Schloss Dahmshöhe
Schloss Dahmshöhe (auch Waldschlösschen genannt) ist ein denkmalgeschütztes Herrenhaus im Ortsteil Altthymen der brandenburgischen Stadt Fürstenberg/Havel.[1]
Geschichte
1929 erwarb der Berliner Bankier und Kunstsammler Siegfried Bieber von Geheimrat Richard Weber aus Berlin das 235 Hektar große Gut Dahmshöhe bei Altthymen, das bis ca. 1865 als Ochsenkrug bekannt war und dann den Namen des Altthymer Lehenschulzen Carl Ferdinand Dahms erhielt[2]. Der bei weitem größte Teil der Fläche bestand damals wie heute aus Wald, 30 Hektar wurden als Ackerland ausgewiesen, 40 Hektar als Grünland. Der Viehbesatz bestand aus 5 Pferden und 22 Rindern.
Bieber ließ sich in einigem Abstand zur alten Gutsanlage mit ihren einfachen Wirtschaftsgebäuden einen exklusiven Landsitz errichten. Hiermit betraute er Paul Schultze-Naumburg, damals einer der namhaftesten konservativen Architekten in Deutschland. Da Schultze-Naumburg vor allem repräsentative Villen und Herrenhäuser entwarf, gehörten auch Bauherren aus den Kreisen des jüdischen Großbürgertums zu seinen Kunden. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte sich Schultze-Naumburg jedoch immer mehr auf rassistische und antisemitische Positionen zubewegt. 1928 erschien sein Buch „Kunst und Rasse“, zwei Jahre später wurde er Mitglied der NSDAP. Siegfried Bieber können diese Auffassungen seines Architekten nicht unbekannt geblieben sein, welche offenbar in seinen Augen gegenüber der gemeinsamen Vorliebe für traditionelles, landschaftsverbundenes Bauen zurücktraten.
Als Siegfried Bieber das neue Haus 1930 bezog, war er 57 Jahre alt und auf dem Höhepunkt seiner beruflichen Laufbahn. Er und seine Frau Josephine waren engagierte Kunstsammler. Ihr Interesse galt besonders der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts. Auch die Räume im Schloss Dahmshöhe dürften einen Teil ihrer Kunstsammlung beherbergt haben. Den 56.000 m² großen Park ließ Siegfried Bieber nach eigenen Detailplanungen anlegen.[3] Hinzu kam ein botanischer Garten mit kleinem Tropenhaus.
1939 musste der 1935 mit seiner Frau in die Schweiz geflohene Bieber Dahmshöhe an Nazisympathisanten zwangsverkaufen. Wenig später errichteten Häftlinge des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück u. a. ein Barackenlager für die Reiterabteilung der Waffen-SS auf dem Gutshof.
Nach 1945 wurden die Baracken als Notunterkünfte für die befreiten Häftlinge des ehemaligen KZ sowie für Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten genutzt.
Von 1947 bis 1990 war das Schloss ein Kinderkurheim, in dem unter anderem Erholungskuren (auch für an Mukoviszidose erkrankte Kinder und Jugendliche) angeboten wurden. In etlichen Landkarten wurde der Ort fälschlich als Damshöhe bezeichnet.
Gegenwärtig beherbergt das Schloss die Bildungs- und Begegnungsstätte des Lebenshilfe Landesverbandes Brandenburg e.V. Als offenes Haus der Begegnung können heute Menschen mit und ohne Behinderung hier ihre Zeit verbringen.
Literatur
- Erika Schwarz: „… zu Lasten meines Conto’s“. Siegfried Bieber. Jude, Bankier, Gutsbesitzer, Emigrant. Hentrich & Hentrich, Berlin 2011, ISBN 978-3-942271-27-1.
Weblinks
Einzelnachweise
- Datenbank des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum (Memento des Originals vom 9. Dezember 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 11. Dezember 2016.
- Neue Lychener Zeitung, 2012
- Hermann Aurich: Zwischen Börsenparkett und Waldeinsamkeit. Siegfried Bieber und das Haus Dahmshöhe. (Online-Version)