Ryan Mendoza
Ryan Mendoza (* 29. Oktober 1971 in New York City) ist ein amerikanischer Künstler. Er lebt und arbeitet in Neapel und Berlin. Mendoza verbindet in seinen Gemälden die Technik alter Meister mit zeitgenössischen Thematiken.[1] Mitte 2016 belegte er Platz 147 der 500 bei Auktionen erfolgreichsten US-amerikanischen Künstler der Artnet-Datenbank, die nach 1966 geboren wurden.[2]
Des Weiteren organisiert er Performancekunst; meist mit einer politischen Aussage. Ryan und seine damals im achten Monat schwangere Frau Fabia Mendoza organisierten 2012 eine Performance, um ihre Solidarität mit der russischen Punk-Band Pussy Riot bekannt zu geben. Sie wurden daraufhin in Neapel festgenommen.[3]
The White House
2016 baute Mendoza ein Einfamilienhaus in Detroit, Michigan ab und verschiffte es nach Europa. Von ihm gestaltet, weiß gestrichen, beleuchtet und musikalisch bespielt, wurde es zunächst auf der Art Rotterdam 2016 präsentiert. The White House ist seit Ende 2016 in der Verbeke Foundation in Belgien als permanente Installation zu sehen.[4]
Das White House Projekt sorgte für einen Medienrummel und löste eine rege politische Diskussion aus.[5][6] Mendoza äußerte der Presse gegenüber, dass er mit diesem Projekt versuche, einen Zugang zu seiner Identität als Amerikaner zu finden, nachdem er 24 Jahre in Europa gelebt habe. Das Haus, das er für seine White House Installation verwendet hatte, wurde ihm von einem Detroiter Freund für dieses Projekt geschenkt. Die Geschichte der Familie Thomas, die es über Generationen bewohnt hatte, war Teil dieser Installation.[7][8][9]
Die Reste des White House wurden im März 2016 abgerissen. Mendoza bezahlte nach Presseberichten zweimal für den Abriss, nachdem eine weitere Medien-Kontroverse darüber entstanden war, warum die Überreste des Hauses über Monate nicht abgerissen wurden.[10] Fabia Mendozas Dokumentation The White House aus dem Jahr 2016 erzählt die Geschichte dieses Projektes.
The Invitation
Im Juni 2016 bemalte Mendoza zwei Häuser in Detroits von Kriminalität stark geplagtem Bezirk Brightmoor für seine Installation The Invitation.[11] Einschusslöcher in den Fassaden der beiden Häuser bildeten die Namen der beiden Kandidaten für das US-Präsidentenamt Trump und Clinton. Mendoza lud beide Kandidaten dazu ein, als Zeichen ihrer Integrität eine Nacht in seiner Installation zu übernachten.[12] John O'Malley, ein krebskranker, 60-jähriger Krankenpfleger lebt zwischen den beiden vormals verlassenen und verfallenen Häusern. Er und Brightmoor-Aktivist Jonathan Pommerville hatten Mendoza gebeten, auf O'Malleys schwierige Situation aufmerksam zu machen.[13]
Rosa Parks House
Im Sommer 2016 spendete Rhea McCauley, die Nichte der amerikanischen Bürgerrechtsikone Rosa Parks, das Haus, in dem ihre Tante von 1957 bis 1959 in Detroit lebte. Mrs. McCauley hatte das stark baufällige und verlassene Holzhaus zuvor für 500 USD von der Stadt Detroit zurückgekauft, um es vor dem geplanten Abriss zu schützen.
“I know she has streets named after her and medals and awards, but I'm talking about truly understanding the significance of Auntie Rosa […]. And I have talked to young people and they don't even know who my aunt is. And that's a shame. It's not their fault, but we as a country need to acknowledge, and if we can't , you know, I'll take her where she is acknowledged.”
„Ich weiß, dass Straßen nach ihr benannt sind und Medaillen und Preise, aber ich spreche von ein wahren Verständnis der Bedeutung von Tantchen Rosa […]. Und ich habe mit jungen Leuten gesprochen und sie wissen nicht einmal, wer meine Tante ist. Das ist eine Schande. Es ist nicht deren Schuld, aber wir als Land müssen Ihr Erbe anerkennen und, wenn wir das nicht können, nun ja, dann werde ich sie dorthin bringen, wo sie anerkannt wird.“
In 18 Tagen baute Mendoza das Haus Stück für Stück mit einer Gruppe von Freiwilligen in Detroit ab und verschiffte es nach Berlin, wo er es – meist allein – in der Wriezener Straße 19 im Berliner Ortsteil Gesundbrunnen wieder aufbaute.[14][15][16]
Mrs McCauley und Mendoza hofften beide, dass das Haus eines Tages in seine rechtmäßige Heimat, die USA, zurückkehren könne.[17]
Anfang 2018 wurde es in Berlin abgebaut und sollte anschließend auf dem Gelände der Brown University im US-Bundesstaat Rhode Island ausgestellt werden.[18] Im Juni 2018 wurde berichtet, dass das Gebäude im New Yorker Auktionshaus Guernsey's versteigert werden sollte.[19] Von September 2020 an ist das Haus wieder zurück in Europa, wo es im Königlichen Palast in Neapel ausgestellt wird.[20]
Weitere Projekte
Im Frühjahr 2017 bemalte Mendoza die Fassade eines Wohnhauses in Moskau in den Farben der Amerikanischen Flagge.[21] Dieses Streetart Projekt war gekoppelt mit einem 50-teiligen Fotoprojekt Putin, my Putin, bei dem unter anderem die US-amerikanische Aktivistin Rose McGowan mitwirkte und welches von der Berliner Galerie Camera Work ausgestellt wurde.[22]
Ausstellungen (Auswahl)
- 2000: Ryan Mendoza Museo di arte moderna e contemporanea di Trento e Rovereto
- 2001: Ryan Mendoza, Overbeck-Gesellschaft, Lübeck
- 2002: Join Now for Instant Access White Cube, London[23]
- 2002: Almost American, Museo di Castel Nuovo, Neapel
- 2003: Sleeping Beauty Akira Ikeda Gallery, Taura, Japan
- 2004: Fear in a Time of Superheroes, Galleria Massimo Minini
- 2005: Ryan Mendoza Galerie Bernd Klueser, Muenchen
- 2006: Happily ever Akira Ikeda Gallery, Berlin
- 2007: Don't look at me Galerie Lelong, Paris
- 2008: Ryan Mendoza Akira Ikeda Gallery, New York
- 2009: Chocolate Crocodile Galerie Lelong, Paris
- 2010: The Possessed Museo d’Arte Contemporanea Donna Regina, Neapel
- 2011: Ryan Mendoza Selected works, Galerie Klueser2, Munich, Germany
- 2013: Ryan Mendoza, Roger Ballen, Paul P., Galleria Massimo Minini, Brescia
- 2013: Les Aventures de la Vérité, Peinture et Philosophie, Fondation Maeght, curated by Bernard-Henri Lévy
Literatur
- 2002: Join Now for Instant Access, Text von Irvine Welsh
- 2003: Sleeping Beauty, Taura, Japan
- 2007: Don't look at me, Galerie Lelong
- 2007: The End, Text von Milan Kundera
- 2010: The Possessed, Electa, MAdRE, Text von Tiziano Scarpa
- 2015: Tutto è mio curated by Simona Vinci, Bompiani RCS Media Group, ISBN 978-88-452-7906-5
Weblinks
- Ryan Mendozas Website. In: ryan-mendoza.com. Abgerufen am 8. April 2017.
- White House Documentary. von Fabia Mendoza, 67min, 2017. In: whitehousefilm.net. Abgerufen am 8. April 2017.
- Ryan Mendoza. Ryan Mendoza auf Artnet
Referenzen
- Milan Kundera: Brushed by the hand of oblivion. In: Electa Mondadori. 2010 (englisch, Essay auf Ryan Mendozas Website).
- Ben Davis: Liste der 500 bei Auktionen erfolgreichsten US-amerikanischen Künstler aus artnets Preisdatenbank, die 1966 oder später geboren wurden. 29. August 2016, S. 5 (englisch, news.artnet.com [PDF; 463 kB]).
- Ilaria Urbani: Solidarietà con le Pussy Riot alla Sanità con Ryan Mendoza - Napoli - Repubblica.it. In: La Repubblica. Neapel 17. August 2012 (italienisch, repubblica.it [abgerufen am 8. April 2017]).
- ‘to freeze in time a piece of my country’s history, and freeze in time myself along with it’ - Ryan Mendoza. Art Rotterdam, abgerufen am 9. April 2017 (englisch).
- Mark Stryker: Artist moves empty Detroit home to Europe — literally. In: USA Today. 24. Februar 2016 (englisch, usatoday.com [abgerufen am 8. April 2017]).
- Brian Boucher: Is Artist's Detroit House Project Ruin Porn? In: artnet News. 28. März 2016 (englisch, artnet.com [abgerufen am 8. April 2017]).
- Ryan Mendoza: Why I took a family's house from Detroit to Rotterdam. In: The Guardian. 24. Februar 2016, ISSN 0261-3077 (englisch, theguardian.com [abgerufen am 8. April 2017]).
- Edo Dijksterhuis: In Ryan Mendoza’s Detroit House, Debris of a Financial Collapse Turns into Relief Aid. In: ArtSlant. 11. Februar 2016, abgerufen am 8. April 2017 (englisch).
- Alex Alsup: Detroit 'White House' is a window into city's property problems. In: Detroit Free Press. 2. April 2016 (englisch, freep.com [abgerufen am 8. April 2017]).
- Daniel Bethencourt: Artist settles cost of demolished home used for art. In: Detroit Free Press. 30. März 2016 (englisch, freep.com [abgerufen am 8. April 2017]).
- John Steckroth, Priya Mann: Artist invites Trump & Clinton to sleep in Detroit's Brightmoor neighborhood. In: ClickOnDDetroit. 13. Juli 2016 (englisch, clickondetroit.com [abgerufen am 8. April 2017]).
- Daniel Bethencourt: Artist who tore down Detroit home: Trump, Clinton come sleep here. In: Detroit Free Press. 12. Juli 2016 (englisch, freep.com [abgerufen am 8. April 2017]).
- Detroit Artwork Calls For Demolition Of Blighted Homes. In: CBS Detroit. 14. Juli 2016, abgerufen am 8. April 2017 (englisch).
- Video "Rosa Parks' Haus in Berlin" - Stilbruch. (Nicht mehr online verfügbar.) In: rbb Fernsehen. 30. März 2017, archiviert vom Original am 2. April 2017; abgerufen am 8. April 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Emina Benalia: In Berlin-Wedding steht jetzt das Haus von Rosa Parks. In: Berliner Morgenpost. 7. April 2017, abgerufen am 8. April 2017.
- Joachim Faust: Rosa Parks' Zufluchtsort steht jetzt im Wedding. In: Weddingweiser. 7. April 2017, abgerufen am 8. April 2017.
- Philip Oltermann: Artist transports Rosa Parks' former Detroit home to Germany. In: The Guardian. 3. Oktober 2016, ISSN 0261-3077 (englisch, theguardian.com [abgerufen am 8. April 2017]).
- Michelle R. Smith: Brown University cancels Rosa Parks house display in dispute. In: Associated Press News. 9. März 2018.
- Bürgerrechtsikone. Haus von Rosa Parks soll versteigert werden. SPIEGEL ONLINE, abgerufen am 12. Juli 2018.
- http://www.fondazionemorragreco.com/almost-home/
- Wie Rosa Parks Haus nach Berlin-Wedding kam. 8. März 2017 (tagesspiegel.de [abgerufen am 17. August 2017]).
- Katja Belousova: Ryan Mendoza fotografiert Russen als Amerikaner. In: Noizz.de. 26. Februar 2017, abgerufen am 17. August 2017.
- Ryan Mendoza: Join Now For Instant Access. White Cube, 2002, abgerufen am 8. April 2017 (englisch).