San Pietro in Ciel d’Oro
Die Basilica minor San Pietro in Ciel d’Oro in der norditalienischen Stadt Pavia ist architektonisch eine romanische Basilika und großteils aus Backstein errichtet. Die Zusatzbezeichnung Ciel d’Oro wird auf eine vergoldete Decke bezogen, sei es auf eine anfängliche Kassettendecke des Hauptschiffs, sei es die vergoldete Halbkuppel der Hauptapsis.
Geschichte
Aufgrund einer vom 653–661 regierenden König Aripert I. gemachten Bemerkung in einem zugunsten der Kirche San Pietro ausgestellten Diplom ist anzunehmen, dass die Kirche im 6. Jahrhundert über dem Grab Severinus Boethius’ errichtet worden war, der als Heiliger verehrt wurde, nachdem der Ostgotenkönig Theoderich der Große ihn um 525 hatte hinrichten lassen.
Die Mönche Beda Venerabilis und Paulus Diaconus berichteten, Liutprand, König des Langobardenreiches von 712 bis 744, habe neben der Kirche ein Kloster gegründet. Diese Gründung wird im Zusammenhang gebracht mit der Überführung der Gebeine des Kirchenvaters Augustinus von Hippo aus Sardinien nach Pavia. Er hatte die Reliquie für teures Geld gekauft, um sie vor dem Zugriff sarazenischer Seeräuber zu sichern. Jedoch wurde sie zunächst in der unter König Ansprand (* 660/661, † 712) errichteten Kirche Sant'Adriano untergebracht. Erst Jahrhunderte später, zwischen 1169 und 1180, fand sie Platz in einem Marmorschrein in San Pietro.
Im 10. Jahrhundert wurde das Kloster exemt, unterstand somit direkt der römischen Kirche und genoss gleichzeitig königliche Protektion. Die Regeln für die Mönche des Klosters reformierte 987 Abt Maiolus von Cluny.
Vierundzwanzig Tage nach dem Tod des Kaisers Otto III. ließ sich Arduin von Ivrea vom Bischof von Pavia 1002 in der Kirche San Michele Maggiore zum König von Italien krönen. Um die von Arduin organisierte Opposition zu brechen, ließ sich der deutsche König (und Prätendent auf die römische Kaiserkrone) Heinrich II. 1004 vom Erzbischof von Mailand an selber Stelle zum König von Italien krönen. Die Feierlichkeit wurde durch einen von Arduin organisierten blutigen Volksaufstand beendet, bei dem San Michele Maggiore in Flammen aufging.[1] Zwanzig Jahre später wurde die Kaiserpfalz abgerissen und San Pietro Gerichtssitz.
Pavia hatte den Status einer königlichen Residenz verloren, als man begann, die langobardische Basilika San Pietro durch die heutige zu ersetzen. Durch stilistische Vergleiche mit Mailand vermuten manche einen Baubeginn im letzten Jahrzehnt des 11. Jahrhunderts. Zwischen 1102 und 1106 kam es zum Volksaufstand gegen die exemten Klöster und den Statthalter Guido II. über das von Papst Paschalis II. den Klöstern erteilte Taufrecht. Am 3. Januar 1117 wurde Pavia von einem schweren Erdbeben heimgesucht. Für 1120 wird von einem (erneuten ?) Baubeginn berichtet. Am 8. Mai 1132 konnte Papst Innozenz II. die fertig umgebaute Kirche weihen.
Im 12. Jahrhundert hatte das Hauptschiff möglicherweise eine flache Holzdecke mit vergoldeten Kassetten. Jedenfalls wurde es 1478 neu eingewölbt.
Nach der Schließung der beiden tragenden Gemeinschaften, des Kanonikerstiftes 1781 und des Klosters 1785, begann die Kirche zu verfallen. 1877 stürzten das Südschiff und die beiden westlichsten Joche des Hauptschiffs ein. Daraufhin wurden unter den Baumeistern Brambilla, Caffi und Zuradelli nicht nur die eingestürzten Teile wieder aufgebaut, sondern auch die Krypta und die Apsiden restauriert und Stuck des 18. Jahrhunderts entfernt.
Gebäude
Das Bauwerk hat zwar eine Vierungskuppel, aber die Querschiffsarme sind etwas niedriger als das Mittelschiff des Langhauses und ragen seitlich nicht über die Seitenschiffe hinaus. Die Hauptapsis schließt direkt an die Vierung an, ohne zwischengesetztes Chor-Joch. Damit ähnelt der Baukörper den aus frühchristlicher Zeit stammenden Patriarchalbasiliken in Rom. Nebenapsiden an den Ostseiten der Querschiffsarme betonen die Längsausrichtung. Die Westfassade ist überwiegend aus Backstein, ähnelt in Proportionen und Aufteilung denjenigen von San Michele Maggiore, hat aber nur ein Portal und keine Eckpfeiler.
Gräber
- Ein Sarkophag des Boethius steht in der Krypta.
- Der Sarkophag des hl. Augustinus wurde von Gian Galeazzo Visconti (1351–1402) finanziert, ist mit 95 Figuren und 50 Marmorreliefs verziert und steht als Altar in der Mitte der Hauptapsis.
- Das Grab des Langobardenkönigs Liutprand ist in den hintersten Pfeiler des rechten Seitenschiffes eingelassen.
Einzelnachweise
Schwesterprojekte