Samuel Braun
Samuel Braun (* 19. März 1590[1] in Basel; † 31. Juli 1668 ebenda) war ein Schweizer Wund- und Schiffsarzt. Er erkundete Westafrika.
Leben
Nachdem er in Basel eine Lehre als Wundarzt durchlaufen hatte, zog Braun den Rhein hinunter nach Amsterdam. Er fand eine Anstellung, wurde aber von der Seefahrt angezogen und heuerte im Alter von 21 Jahren auf einem Handelsschiff an. Die zweijährige Reise ging an die Küsten des Königreichs Loango und des Königreichs Kongo. Danach bereiste er mehrmals das Mittelmeer und die westafrikanische Küste. Dort kam er in Berührung mit Tropenkrankheiten wie dem Medinawurm. Er beschrieb die Bräuche und Sitten der Eingeborenen sowie die Tier- und Pflanzenwelt.[2]
Als Schiffschirurg unternahm er fünf Reisen:[3]
- 1611–1613 auf MEERMANN unter Kapitän Johann Pietrszoon nach Niederguinea (Region).
- 1614–1616 auf WEISSER HUND unter gleichem Kommando an die Elfenbeinküste
- 1616–1617 auf ORANIENBAUM unter Kapitän Heinrich Willems Puis nach Lissabon, nach Schiffbruch weiter mit GOLDEN VALK nach Venedig
- 1617–1620 auf GELDERLAND nach Sierra Leone und an die Goldküste (Westafrika)
- 1620–1621 auf EDAM unter Kapitän Thomas Pieterssen ins östliche Mittelmeer nach Aleppo unter dem Oberbefehl von Vizeadmiral Hendricks Joachim Swartenondt.
„In seinem auf die Anregung des befreundeten Pfarrers Johannes Gross geschriebenen Reisebericht, dem ersten wissenschaftlichen Werk über Westafrika in deutscher Sprache, teilte er in sachlicher, verständnisvoller Darstellung eine Fülle von namentlich ethnographisch wertvollen Beobachtungen mit, die weit über dem Niveau der zeitgenössischen Reiseliteratur stehen und erst Ende des 19. Jahrhunderts in ihrer wahren Bedeutung erkannt wurden.“
Im Jahr 1623 heiratete er Barbara, mit der er 15 Kinder hatte. Nach der Veröffentlichung der Reiseberichte 1624 widmete Braun sich ganz seiner Praxis in Basel. In der Zunft der Chirurgen kam er zu allgemeiner Wertschätzung. Sie wählte ihn in den Vorstand und zum Vertreter im Grossen Rat von Basel. Später wurde er Säckelmeister und Obermeister der Zunft. Die Stadt ernannte ihn zum Spitalchirurgen, zum Hebammenherrn und zum Vermögensverwalter des aufgehobenen Klosters Gnadenthal (Aargau). Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er 1648 Maria Treu.
Im Gegensatz zu den Afrikaforschern des späten 19. Jahrhunderts schildert Braun die Bevölkerung in seinem Reisebericht von 1624 in einer unvoreingenommenen Sichtweise. Er bezeichnet sie nie als „Wilde“, „Heiden“ oder „Eingeborene“ sondern neutral als „Einwohner“ und beschreibt sie als fleißig, ordentlich und künstlerisch begabt.
Literatur
- Viktor Hantzsch: Braun, Samuel. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 47, Duncker & Humblot, Leipzig 1903, S. 204–206.
- Beatrix Heintze: Deutsche Forschungsreisende in Angola, Lembek 2007, Frankfurt am Main, ISBN 978-3-87476-544-2, S. 144
- Hans-Joachim Ulbrich: Ein Schweizer Arzt des 17. Jahrhunderts in makaronesischen Gewässern (PDF; 1,84 MB). In: IC-Nachrichten. Band 93, 2011, S. 35–45.
Weblinks
- Publikationen von und über Samuel Braun im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Das auch zu findende Geburtsjahr 1580 dürfte nicht stimmen.
- Heinrich Buess: Braun, Samuel, in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 557. Onlinefassung
- Georg-Michael Fleischer: Schiffschirurgen von Kolumbus bis Nelson. Vergessene Helden der Seefahrtgeschichte. Kaden Verlag, Heidelberg 2017. ISBN 978-3-942825-46-7, S. 217 f.