Rudolf Hans Bartsch
Rudolf Hans Bartsch (* 11. Februar 1873 in Graz, Steiermark; † 7. Februar 1952 ebenda) war ein österreichischer Offizier und Schriftsteller.
Leben und Werk
Bartsch schrieb seit 1908 Romane und Novellen, die nach Aussagen heutiger Kritiker das alte Österreich oft sentimental verklären. Nach Gero von Wilpert ein überaus fruchtbarer, unkritischer Erzähler aus dem alten Österreich mit gefühlsselig-liebenswürdigen Romanen und Novellen, herzigen und bittersüßen Liebesgeschichten von spielerischer Leichtlebigkeit...[1] Bereits für seine ersten Werke wurde er sehr positiv rezensiert, für „Zwölf aus der Steiermark“ wurde er von dem einflussreichen Kritiker Hermann Bahr als die neue Stimme Österreichs gelobt: „Da steht vergnügt das neue Österreich da, um das wir mit zornigen Fäusten gerungen haben.“[2] Für Willi Handl war Die Haindlkinder (1909) „unzweifelhaft der bemerkenswerteste Wiener Roman der letzten Zeit.“[3] Sein Schubert-Roman Schwammerl, eines der erfolgreichsten Bücher vor dem Zweiten Weltkrieg, diente 1916 als Vorlage zu dem Singspiel Das Dreimäderlhaus des Komponisten Heinrich Berté, das auch verfilmt wurde.
Von Bartsch stammt u. a. das mythologisch geprägte Gedicht Herbstchor an Pan, das vom Schaffen des Flurgotts Pan und den Jahreszeiten als Symbole für den Kreislauf des Lebens und die Vergänglichkeit auf Erden im Sinne der wechselnden Jahreszeiten erzählt. Das Werk erlangte größere Bekanntheit, als es im Januar 1911 von Joseph Marx, zur damaligen Zeit der meistgespielte Liedkomponist Österreichs, als einsätzige Kantate für gemischten Chor, Knabenstimmen, Orgel und großes Orchester vertont wurde. Es handelt sich hierbei kurioserweise um das erste für Orchester geschriebene Werk von Joseph Marx. Der Herbstchor an Pan wurde im Juni 2008 vom BBC Symphony Orchestra & Chorus unter Jiří Bělohlávek zusammen mit den übrigen Chorwerken von Joseph Marx für das britische Label Chandos ersteingespielt.
Weitgehend unbekannt ist seine Tätigkeit im k. u. k. Kriegsarchiv, dem er als Oberleutnant in den Jahren 1895 bis 1911 zugeteilt gewesen ist.
Nach seinem Tod wurde Rudolf Hans Bartsch eingeäschert, seine Urne auf dem Grazer Schloßberg in den Mauern der ehemaligen Stallbastei eingemauert.
In seiner Heimatstadt Graz, in dessen Stadtbezirk Sankt Peter er 1952 starb, sowie in Leibnitz und Mureck wurden Straßen nach ihm benannt.
Auszeichnungen und Ehrungen
- Ehrenbürger der Stadt Graz, 1932
- Peter-Rosegger-Preis, 1951
- In Graz St. Peter wurde die Rudolf-Hans-Bartsch Straße nach ihm benannt.
Werke (Auswahl)
Romane
- Zwölf aus der Steiermark, 1908
- Elisabeth Kött, 1909
- Schwammerl. Schubert-Roman, 1912
- Das deutsche Leid. Ein Landschafts-Roman, 1912
- Die Geschichte von der Hannerl und ihren Liebhabern, 1913
- Der letzte Student, Ullstein, Berlin 1913
- ER. Ein Buch der Andacht, 1915
- Der Flieger, 1915
- Frau Utta und der Jäger, 1915
- Das Deutsche Volk in schweren Zeiten, Kriegsroman 1916
- Lukas Rabesam, 1917
- Der junge Dichter. Roman, 1918
- Heidentum. Die Geschichte eines Vereinsamten, 1919
- Ewiges Arkadien!, 1920
- Seine Jüdin oder Jakob Böhmes Schusterkugel, 1921
- Ein Landstreicher, 1921
- Die Haindlkinder
- Das Tierchen. Die Geschichte einer kleinen Grisette, 1922
- Die Faschingsoper. (Così fan tutte). Mit 6 photo-lithographischen montierten Vollbildern in 10-farbigem Offsetdruck von Franz von Bayros, 1922
- Die Salige
- Der Satansgedanke (wohl 1923)
- Venus und das Mädchengrab. Liebesgeschichte eines Sonderlings, 1926
- Die Verliebten und ihre Stadt, 1927
- Die Apotheke zur blauen Gans. Roman aus seltsamem Grenzland, 1928
- Wild und frei. Thema mit Variationen, 1928
- Der große alte Kater. Eine Schopenhauer-Geschichte, 1929
- Die Verführerin. Eine Wiener Geschichte, 1930
- Der große und der kleine Klaus, 1931
- Das Lächeln der Marie Antoinette, 1932
- Ein Deutscher. Zsgestellt aus Fragmenten der Erinnergen des Christoph Magnus von Raithenau, 1933
- Der große Traum der kleinen Wienerin. Eine heitere Staatsaktion, 1936
- Brüder im Sturm, 1940
- Wenn Majestäten lieben, 1949
Erzählungen, Novellen
- Bittersüße Liebesgeschichten, 1910
- Vom sterbenden Rokoko, 1909
- Unerfüllte Geschichten
- Frauen. 3 Novellen, 1918
- Musik. 3 Novellen, 1923
- Novellen, 1924
- Histörchen, 1925
Theaterstücke
- Ohne Gott. Die Tragödie einer Mutter, 1915
- Fernes Schiff. 3 Akte (6 Bilder) aus dem Leben des großen Kolonisators John Smith, 1934
Essays
- Das Glück des deutschen Menschen, 1927
Literatur
- Hans Dolf: Rudolf Hans Bartsch. Bruder des großen Pan. Eine Studie über den Dichter mit einer Auswahl aus seinen Werken. Leykam, Graz 1964.
- Theodor Lessing: Rudolf Hans Bartsch. Ein letztes deutsches Naturdenkmal. Staackmann, Leipzig 1927.
- Sophie Rahaberger: Das religiöse Problem bei Rudolf Hans Bartsch. Univ. Diss., Graz 1959.
- Kurt Vancsa: Bartsch, Rudolf Hans. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 613 f. (Digitalisat).
Weblinks
- Eintrag zu Rudolf Hans Bartsch im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Literatur von und über Rudolf Hans Bartsch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Rudolf Hans Bartsch in der Internet Movie Database (englisch)
- Lokales. Schriftsteller Rud. Hans Bartsch in Baden. In: Badener Zeitung, 26. September 1925, S. 2 (online bei ANNO).
- Schriftsteller Rudolf Hans Bartsch in Baden. In: Badener Zeitung, 3. Oktober 1925, S. 4 (online bei ANNO). ; links oben
Einzelnachweise
- s. Lexikon der Weltliteratur, Hrsg. Gero von Wilpert. Unter Mitarb. zahlr. Fachgelehrter, DTV, München 2004, ISBN 3-423-59050-5.
- Hermann Bahr: Woran ich Freude fand. Eine Umfrage über wertvolle neue Bücher. Nord und Süd, 32 (1908) #127/381 (Dezember), 529-530, hier: 530.
- Willi Handl: Neue Wiener Romane. In: Neue Revue und Morgen, 1909 #16, 582-584.