Schulwegplan
Unter einem Schulwegplan versteht die Verkehrspädagogik einen Ortsplan mit der differenzierten Darstellung eines sicheren Schulwegs.
In seiner Doppelbedeutung als Wegeskizze aus der Vogelperspektive (= Plan) und sorgfältige Vorbereitung eines Vorhabens (= Planung) soll der Schulwegplan vor allem Erstklässlern und ihren Eltern dabei helfen, den ungefährlichsten Weg zur Schule zu finden. Seine Erstellung wird entsprechend den Eltern und Kindergärten vor Schulbeginn dringend empfohlen.[1]
Ausgestaltung
Der Schulwegplan weist unter mehreren Alternativen den sichersten Weg durch den Straßenverkehr. Dazu gibt er eine Idealroute vor, die alle Gefahrenpunkte, aber auch Verkehrshilfen, wie Zebrastreifen, Druckampeln, Verkehrsinseln, Fußgängertunnel und Fußgängerbrücken, enthält. Es ist nicht seine Aufgabe, die kürzeste, sondern die gefahrenärmste Wegführung zu markieren.
Formen
Der internetbasierte Schulwegplan
Der internetbasierte Schulwegplan wird von der Continental AG und der Landesverkehrswacht Niedersachsen e.V. seit 2007 bundesweit angeboten und gesponsert: Ein von den beiden Institutionen in Auftrag gegebener Tool bietet die Möglichkeit, auf Kartenbasis einfach und bequem grafische Schulwegpläne des eigenen Wohngebiets mit dem Computer zu erstellen und auszudrucken. Ein ausführliches PDF-Handbuch und eine schrittweise Begleitung leisten dabei Hilfestellung.[2] Die Notwendigkeit der Registrierung und Anmeldung hat allerdings wohl mit zu der relativ geringen Download-Freudigkeit beigetragen, wie die dokumentierten Nutzerzahlen ausweisen. Es wurden bis Juli 2012 lediglich 204 Pläne veröffentlicht.
Der selbst erarbeitete Schulwegplan
Der selbst erarbeitete Schulwegplan wurde im Rahmen des Lernmodells der Verkehrserziehung vom Kinde aus Anfang der 1990er Jahre von dem Karlsruher Verkehrspädagogen S.A. Warwitz in die Verkehrserziehung eingeführt.[3] Es handelt sich um ein sehr lernintensives, kindgemäßes und didaktisch wertvolles Vorgehen, das die natürlichen Lernprozesse des Kindes und seine Kreativität zum Ausgangspunkt nimmt: Nach der Methode des Entdeckenden Lernens werden die Kinder dazu angeleitet, in Begleitung eines verkehrskundigen Erwachsenen den eigenen Schulweg selbst zu erkunden, die schwierigen und gefährlichen Stellen selbst wahrzunehmen und zu lokalisieren und in einer eigenen Wegeskizze die vorteilhafteste Route festzulegen. Die Weiterentwicklung zu einem attraktiven Brettspiel, dem Schulwegspiel, ermöglicht es den Kindern, den Schulweg durch erlebte und/oder erdachte Ereignisse zu bereichern und die Schulwegsicherheit damit auch mental zu üben und zu festigen.[4] ––
Kommunal geförderte Kinderstadtteilpläne
Mitte/Ende der 1990er Jahre griffen Kommunen und Einrichtungen vermehrt die Idee von sogenannten Kinderstadtteilplänen auf.[5] Die Kinder wurden in Kindergärten, Grundschulen und Vereinen dazu aufgerufen, für sie Interessantes in ihrem Wohnbereich zu entdecken, zu fotografieren und zu melden, wie Spielgelände, Badestellen, Sportstätten, Gefahrenquellen, abenteuerliche Treffpunkte. Es ging vor allem darum, die Bedürfnisse der Kinder in die weitere Raum- und Stadtplanung einzubeziehen. Dabei wurden als eine Art Nebenprodukt gleichzeitig auch die besten Verkehrswege für die Kinder erschlossen und in den Plänen festgehalten.[6] Bei der komplexen Aufgabenstellung hat sich in der Praxis allerdings der Einfluss der erwachsenen Betreuer als sehr dominant herausgestellt.
Bedeutung
In der Gesamtkonzeption des Kinderschutzes erfüllt der Schulwegplan eine wichtige Funktion bei der Schaffung von mehr Kindersicherheit. Er steht dabei als ein Baustein im Gefüge mit den verkehrspolitischen Vorkehrungen wie der Einrichtung von Fußgängerschutzzonen[7] und verkehrserzieherischen Maßnahmen wie der Fußgängerausbildung.[8][9]
Literatur
- C. Schneider: Das Karlsruher -12-Schritte-Programm. Praktische Überprüfung einer Methode zum sicheren Fußgänger. Wiss. Staatsexamensarbeit. GHS, Karlsruhe 2002.
- Spiellandschaft Stadt e.V. (Hrsg.): Kinderstadtteilpläne. Tipps, Themen und Taten rund um Kinderstadtteilpläne. München 1996
- G. Streyhammer: Die Schule steht vor der Tür … Wien 2007.
- Gerhard Wahrig: Deutsches Wörterbuch. Gütersloh 1970, Sp. 2735.
- Siegbert A. Warwitz: Wir schaffen uns selbst ein Schulwegspiel. Erstklässler in einem fächerübergreifenden Projekt. In: Sache-Wort-Zahl. 30, 2002, S. 23–27.
- Siegbert A. Warwitz: Das Schulwegspiel. In: Ders.: Verkehrserziehung vom Kinde aus. Wahrnehmen-Spielen-Denken-Handeln. 6. Auflage. Baltmannsweiler 2009, S. 216–221.
- P. Wegener: Die Methode ‚Fußgängerdiplom’ als didaktisches Konzept zur Verkehrsertüchtigung des Schulanfängers. Wiss. Staatsexamensarbeit. GHS Karlsruhe, 2001.
Weblinks
Einzelnachweise
- R. Streyhammer: Die Schule steht vor der Tür … Wien 2007.
- Schulwegplaner.de – Der SchulwegPlaner
- S. A. Warwitz: Das Schulwegspiel. In: Ders.: Verkehrserziehung vom Kinde aus. Wahrnehmen-Spielen-Denken-Handeln. 6. Auflage. Baltmannsweiler 2009, S. 216–221.
- S. A. Warwitz: Wir schaffen uns selbst ein Schulwegspiel. Erstklässler in einem fächerübergreifenden Projekt. In: Sache-Wort-Zahl. Band 30, 2002, S. 23–27.
- Spiellandschaft Stadt e.V. (Hrsg.): Kinderstadtteilpläne. Tipps, Themen und Taten rund um Kinderstadtteilpläne. München 1996.
- KOBRA-Beratungszentrum für kommunale Kinder-, Jugend-, Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung (Memento des Originals vom 14. Mai 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- H. G. Hilse, W. Schneider: Verkehrssicherheit. Stuttgart 1995.
- C. Schneider: Das Karlsruher-12-Schritte-Programm. Praktische Überprüfung einer Methode zum sicheren Fußgänger. Wiss. Staatsexamensarbeit. GHS, Karlsruhe 2002.
- P. Wegener: Die Methode ‚Fußgängerdiplom’ als didaktisches Konzept zur Verkehrsertüchtigung des Schulanfängers. Wiss. Staatsexamensarbeit. GHS Karlsruhe, 2001.