Schachen (Toponym)
Schachen, im Zweitglied -schach(en) oder -schuh, ist ein deutsches Toponym, das ‚Gehölz, Wald‘ bedeutet. Als Flur- und Ortsname ursprünglich für „Strauchwald längs von Seen und Flüssen, später auch für Grasland in solchen Lagen“.[1]
Wortherkunft
Das Wort kommt über mittelhochdeutsch schache/schach von althochdeutsch scahho. Es bedeutet allgemein ‚Wald‘ oder ‚Buschwerk‘,[2][3] als einzeln stehendes Waldstück oder Vorsaum eines Waldes,[4] bis hin zu Forstparzelle („Sie sollen die Stämb und Schächen, welche in irem anwesen, unserm holzhayen fürzaigen.“ – Berchthesgadner Waldordnung).[5][6]
Verwandt sind altnordisch skógr, schwedisch skog, dänisch skov ‚Wald‘.[7] In Ortsnamen ist zeitlich speziell ein bei der Urbarmachung des Hochmittelalters stehengebliebenes Waldstück als Rodungsname anzunehmen.[8]
Daneben gibt es im weiteren Sinne einen Bedeutungskomplex ‚Vorgebirge, Landzunge‘, nach Grimm „überhaupt ein zungenartiger Streifen“.[4] Dabei muss es etwa in der Schweiz auch keinen Zusammenhang zu Bewaldung geben.[9] Verwandt hierzu ist altnordisch skagi ‚Landzunge‘.[7]
Verbreitung und Beispiele
Das Wort ist im ganzen oberdeutschen Sprachraum namensbildend – aber bis auf Ausnahmen hauptsächlich dort[10][7] – und hat in der Mundart überlebt.[3][9]
- Schachen, Schacha, Schachern[13]
- Schechen,[11] Schächen
- Schachung[14]
- Schachenwald, Schachawald (sekundäre Doppelung)
- Schachenholz[15] (desgl.)
- Schaching, Schechingen[11] (als alter -ing-Name)
- Schachendorf, Schachadorf, Schacherdorf
- Schachenberg
- Schächental[11]
- Schachenreith (mit -reit/reut ‚Rodung‘)
- Schachet (mit -et ‚Ödnis, Wüstung‘)
- Schachensee
- Schachenalm
Als Zweitglied in einem Kompositum:
Und als Herkunftsname von Personen:
- Schacher, Schachner, Schachinger und andere -er-Ableitungen
- Schacherbauer, Schachermayer (und Varianten, Meier ‚Gutsverwalter‘, daraus wieder Schachermairdorf)
Möglicher nordischer Anschluss:
Einzelnachweise
- Alfred Helfenstein: Das Namengut des Pilatusgebietes. Keller, Luzern 1982, ISBN 3-85766-004-X, S. 50.
- Schachen. In: Geographisches Lexikon der Schweiz, 1902 (peter-hug.ch)
- Viktor Lumtzer, Johann Melich: Deutsche Ortsnamen und Lehnwörter des ungarischen Sprachschatzes, Band VI. von Quellen und Forschungen zur Literatur und Sprache Österreichs und seiner Kronländer, Verlag der Wagnerschen Universitätsbuchhandlung, Innsbruck 1900, Kapitel Kurzgefasste Geschichte der deutschen Siedlungen in Ungarn, II, S. 29; ganzes Werk (PDF; 18,6 MB) scans.library.utoronto.ca
- schache, schachen, m., mhd. schache, schwaches masc., ahd. scahho vorgebirg, landzunge. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 14: R–Schiefe – (VIII). S. Hirzel, Leipzig 1893 (woerterbuchnetz.de).
- Cbm. Kl. 196, S. 28. Angabe in Der Schachen (schachɘ̃). In: Johann Andreas Schmeller: Bayerisches Wörterbuch: Sammlung von Wörtern und Ausdrücken. Band 3. Verlag J. G. Gotta’sche Buchhandlung, 1836, S. 315 f. (Textarchiv – Internet Archive).
- zum Holzheier vgl. 1Holzhei, Holzheier – wie Holzhege. Holzhei. In: Deutsche Akademie der Wissenschaften der DDR, Preußische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Deutsches Rechtswörterbuch. Band 5, Heft 10 (bearbeitet von Otto Gönnenwein, Wilhelm Weizsäcker, unter Mitwirkung von Hans Blesken). Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1967, OCLC 832566857 (adw.uni-heidelberg.de – Erstausgabe: 1960, unveränderter Nachdruck). Und auch ‚(gehegtes) Waldgebiet‘, vergleiche folgendes 2Holzhei.
- Jürgen Udolph: Namenwelten. De Gruyter, ISBN 978-3-11-091147-3, S. 368 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Schachen (Gemeinde Feichten an der Alz). (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Landratsamt Altötting, Geschichte, Ortsnamen-Suche
- „in der Schweiz werden Landzungen, Auen oder Niederungen am Wasser, ob mit Gehölz bestanden oder nicht, Schachen genannt“ schache. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 14: R–Schiefe – (VIII). S. Hirzel, Leipzig 1893 (woerterbuchnetz.de).
- Grimm bezeichnet es „nur noch in oberd. Dialekten erhalten“. schache. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 14: R–Schiefe – (VIII). S. Hirzel, Leipzig 1893 (woerterbuchnetz.de).
- Schmid, S. 449. Nach schache. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 14: R–Schiefe – (VIII). S. Hirzel, Leipzig 1893 (woerterbuchnetz.de).
- das amtliche Ortsverzeichnis führt für Oberösterreich 33 Einträge auf Schach…
- Wald im Hollersbachtal, Land Salzburg
- Wald bei Goldegg im Pongau, Land Salzburg. Angabe nach Verzeichnuß Derer Zu freyem Kauff feil stehenden Güter Der Emigranten. Veröffentlicht 1732, S. 27, Sp. 2 (Textarchiv – Internet Archive}; Abschrift in list.genealogy.net, 30. Oktober 2002; zu den Besitzungen der Exulanten)
- bei Eichstätt, Bayern