Schloss Ritzebüttel
Das Schloss Ritzebüttel in Cuxhaven war der Wohnsitz der Hamburger Amtmänner während der Zeit der Zugehörigkeit Ritzebüttels zu Hamburg. Das Schloss, das zum Teil noch aus dem 14. Jahrhundert stammt, gehört zu den ältesten erhaltenen Profanbauten der Norddeutschen Backsteingotik in der Region und ist heute für Besucher zugänglich.
Die Geschichte des Schlosses
Das Schloss gründet sich auf einen um 1340 für die Lehnsherren von Sachsen-Lauenburg errichteten Wohnturm. Der Bau folgte nur 30 Jahre auf die Errichtung des äußerlich sehr ähnlichen Turms auf der Hamburger Insel Neuwerk. Nach Streitigkeiten mit der Stadt Hamburg und einer anschließenden Belagerung durch die Hansestadt 1393 ging die Burg am 31. Juli 1394 von den Lappes in den Besitz Hamburgs über. Da von Ritzebüttel aus eine Kontrolle der Unterelbe gut möglich war und zu der Wehranlage auch größere Ländereien gehörten, war der Ort für Hamburg ein wertvoller Besitz. Die Stadt besaß so außerdem Zugang zu einem Winternothafen und konnte von hier schneller gegen die Seeräuber der Nordsee agieren.
Die Amtmänner waren größtenteils Hamburger Senatoren, zu Ihnen gehörte unter anderem auch der Schriftsteller und Dichter Barthold Heinrich Brockes sowie der Advokat Amandus Augustus Abendroth. Die Amtmänner residierten über 500 Jahre in dem von der Burg zum Schloss umgestalteten Anlage. Sie waren mit umfangreichen Befugnissen ausgestattet, die sich auch in einer ansehnlichen Ausstattung des Schlosses wieder fanden. Trotzdem war das Amt in Ritzebüttel bei den Hamburger Amtmännern nicht sonderlich beliebt, bedeutete es doch, tief in der Provinz und knapp drei Tagesreisen von den Annehmlichkeiten Hamburgs entfernt seine Pflichten zu erfüllen. 1864 wurden die Justiz und die Verwaltung des Amtes getrennt, und die Hamburger Amtmänner verloren einen Großteil ihres Einflusses. 1937 schließlich wurde Cuxhaven im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes gegen Altona, Harburg-Wilhelmsburg und Wandsbek an Preußen getauscht, und das Schloss verlor endgültig seine politische Bedeutung.
Bis 1981 wurde das Gebäude für unterschiedliche Zwecke genutzt. Das Schloss war zu diesem Zeitpunkt in einem schlechten Zustand und stark sanierungsbedürftig. Die Sanierungsarbeiten, die sich aus Geldmangel immer wieder verzögerten, dauerten bis 1996. Das Schloss wurde mit einem neuen Nutzungskonzept der Öffentlichkeit übergeben und beherbergt heute unter anderem ein Restaurant, Ausstellungsräume und ein Trauzimmer. Alle Räume können besichtigt werden. Auch werden auf dem Schlossgelände verschiedene Märkte ausgerichtet.
Baulichkeiten
Das Schloss
Die spätmittelalterliche Burg bestand ursprünglich aus einem mächtigen, von Wällen und Wassergräben umgebenen Wehr- und Wohnturm mit rechteckigem Grundriss und entsprach damit dem Typus einer Turmburg. Dieser Turm bildet noch heute den Kern der vollständig aus Backstein erbauten Anlage. Während der Zeit der Übernahme durch Hamburg wurden die Verteidigungsanlagen verstärkt, indem die Mauern auf eine Dicke von drei Metern erweitert und der Turm auf 21 Meter erhöht wurde, der Dachstuhl maß noch einmal zusätzliche neun Meter. Der von großen Zinnen bekrönte Turm ist im Äußeren seit seiner Erbauungszeit weitgehend unverändert.
Im 17. Jahrhundert wurde dem Turm an der Vorderseite ein Anbau aus Fachwerk vorgesetzt, der mit seinen drei Türmchen und einem großen Eingangstor das Hamburger Stadtwappen zitierte. Dieses Portalgebäude wurde im 18. Jahrhundert wieder abgetragen und durch den bis heute erhaltenen, fünfachsigen barocken Vorbau ersetzt. Die Verteidigungsanlagen des Schlosses wurden im Laufe der Jahrhunderte weitgehend abgebrochen und sind heute nur als Fragmente im Schlossgarten zu erkennen.
Im Schloss befinden sich Ausstattungsmerkmale und Baudetails aus fast 600 Jahren Kunstgeschichte. Im Inneren des Wehrturms findet sich noch das ursprüngliche, gotische Backsteingewölbe der ersten Bauphase. Weiter erhalten sind neben den Festsälen im zweiten und im dritten Stockwerk die Wohnräume der Amtmänner mit einer Ausstattung aus der Zeit um 1900.
- Süd- und Ostfassade der Burg
- West- und Südfassade der Burg
- Von einer Feuerleiter verdecktes Hamburger Wappenrelief an der Südfassade
Das Schweizerhaus im Schlosspark
1847 wurde im Schweizerstil das Schweizerhaus als Teehaus in der Gartenanlage des Schlosses Ritzebüttel im Auftrag des damaligen Amtmanns Sthamer gebaut. Die Stilrichtung dieses Schweizerhauses findet sich auch in einigen Tee- und Gartenhäusern anderen Anlagen der damaligen Zeit wieder. Das Haus liegt auf der Mitte des Parkweges, der um das Schloss sowie die Wassergrabenanlage führt. Durch die spätere Errichtung einer Freilichtbühne direkt neben dem Haus wurde dessen Bedeutung noch unterstrichen, weil beide Einrichtungen zeitweise zusammen genutzt wurden.
Das Kriegerehrenmal
Am 21. Februar 1932 weihte der ehemalige Bürgermeister Grube im Schlosspark des Ritzebüttler Schlosses ein Kriegerehrenmal ein. Es wurde vom damaligen Stadtbaurat Carl Jung entworfen und dient dem Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Das Denkmal befindet sich auf dem Hofgelände des 1909 abgebrannten Krähenhofes, welches im Jahre 1913 dem Gebiet des Schlossgartens hinzugefügt wurde. Architektonisch ähnelt es der Kugelbake. Die letzten baulichen Veränderungen wurden 1980 unternommen, indem die aus Sandstein gehauenen Ehrentafeln im Innern durch Metalltafeln ersetzt und ein Eisengitter angebracht wurde.
Literatur
- Ernst Andreas Friedrich: Das Schloß Ritzebüttel. In: Wenn Steine reden könnten. Band IV, Landbuch-Verlag, Hannover 1998, ISBN 3-7842-0558-5, S. 157–159.
- Peter Bussler: Erbauer des Modells von Schloss Ritzebüttel. Der Cuxhavener Graphiker Conrad Hermann Eduard Klemke. In: Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. (Hrsg.): Niederdeutsches Heimatblatt. Nr. 834. Nordsee-Zeitung GmbH, Bremerhaven Juni 2019, S. 1–2 (Digitalisat [PDF; 9,2 MB; abgerufen am 4. Juli 2019]).
- Hermann Borrmann: Daten zur Geschichte des Amtes Ritzebüttel und der Stadt Cuxhaven. Verlagsgesellschaft Cuxhaven, Cuxhaven 1982.
- Andreas Wendowski: Schloß Ritzebüttel in Cuxhaven: Ergebnisse der Ausgrabungen 1984–1986. In: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen. Band 6, 1986, S. 106–109.
- Rolf Bärenfänger/Andreas Wendowski: Die spätmittelalterliche Sanitäranlage am Schloß Ritzebüttel in Cuxhaven. In: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen. Band 8, 1988, S. 50 f., 58.
- Schloß Ritzebüttel. Beiträge zur Geschichte des Amtshauses, hrsg. v. Verein „Bürger für das Schloss Ritzebüttel e. V.“ in Zusammenarbeit mit der Stadt Cuxhaven. Ottendorf 1994.
- Willi Nitschke: Schloß Ritzebüttel in Cuxhaven: Ergebnisse der Bauuntersuchungen 1992. In: Niedersächsische Denkmalpflege. Band 15, 1991/92, S. 191–208,
Weblinks
- Eintrag von Michaela Jansen zu Ritzebüttel in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts
- Schlossverein Ritzebüttel
- Schloss auf cuxhaven.de
- Förderverein zur Erhaltung des Schweizerhauses
- Rekonstruktionsversuch als Zeichnung im früheren Zustand von Wolfgang Braun