Santa Balbina all’Aventino

Santa Balbina (italienisch Santa Balbina all’Aventino; lateinisch Titulus Sanctae Balbinæ) i​st eine Titelkirche i​n Rom, gelegen i​m XXI. Rione San Saba a​uf dem Aventin oberhalb d​er Caracalla-Thermen; d​en Eingang erreicht m​an über d​ie Via Baccelli.

Innenraum mit den wieder hergestellten großen Rundbogenfenstern des 4. Jh.
Bischofsthron, Kosmatenarbeit.
Kreuzigung Jesu, Marmorrelief von Mino da Fiesole, Ende 15. Jh.
Fassade und Vorhalle der Kirche.

Patrozinium

Möglicherweise g​eht die Kirche a​uf den Titulus Tigridae zurück, d​er 499 b​ei der Synode v​on Symmachus erwähnt wird, a​ber sonst unbekannt ist. Der Titulus Sanctae Balbinae w​ird erstmals i​n den Konzilsakten v​on 595 erwähnt. Seit i​m 6. Jahrhundert d​ie Reliquien d​er hl. Balbina v​on Rom i​n diese Kirche übertragen worden waren, i​st sie a​uf diesen Namen geweiht worden.[1] Bei d​er Kirche handelt e​s sich wahrscheinlich u​m eine Stiftung d​urch eine Römerin namens Balbina,[2] d​ie später z​ur Titelheiligen erhoben wurde.

Baugeschichte

Es wird angenommen, dass die erste frühchristliche Kirche bereits im 5. Jahrhundert in einer Apsidenhalle eingerichtet worden ist, die zu der nach 200 errichteten Stadtvilla des Konsuls und Stadtpräfekten Lucius Fabius Cilo (domus Cilonis) gehört hatte. Bei dieser Halle handelt es sich um einen längsgerichteten einschiffigen Saalraum (ca. 24 × 15 m) unter offenem Dachstuhl, der mit einer halbrunden Apsis im Westen abschließt. Charakteristisch für die Bauzeit sind die Seitenwände, die durch je sechs abwechselnd halbrunde und quadratische Nischen mit Rundbogenfenstern darüber aufgelockert werden.[3] Vergleichbar sind die Bauten von Sant’Adriano am Forum Romanum und Santi Quirico e Giulitta. Die Umwandlung in eine Kirche erfolgte ohne bauliche Veränderungen; nur die Vorhalle mit den drei breiten Rundbogen wurde hinzugefügt.

Inneres

Die kostbare Wandverkleidung der Apsidenhalle des 4. Jahrhunderts scheint nach der Umgestaltung zur Kirche zunächst erhalten geblieben zu sein. Bemerkenswert war auch die Lichtfülle durch die zahlreichen großformatigen Fenster in Kirchenschiff und Apsis. In der Apsis der frühchristlichen Kirche soll ein Mosaik vorhanden gewesen sein; nach Aufzeichnungen aus dem 17. Jahrhundert könnte es eine Darstellung von Christus mit den Aposteln gewesen sein.[4] Erhalten geblieben ist der Mosaikfußboden aus wieder verwendeten Resten antiker Bauten. Das Wandgrab von Stefano de Surdis (gest. 1303) am Kircheneingang hat Giovanni di Cosma (1296–1303) geschaffen und signiert; der Bischofsthron in der Apsis ist ebenfalls eine Kosmatenarbeit. Das Grabmal von Papst Paul II. (1464–1471), ein Marmorrelief Jesus am Kreuz mit Maria und Johannes, stammt von Mino da Fiesole (1431–1484). Das Fresko in der Apsis mit der Verherrlichung der hl. Balbina hat Anastasio Fontebuoni gemalt (1599).

Antonio Muñoz hat die Kirche 1927 bis 1930 in ihren Zustand zurück versetzt, den sie vor der stark verändernden Restaurierung von 1571 erhalten hatte. Von ihm stammt auch die heutige Gestaltung der Fassade.[5] Stefan Váncza (István Báncsa), der erste ungarische Kardinal, hat in der Kirche seine Grablege.[6]

Neben d​er Kirche befindet s​ich ein Klosterkomplex, d​er ursprünglich v​on griechischen Mönchen bewohnt w​ar und d​er seit 1897 a​ls Pflegeheim dient.[7]

Kardinalpriester

Literatur

  • Hugo Brandenburg: Die frühchristlichen Kirchen in Rom vom 4. bis zum 7. Jahrhundert. Schnell & Steiner, Regensburg 2013, S. 234ff.
  • Hans Georg Wehrens: Rom – Die christlichen Sakralbauten vom 4. bis zum 9. Jahrhundert – Ein Vademecum. Herder, Freiburg 2016, S. 265f.
  • Anton Henze u. a.: Kunstführer Rom. Reclam, Stuttgart 1994, S. 155.
  • Walther Buchowiecki: Handbuch der Kirchen Roms. Der römische Sakralbau in Geschichte und Kunst von der altchristlichen Zeit bis zur Gegenwart. Band 1, Hollinek, Wien 1967, S. 424ff.

Einzelnachweise

  1. Hugo Brandenburg: Die frühchristlichen Kirchen in Rom vom 4. bis zum 7. Jahrhundert, Regensburg 2013, S. 234.
  2. Lexikon für Theologie und Kirche, Freiburg 2006, Band 1, Sp. 1364f.,
  3. Hans Georg Wehrens: Rom – Die christlichen Sakralbauten vom 4. bis zum 9. Jahrhundert – Ein Vademecum, Freiburg 2016, S. 265f. mit Grundriss Abb. 36.1.
  4. Walther Buchowiecki: Handbuch der Kirchen Roms. Der römische Sakralbau in Geschichte und Kunst von der altchristlichen Zeit bis zur Gegenwart. Band 1, Wien 1967, S. 425f.
  5. Claudio Rendina: Le Chiese di Roma. Newton & Compton, S. 42, Rom 2007, ISBN 978-88-541-0931-5.
  6. Bancsa, István. In: Salvador Miranda: The Cardinals of the Holy Roman Church. (Website der Florida International University, englisch), abgerufen am 22. Juli 2016.
  7. Istituto Santa Margherita (Memento des Originals vom 19. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.istitutosantamargherita.it
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