Saharaotter
Die Saharaotter (Daboia deserti, Syn.: Macrovipera deserti) ist eine nordafrikanische Viper aus der Gattung der Orientalischen Vipern.
Saharaotter | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Daboia deserti | ||||||||||||
(Anderson, 1892) |
Beschreibung
Die Saharaotter wird maximal bis zu 160 cm lang und gehört damit zu den größeren Vipern. Sie hat einen breiten und dreieckigen, vom Körper deutlich abgesetzten Kopf mit abgerundeter und kurzer Schnauze und vergleichsweise kleine Augen mit senkrecht geschlitzten Pupillen.
Beschuppung
Die Schilde der Kopfoberseite sind in kleine, gekielte Schuppen aufgeteilt. Auch die Oberaugenschilder sind in kleinere Schuppen aufgelöst. Die Augen sind von einem Ring aus 12 bis 18 Circumorbtalia umgeben. Von den 11 bis 12 Oberlippenschilden (Supralabialia) werden die Augen durch zwei oder drei Reihen von Unteraugenschildern getrennt. Die großen Nasenlöcher liegen in einem einzelnen, großen Nasenschild aus Nasale und Nasorostrale.
Die Körper- und Kopfschuppen sind mit Ausnahme der letzten Reihe mit Kontakt zu den Bauchschuppen stark gekielt. Am Rücken befinden sich in der Regel 27 Schuppenreihen um die Körpermitte. Bauchseitig sind 164 bis 170 Bauchschilde (Ventralia) und nach einem ungeteilten Analschild 44 bis 51 paarige Unterschwanzschilde (Subcaudalia) vorhanden. Der Schwanz ist vergleichsweise lang.
Färbung
Die Grundfärbung der Schlange ist grau bis gelblich mit 23 bis 26 versetzt angelegten, schwarzen Flecken, die ein Rückenmuster bilden. Die Musterung löst sich mit dem Alter auf, sodass ältere Tiere nur noch eine sehr undeutliche Zeichnung besitzen. Auch Individuen ohne Zeichnung sind bekannt.
Verbreitung und Lebensraum
Das Verbreitungsgebiet der Schlange ist beschränkt auf die höher gelegenen Wüstengebiete in Libyen und Tunesien sowie den Fuß des Atlas-Gebirges in Algerien. Der semiaride Lebensraum ist gekennzeichnet durch Trockenheit und eine sehr spärliche Vegetation sowie durch einen steinigen oder sandigen Untergrund.
Lebensweise
Die Saharaotter ist nachtaktiv und verbringt die heißeren Tageszeiten unter Steinen, in Höhlungen und unter der Vegetation. Das Nahrungsspektrum besteht bei den ausgewachsenen Schlangen vor allem aus Kleinsäugern und Vögeln, während die Jungtiere Eidechsen erbeuten. Die zum Klettern befähigten Schlangen erbeuten zudem Jungvögel und Eiern aus Nestern.
Die Saharaotter ist anders als die meisten Vipern eierlegend und die Weibchen legen bis zu 20 Eier.
Systematik
Die Saharaotter wurde von Anderson 1892 als Unterart der Levanteotter (Macrovipera lebetina) erstbeschrieben und später als Unterart der Atlasotter (Daboia mauritanica) betrachtet. Sie war lange Zeit in die Gattung der Echten Vipern (Vipera) eingeordnet. 1992 erfolgte eine Revision der Gattung Vipera, bei der die Atlasotter auf der Basis von biochemischen Merkmalen gemeinsam mit drei weiteren Arten in die Gattung der Großvipern (Macrovipera) gestellt wurde, zugleich stellte die Kettenviper die einzige Art der Gattung Daboia dar.[1]
Durch Lenk et al. 2001 wurde diese Auffassung jedoch in Frage gestellt[2]. Auf molekularbiologischer Basis wurde die Zuordnung der afrikanischen Macrovipera sowie der Palästinaviper zur Gattung Daboia vorgeschlagen. Diese Ansicht wird bestätigt durch Garrigues et al. 2004: Wie bei Lenk et al. 2001 ist die Gattung der Großvipern in der aktuellen Zusammenstellung paraphyletisch, die Kettenviper (Daboia russeli) bildet ein Taxon mit der Palästinaviper und den ehemaligen afrikanischen Großvipernarten.[3] Mallow et al. 2003 ordnete entsprechend die Palästinaviper in die Gattung Daboia ein[4], die Atlasotter und die Saharaotter wurden 2008 von Wüster et al. sowie in der Roten Liste der IUCN auf Basis der Ergebnisse von Lenk et al. zu Daboia gestellt.[5]
Gefährdung
Die Saharaotter ist in der Roten Liste der IUCN aufgrund ihres kleinen Verbreitungsgebietes sowie der abnehmenden Bestände als Art der Vorwarnliste („near threatened“) gelistet.[6]
Belege
- Herrmann, H.-W., U. Joger & G. Nilson (1992): Phylogeny and systematics of viperine snakes. III: resurrection of the genus Macrovipera (Reuss, 1927) as suggested by biochemical evidence. Amphibia-Reptilia, 13: 375–392
- Lenk, P., S. Kalayabina, M. Wink & U. Joger (2001) Evolutionary relationships among the true vipers (Reptilia: Viperidae) inferred from mitochondrial DNA sequences. Molecular Phylogenetics and Evolution 19: 94–104. (Volltext-PDF)
- Thomas Garrigues, Catherine Dauga, Elisabeth Ferquel, Valérie Choumet and Anna-Bella Failloux: Molecular phylogeny of Vipera Laurenti, 1768 and the related genera Macrovipera (Reuss, 1927) and Daboia (Gray, 1842), with comments about neurotoxic Vipera aspis aspis populations. Molecular Phylogenetics and Evolution 35 (1), 2005; S. 35–47.
- David Mallow, David Ludwig, Göran Nilson: True Vipers. Natural History and Toxinology of Old World Vipers. Krieger Publishing Company Malabar, Florida, 2003; Seiten 141–159. ISBN 0-89464-877-2
- Wolfgang Wüster, Lindsay Peppin, Catharine E. Pook, Daniel E. Walker: A nesting of vipers: Phylogeny and historical biogeography of the Viperidae (Squamata: Serpentes). Molecular Phylogenetics and Evolution 49 (2008); S. 445–459.
- Daboia deserti in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2009.2. Eingestellt von: Miras, J.A.M., Joger, U., Pleguezuelos, J. & Slimani, T., 2006. Abgerufen am 4. Januar 2010.
Literatur
- David Mallow, David Ludwig, Göran Nilson: True Vipers. Natural History and Toxicology of Old World Vipers, Krieger Publishing Company, Malabar (Florida) 2003; Seiten 194–195. ISBN 0-89464-877-2