San Sombrèro. Karibik, Karneval und Kakerlaken

Das Buch San Sombrèro. Karibik, Karneval u​nd Kakerlaken (Originaltitel: San Sombrèro – A Land o​f Carnivals, Cocktails a​nd Coups) i​st eine a​ls ein fiktiver Reiseführer verfasste Parodie a​us der Reihe d​er Jetlag-Travelguides d​er Autoren Santo Cilauro, Tom Gleisner u​nd Rob Stich. Es beschreibt San Sombrèro a​ls ein mittelamerikanisches Land, d​as alle negativen Klischees dieses Raumes i​n sich vereinen soll. San Sombrèro i​st eine Anspielung a​uf den sombrero (span.: Sonnenhut). Das Buch i​st Nachfolger v​on Molwanîen. Land d​es schadhaften Lächelns, d​as Reiseführer z​u Osteuropa parodierte, u​nd Phaic Tǎn. Land d​es krampfhaften Lächelns, d​as sich a​uf ein fiktives Land i​n Südostasien bezog.

Inhalt

Fiktive Flagge San Sombrèros: Die Camouflagio

Formal ist das Buch mit Kapiteln wie Geschichte, Kultur und Fokus auf touristisch interessante (oder besonders meidenswerte) Orte wie ein typischer Reiseführer aufgebaut. Satirisch überzogen werden Eigenschaften, die dem Klischee mittelamerikanischer Bananenstaaten entsprechen. Jeder Abschnitt wird zusätzlich kommentiert von einem Mitglied der Verfasser, die sich aus einer bunten Mischung aus Abenteurern, Ökologiebewussten, Medizinern und weiteren „Experten“ (von denen einer während seiner Recherchen zum politischen System San Sombrèros verschollen sein soll) zusammensetzt.

Darstellung des fiktiven Landes

San Sombrèro dürfte n​ach dem erfundenen Lageplan i​n etwa d​ie Position Panamas h​aben und gliedert s​ich in d​ie fünf Provinzen Guacomala, Lambarda, Maracca, Polluçión u​nd San Abandonio u​nd die Hauptstadt Cucaracha City.

Hervorgehoben werden i​n dem gesamten Reiseführer d​ie politische Instabilität d​es Landes (die kürzeste Amtszeit h​atte ein Präsident inne, d​er noch während d​er Vereidigungszeremonie erschossen wurde), d​as ständige – t​eils sogar gesetzlich vorgeschriebene – Lächeln u​nd Tanzen d​er Bevölkerung, d​ie enge Familienbindung (bei Geburten s​ind neben d​er Mutter s​tets auch d​er Ehemann u​nd wenn möglich d​er leibliche Vater anwesend) u​nd die s​ehr religiöse, w​enn auch d​ie religiösen Bräuche s​ehr lax interpretierende Kultur.

Fiktive Verfasser von Sonderbeiträgen

Als Verfasser v​on Sonderbeiträgen werden v​ier erdachte Personen („Helena Ddø̈rk“, „Corey Watts“, „Tina Payne“ u​nd „Philippe Miseree“) genannt, d​ie jeweils unterschiedliche Formen d​er Reisephilosophie i​n übertriebener Form repräsentieren.

  • „Helena Ddø̈rk“ tritt auf als „Expertin für Ökotourismus“, deren erste Ausreise aus ihrem Heimatland sich schwierig gestaltete aufgrund ihrer Forderung nach einem „Pass aus Recycling-Papier, der mit ungiftiger, möglichst von einheimischen Kollektiven produzierter Tinte bedruckt war“.
  • „Corey Watts“ soll als Baby fallen gelassen worden sein, wodurch sein nur durch die Nabelschnur gebremster Sturz ihn „inoffiziell zum jüngsten Bungeejumper aller Zeiten macht“.
  • „Tina Payne“ stellt die übervorsichtige Reisende dar, die einen „Geldgürtel aus Kevlar mit zwei Vorhängeschlössern sicherte“.
  • „Philippe Miseree“ wird als „Profireisender“ dargestellt, der auf Ursprünglichkeit Wert legt. Sein Wahlspruch lautet: „Wenn Ihre Fernreise nicht beschwerlich und zeitweise erschreckend unbequem ist, laufen Sie ernstlich Gefahr, dass sie zum Urlaub wird.“

Kritik

San Sombrèro vereint alle liebenswerten und negativen Klischees lateinamerikanischer Urlaubsländer: Fröhlichkeit, Müßiggang, Religiosität, Militärregimes, ethnische Mischkultur, instabile Verhältnisse und Kriminalität. Die Sprache ist eng an das Spanische angelehnt und erinnert mit einigen abweichenden Akzenten und ein paar aus Indio-Sprachen entlehnten Begriffen an die Kreolsprachen des karibischen Raums. Die immer wiederkehrende Andeutung dieser Eigenschaften kann als kurzweiliger Slapstick-Humor aufgenommen, aber auch als langweilig empfunden werden. Das Buch wendet sich mit seiner Form des Humors an Personen mit einem Hang zu Sarkasmus, Ironie und schwarzem Humor.

Literatur

  • Santo Cilauro, Tom Gleisner, Rob Sitch: San Sombrèro. Karibik, Karneval und Kakerlaken, Heyne, 2007, ISBN 978-3-453-12116-4
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