Sandohrwurm
Der Sandohrwurm (Labidura riparia) ist ein Vertreter der Ohrwürmer (Dermaptera) und gehört der Familie Labiduridae an. Es handelt sich um die einzige europäische Art der artenarmen Gattung Labidura.
Sandohrwurm | ||||||||||||
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Sandohrwurm (Labidura riparia) (Männchen) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Labidura riparia | ||||||||||||
(Pallas, 1773) |
Merkmale
Der Sandohrwurm wird etwa 26 Millimeter lang und besitzt lange, nur schwach gekrümmte Zangen. Beim Männchen haben diese hinter der Mitte einen kleinen Innenzahn, beim Weibchen sind sie fast ganz gerade und nur am Ende schwach gebogen. Die Fühler haben 25 bis 30 Glieder. Bisher wurde nicht nachgewiesen, ob der Sandohrwurm fliegt. Seine Flügel und die Flugmuskulatur sind jedoch verhältnismäßig gut ausgebildet, möglicherweise ist wie beim Gemeinen Ohrwurm nur ein Teil der Tiere flugfähig. Die Beine, die Zangen und die Seiten des Hinterleibs sowie des Halsschilds sind gelblich von der rotbraunen Grundfarbe abgesetzt. Die Art ist sehr variabel, so dass viele Formen ursprünglich unter anderen Namen beschrieben wurden.
Verbreitung
Die Art ist weltweit verbreitet und vor allem in den Tropen häufig, wo wahrscheinlich ihr Ursprung zu suchen ist. In Südeuropa ist der Sandohrwurm weit verbreitet (auch auf Inseln), nördlich der Alpen ist er nur lokal zu finden, sein Verbreitungsgebiet reicht bis an die Nordsee. In Deutschland wurde er vor allem an der Ostsee und in Brandenburg gefunden, aber auch in den Braunkohleabbaugebieten Sachsens; nach Westen geht er nachweisbar bis zum Ochtumsand bei Bremen[1]. In Österreich gibt es Vorkommen bei Wien und am Neusiedler See, in der Schweiz an Arve, Rhone und Ticino.
Lebensweise
Der Sandohrwurm lebt vor allem in feuchten, sandigen Böden an Fluss- und Meeresufern, aber auch in trockenen Bereichen wie Binnendünen, allerdings nur bei feuchtem Untergrund. Geeignete Sekundärhabitate bieten die Großtagebaue des Braunkohlebergbaus. Seine Nahrung besteht vor allem aus toten Insekten, vereinzelt werden auch geschwächte lebende Insekten erbeutet. Er legt Wohnröhren im Sand an, die sich durch eine charakteristische dreieckige Öffnung mit einer Breite von etwa drei Millimetern auszeichnen. Meist verlaufen die Gänge nur einige Zentimeter unter der Oberfläche, zur Überwinterung werden aber tiefere Gänge bis zu zwei Meter Tiefe gegraben.
Fortpflanzung
Die Paarung erfolgt von Mai bis September, es werden 60–90 Eier abgelegt, die sorgfältig gepflegt werden. Die Larven zerstreuen sich nach der ersten Häutung und legen eigene Röhren an. Nach etwa hundert Tagen sind die Tiere erwachsen, sofern die Imaginalhäutung noch bis zum September erfolgt, ansonsten überwintern sie als Larven bzw. Nymphen.
Literatur
- Harz, K. (1957): Die Geradflügler Mitteleuropas – Gustav Fischer Verlag, Jena, 494 Seiten (S. 451–453)
- Weidner, H. (1941): Vorkommen und Lebensweise des Sandohrwurms Labidura riparia – Zool. Anz. 133(9/10): 185–202.
Weblinks
Einzelnachweise
- Handke, K.: Erstnachweis des Sandohrwurms Labidura riparia am Ochtumsand bei Bremen (Kreis Westermarsch). In: Beitr. Naturkunde Niedersachsens. Band 42, 1989, S. 61–63.