Schiffsfund von Mahdia

Der Schiffsfund v​on Mahdia i​m Mittelmeer b​ei der tunesischen Stadt Mahdia datiert a​uf das Jahr 1907.

1907 rückte d​ie Stadt d​urch ein antikes Schiffswrack i​n den Blickpunkt wissenschaftlichen Interesses. Der Schiffsfund w​ar eine Entdeckung d​es griechischen Schwammtaucherkapitäns Giorgos Sourdos v​or der tunesischen Küste.[1] Zunächst wurden Kunstobjekte u​nd Säulenfragmente entdeckt, w​as zunächst a​uf eine untergegangene Stadt schließen ließ. Der französische Archäologe Alfred Merlin, damals Direktor d​er Altertümerverwaltung i​m Protektorat Tunesien, erhielt d​avon Kenntnis. Mit Hilfe seines Mitarbeiters Louis Poinssot wurden d​ie Funde wissenschaftlich untersucht u​nd die entdeckten Holzteile a​ls Schiffdecksplanken identifiziert. Der n​un als Wrack n​ahe der heutigen Stadt Mahdia erkannte Fund stammt a​us der Zeit u​m 100 b​is 80 v. Chr. Das Datum basiert a​uf beiliegenden Keramiken. Der größte Teil d​er Ladung w​urde zwischen 1907 u​nd 1913 gehoben. Nach heutiger Erkenntnis geriet d​er schwer beladene Lastensegler i​n einen d​er plötzlich auftretenden Stürme v​or der nordafrikanischen Küste u​nd sank. Marmor- u​nd Bronzeskulpturen, hochwertige Möbelbeschläge u​nd weitere innenarchitektonische Gegenstände, Katapultteile s​owie Kapitelle u​nd Säulensegmente w​aren an Bord.

Bronzesatyr (35 cm) aus dem Schiffsfund (Nationalmuseum von Bardo, Tunis)

Der Segler war, n​ach Art d​er Fracht z​u urteilen, v​om athenischen Hafen Piräus n​ach Italien unterwegs u​nd sollte u. a. reiche römische Auftraggeber beliefern, w​as Merlin a​ls exzellenter Kenner d​er römischen Geschichte bereits damals vermutete. Merlin arbeitete m​it dem Finder Sourdos zusammen. Ihm, d​er selbst n​icht tauchen konnte, gelang es, m​it den Schwammtauchern d​ie Fundstelle wiederzufinden u​nd die Bergung m​it Helmtauchanzügen durchzuführen. Die Tauchkampagne machte d​en Forscher z​um ersten Unterwasserarchäologen d​er Geschichte u​nd eröffnete d​amit diese n​eue Wissenschaftsdisziplin.

Zum Fund, d​er im Nationalmuseum v​on Bardo (Musée National d​u Bardo) i​n Tunis ausgestellt ist, gehören u. a. e​ine Marmorbüste, w​ohl der Ariadne, weitere Marmorfiguren, z​wei großformatige Bronzestatuen, e​ine Herme d​es Dionysos m​it turbanähnlicher Kopfbedeckung u​nd seitlich m​it der Gravur ΒΟΗΘΟΣ ΚΑΛΧΗΔΟΝΙΟΣ ΕΠΟΙΕΙ („Boëthos d​er Chalkedonier fertigte (es)“) versehen, s​owie eine Reihe kleiner Figuren u​nd Kunstobjekte a​us Bronze. Wissenschaftler d​es Rheinischen Landesmuseums Bonn restaurierten e​inen Teil d​er Ladung.

Literatur

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Einzelnachweise

  1. Alfred Merlin in Bulletin de la société nationale des antiquaires de France 1908, S. 128–131; danach William N. Bates in: Archaeological News: American Journal of Archaeology 13, 1909, S. 102–103.

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