Rudolf Steinheil

Rudolf Steinheil (* 22. Februar 1865 i​n München; † 1. Januar 1930 ebenda) w​ar ein deutscher Physiker, Erfinder u​nd Unternehmer.

Leben und Wirken

Rudolf Franz Eduard Steinheil, Sohn d​es Optikers u​nd Inhabers d​er optisch-astronomischen Werkstätten C. A. Steinheil & Söhne i​n München, Hugo Adolph Steinheil, u​nd seiner Ehefrau Ida, geb. Erdinger, w​uchs mit seinen Verwandten Friedrich Karl (Fritz) (1864–1926)[1] u​nd Emma (1865–1946)[2] i​n München auf, besuchte h​ier ab d​em Schuljahr 1874/75 d​as Maximiliansgymnasium u​nd legte 1884 d​ie Abiturprüfung ab.[3] Anschließend studierte e​r bis 1889 a​n der Universität München s​owie 1886 i​n Kiel u​nd wurde 1889 i​n München z​um Dr. phil. promoviert.

Um 1890 übernahm Rudolf Steinheil d​ie Leitung d​es väterlichen Unternehmens. Er entwickelte lichtstarke astigmatisch korrigierte Linsensysteme u​nd erwarb z​u den bereits vorhandenen weitere Patente (1894: „Rapidantiplanet“, 1896: „Orthostigmat“; 1902: „Unofocal“). In d​er Fachliteratur veröffentlichte e​r zahlreiche Beiträge über optisch-technische Problematiken u​nd deren Lösungen, u​nter anderem a​b 1892 i​n der Zeitschrift für Instrumentenkunde. 1912 w​urde er z​um Titular-Professor ernannt.

Nach Steinheils Tod w​urde die Firma a​ls Familienunternehmen weiter geführt. 1962 w​urde sie v​on der Elgeet Optical Company i​n Rochester, USA, übernommen, a​ber bald wieder verkauft.[4]

Das Firmenarchiv Steinheil i​m Deutschen Museum i​n München enthält ca. 75 Mappen, d​ie sich a​uf Rudolf Steinheil beziehen.

Er w​ar mit Emmy Voit (1864–1903) verheiratet. Deren Tochter Elsbeth Steinheil (1893–1955) w​ar die e​rste deutsche Diplom-Ingenieurin i​n Maschinenbau, s​ie heiratete später d​en technischen Direktor v​on C. A. Steinheil & Söhne Walter Franz.

Veröffentlichungen

  • Beobachtungen über Rotations- und Refractionsdispersion (gekrönte Preisschrift). Inaugural-Dissertation an der Universität München. k. Hof- u. Universitäts-Buchdruckerei Dr. C. Wolf & Sohn, München 1889.
  • Neues abgekürztes Fernrohr. In: Zeitschrift für Instrumentenkunde. Organ für Mittheilungen auf dem gesammten Gebiete der wissenschaftlichen Technik 12, 1892
  • Neue Art von Objektivfassungen. In: Zeitschrift für Instrumentenkunde. Organ für Mittheilungen auf dem gesammten Gebiete der wissenschaftlichen Technik 14, 1894
  • Berechnung zweilinsiger Objektive. In: Zeitschrift für Instrumentenkunde. Organ für Mittheilungen auf dem gesammten Gebiete der wissenschaftlichen Technik 17, 1897
  • Farbenkorrektur und sphärische Aberration bei Fernrohrobjektiven. In: Zeitschrift für Instrumentenkunde. Organ für Mittheilungen auf dem gesammten Gebiete der wissenschaftlichen Technik 19, 1899
  • Randaufliegende Fernrohrobjektive. In: Zeitschrift für Instrumentenkunde. Organ für Mittheilungen auf dem gesammten Gebiete der wissenschaftlichen Technik 26, 1906
  • Spektrographenobjektive. In: Zeitschrift für Instrumentenkunde. Organ für Mittheilungen auf dem gesammten Gebiete der wissenschaftlichen Technik 29, 1909

Literatur

  • Moritz von Rohr: Theorie und Geschichte des Photographischen Objektivs. Springer, Berlin und Heidelberg 1899, S. 305
  • Adolf Miethe: Lehrbuch der Praktischen Photographie. Wilhelm Knapp, Halle 1902, S. 35
  • Otto Lueger (Hrsg.): Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart [1894], 2. Auflage 1904–1920, Bd. ?, S. ?
  • Johann Christian Poggendorff: Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften. Bd. 4, Leipzig 1904; Bd. 5, 1926; Bd. 6, Teil 4, 1940, S. ?
  • Helmut Franz, Eduard Reutinger: Steinheil: Münchner Optik mit Tradition: 1826 - 1939 (1995); vier Generationen Familienunternehmen, Wissenschaft und Technik; Professor Dr. Carl August von Steinheil, 1801-1870, Dr. Adolph Steinheil, 1832-1893, Ing. Eduard Steinheil, 1830-1878, Professor Dr. Rudolf Steinheil, 1865-1930, Dipl.-Ing. Ludwig Franz, 1880-1964. Lindemann, Stuttgart 2001
  • Barbara Dufner: Den Himmel fest im Blick. Eine wissenschaftliche Biografie über den Astrophysiker Bernhard Schmidt. Franz Steiner, Stuttgart 2003 (u. a. mit der Korrespondenz Steinheils mit Karl Schwarzschild)

Einzelnachweise

  1. Abitur am Maximiliansgymnasium 1882; 1889 Promotion zum Dr. med.; Herausgeber einer Heftreihe über „Die europäischen Schlangen“
  2. verheiratet mit dem Psychiater und Entomologen Auguste Forel (1848–1931).
  3. Jahresbericht über das K. Maximilians-Gymnasium in München für das Schuljahr 1874/75 (bis 1883/84)
  4. Rudolf Kingslake: The Rochester Camera and Lens Companies, Photographic Historical Society, Rochester, New York 1974, S. 291
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