatt bei Schede di Botanica - Flora Italiana.