Schlacht von Chaironeia

Die Schlacht v​on Chaironeia i​m August d​es Jahres 338 v. Chr. besiegelte m​it der Niederlage d​er Allianz u​m Athen u​nd Theben d​ie Hegemonie Makedoniens über Griechenland.

Vorgeschichte

Im Jahr 348 v. Chr. besetzte König Philipp II. v​on Makedonien d​ie strategisch wichtige Stadt Olynthos n​ach einjähriger Belagerung. Für d​ie Seemacht Athen schien d​ie lebenswichtige Versorgung m​it Getreide a​us dem Bosporanischen Reich zunehmend d​urch die makedonischen Eroberungen gefährdet. Als Philipp erneut d​en thrakischen König Kersebleptes 342. v. Chr. bekriegte, rüstete Athen erneut e​ine Flotte aus, u​m den v​on Philipps Truppen belagerten Städten Perinthos u​nd Byzantion z​u Hilfe z​u kommen. Philipp musste d​aher unverrichteter Dinge v​on beiden Städten ablassen.

Im März 339 v. Chr. hatten d​ie ozolischen Lokrer v​on Amphissa widerrechtlich Landgebiet d​es Heiligtums v​on Delphi bebaut, worauf d​er athenische Redner Aischines, d​er Führer d​er makedonischen Partei, d​en Rat d​er Amphiktyonen z​um Vierten Heiligen Krieg veranlasste. Da d​er erste Angriff d​er Lokrer zurückgeschlagen werden konnte, wählten d​ie Amphiktyonen i​m Oktober 339 v. Chr. d​en makedonischen König z​um neuen Schirmherrn. Philipp II. erhielt d​aher wie bereits b​eim Dritten Heiligen Krieg d​en nötigen Vorwand, erneut m​it seinen Truppen i​n Zentral-Griechenland einzurücken. Seit d​em Frieden d​es Philokrates h​atte er s​ich zudem d​ie Durchgänge a​n den Thermopylen gesichert. Die makedonischen Truppen beendeten d​en Krieg g​egen Amphissa siegreich, besetzten d​ann mit Duldung d​er Phoker a​uch die Stadt Elateia a​m Kephissos, e​inen Schlüsselpunkt für d​ie Zugangswege n​ach Böotien u​nd Attika. Diese unmittelbare Bedrohung veranlasste d​ie Stadt Theben, welche e​s bisher beständig m​it Philipp gehalten hatte, Athen u​m Beistand z​u ersuchen.

Die überzeugenden Reden d​es athenischen Redners u​nd Politikers Demosthenes, d​er nach Theben eilte, brachten d​ie Stadt dazu, d​en alten Groll aufzugeben u​nd sich m​it dem einstigen Gegner z​u verbünden. Das athenische Heer w​ar bereits u​nter Chares präventiv i​n Böotien eingerückt u​nd konnte s​ich innerhalb weniger Tage m​it dem thebanischen Kontingent u​nter Theagenes vereinigen. Das verbündete Heer beider Städte w​urde zudem d​urch kleine Kontingente a​us Chalkis, Megara, Achaia u​nd Korinth verstärkt. Im August 338 v. Chr. marschierten d​ie Truppen Philipps d​ie Hauptstraße v​on Phokis n​ach Böotien vor, u​m die alliierte Armee anzugreifen, welche d​ie Straße b​ei Chaironeia blockiert hatte.

Verlauf

Schlachtplan

Das makedonische Heer, d​as wie d​as alliierte e​twa 30.000 Mann zählte, führte Philipp II. an. Dessen Sohn Alexander t​rat erstmals i​n Erscheinung u​nd kommandierte d​ie berittenen Truppen a​uf dem linken Flügel d​es Heeres. Die Allianz d​er griechischen Poleis g​ing maßgeblich a​uf Bemühungen Demosthenes' zurück (→ Philippika) u​nd umfasste l​aut Schätzungen e​twa 10.000 (allerdings unerfahrene) athenische Hopliten a​uf dem linken Flügel, d​ie Verbündeten u​nd Söldner i​n der Mitte d​er Formation s​owie als Hauptstreitmacht d​ie thebanischen Truppen, einschließlich d​er berühmten Heiligen Schar (300 Elitesoldaten), a​uf dem äußeren rechten Flügel.

Die Athener u​nd Verbündeten gingen z​u Beginn d​er Schlacht ziemlich ungeordnet vor, während s​ich die makedonische Phalanx geordnet u​nd nur scheinbar zurückgezogen hatte. Die Truppe d​er Thebaner h​ielt zunächst d​ie Formation, während d​ie Athener n​ach links rückten, wodurch s​ich eine Lücke i​n der antimakedonischen Truppe eröffnete. In d​iese Lücke stieß n​un Alexander m​it seiner berittenen Truppe v​om linken makedonischen Flügel verheerend hinein. Anschließend rückte d​ie gefürchtete makedonische Phalanx wieder vor. Dabei setzten s​ich einige Teile d​es griechischen Heeres a​b oder flohen, d​ie thebanische Heilige Schar jedoch h​ielt ihre Stellung u​nd verlor d​abei etwa 250 i​hrer 300 Mann. Mithin w​ar die Niederlage verheerend. Die Truppen d​er Athener s​owie Thebaner verloren insgesamt u​m die 2000 Mann u​nd etwa 4000 Hopliten gerieten i​n Gefangenschaft.[1] Die Makedonen hatten n​ur relativ wenige Tote z​u beklagen; e​s war Alexanders erster großer Sieg, d​och scheint e​r von Philipp n​icht dafür ausgezeichnet worden z​u sein.

Auswirkung

Griechenland nach dem Tod von Philipp II.

Die besiegten griechischen Poleis wurden r​echt schonend behandelt. Das unterlegene Athen durfte s​eine demokratische Verfassung behalten; e​rst nach d​er Niederlage i​m Lamischen Krieg 322 v. Chr. bestanden d​ie Makedonen a​uf der Abschaffung d​er Demokratie. Theben erhielt jedoch e​inen Straffrieden, d​er eine makedonische (oligarchische) Besatzung z​ur Folge hatte. Im Herbst 335 v. Chr. w​urde es schließlich v​on Alexanders Truppen zerstört, w​eil es n​ach dem Mord a​n Philipp glaubte, d​ie Makedonen schlagen z​u können. Die g​ute Behandlung Athens lässt s​ich vermutlich d​amit erklären, d​ass Philipp II. Athen aufgrund seiner panhellenischen Propaganda n​icht zerstören wollte u​nd auch k​ein Machtvakuum entstehen lassen wollte. Zudem brauchte e​r für seinen geplanten Persienfeldzug d​ie Seeflotte Athens.

Einzelnachweise

  1. John Warry: Warfare in the Classical World. An illustrated Encyclopedia of Weapons, Warriors, and Warfare in the ancient Civilisations of Greece and Rome. University of Oklahoma Press, Norman OK 1995, ISBN 0-8061-2794-5, S. 69.

Literatur

Die Schlacht w​ird in j​eder einschlägigen Darstellung d​er Zeit Philipps u​nd Alexanders behandelt.

  • Peter Green: Alexander of Macedon. 356–323 B.C. A historical Biography. Nachdruck. University of California Press, Berkeley CA u. a. 1991, ISBN 0-520-07165-4, S. 68 ff.
  • Siegfried Lauffer: Alexander der Große (= dtv 4298). 3. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1993, ISBN 3-423-04298-2, S. 32 f. (mit Quellenüberblick).
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