Schloss Choren
Das Schloss Choren in Choren bei Döbeln wurde 1755 nach Entwürfen von Samuel Locke im Stil des Dresdner Rokoko erbaut.[1]
Geschichte
Das Schloss wurde 1755 für Carl Leonhard Marschall von Bieberstein (1705–1777), kursächsischer und königlich polnischer Generalpostmeister, errichtet. Die Familie Marschall von Bieberstein besaß es bis 1818, als es ein Major Sahrer von Sahr erwarb. 1846 kaufte es der spätere Landtags- und Reichstagsabgeordnete Wilhelm Oehmichen. Seine Erben veräußerten das Anwesen 1933 an einen Architekten aus Dresden.
Nach der Enteignung durch die Bodenreform bezogen Umsiedlerfamilien das Schloss, 1955 wurde darin eine Schule untergebracht. 1997 erwarb ein Architekt die Immobilie, sanierte das heruntergekommene Gebäude und verkaufte es wieder. Es gab Pläne, auch die verfallenen Seitengebäude zu sanieren und dort Wohnungen einzurichten. Mittlerweile steht das Schloss wiederum zum Verkauf.[2] Der romantische Schlosspark, der einst zu den schönsten der Gegend zählte, ist im Gemeindebesitz geblieben und weiterhin verwahrlost.
Beschreibung
Das zweigeschossige Gebäude wird von einem Mansarddach bedeckt. Die Fassade ist in 13 Fensterachsen gegliedert und zeigt eine Knöffelsche Gestaltungsweise, so in Form der Lisenengliederung.
An der mittleren Achse befindet sich reicher Bauschmuck, dort wurde Rokokodekor über den segmentbogigen Portalsturz angebracht. Im ersten Obergeschoss befindet sich ein Korbbogenfenster, darüber befindet sich eine große Kartusche mit dem Wappen der Marschall von Bieberstein unter einer Freiherrenkrone, flankiert von Blütenketten. Am Mittelrisalit befindet sich ein Traufgesims, das als Stockwerkgesims dient. Es biegt sich an der zentrale Achse in konkav-konvex-konkavem Schwung hoch und nimmt das darunter befindliche Fenster samt Ornament in sich auf. Es leitet auf diese Weise zum Fenster des darüberbefindlichen Geschosses über. Dieses Motiv war Stefan Hertzig zufolge „typisch für die Architektur Lockes und sollte sich in der Portalgestaltung zahlreicher Bürgerhausbauten wiederfinden“.[3]
Stefan Hertzig erkennt eine stilistische Verwandtschaft zu Arbeiten Johann Christoph Knöffels und Julius Heinrich Schwarzes. Der im mittleren Teil des Gebäudes befindlich konvex ausgebauchte und von einem Giebel erhöhte Bauteil sei sowohl bei Knöffels Hubertusburg als auch bei Schwarzes Palais Moszinska zu sehen.[4]
Literatur
- Stefan Hertzig: Samuel Locke. In: ders.: Das Dresdner Bürgerhaus des Spätbarock 1738–1790. Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e. V., Dresden 2007, ISBN 3-9807739-4-9, S. 234–241, hier S. 234–235.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Heinrich Keller: Nachrichten von allen in Dresden lebenden Künstlern , Leipzig 1788, S. 105: „Ferner hat Hr. Locke des Generalpostdirektors Marechal de Biberstein sämtliche Ritterguthsgebäude in Choren bey Nossen erbaut“.
- Sächsische Zeitung vom 23. März 2018
- Hertzig, S. 235
- Hertzig, S. 234