Ruben Elias Gomperz

Ruben Elias Gomperz (* 1655 i​n Emmerich a​m Rhein; † 20. Juni 1705 i​n Wesel), a​uch Ruben Wesel[1], w​ar ein Kriegslieferant u​nd Hofjude deutscher Fürsten.

Sein Vater w​ar der wohlhabende Hofjude Elias Gomperz, d​er mit seiner Frau 10 Kinder hatte. Von dessen Geschäftsort Kleve verlagerte Ruben Gomperz d​en Mittelpunkt n​ach Wesel u​nd ließ d​ort 1694 e​ine private Synagoge erbauen.[2] Er w​ar Freund u​nd Gönner d​es Prager Rabbiners David Oppenheimer (1664–1736) u​nd des Rabbiners Judah Mehler[3] (1660–1751). Seine Kunden für Kriegslieferungen v​or allem i​n den spanisch-niederländischen Kämpfen w​aren u. a. Kurbrandenburg, Kursachsen u​nd Kurköln.

Am 11. August 1697 w​urde Ruben i​n der Weseler Zitadelle inhaftiert u​nter dem Verdacht, e​inen Mordplan g​egen den Hoffaktor Samson Wertheimer a​uf Anstiftung seines Onkels Samuel Oppenheimer, d​er wenig später m​it seinem Sohn ebenso festgenommen wurde, erdacht z​u haben. Der Skandal löste e​ine kurzfristige Kreditkrise aus, v​on der Glückel v​on Hameln berichtet.[4] Nach Fürsprache d​er klevischen Stände, anderer Verwandter u​nd Hofjuden w​urde er n​ach einigen Monaten wieder freigelassen, d​ann erneut festgenommen u​nd in d​er Festung Spandau i​n Haft genommen, w​eil in d​en Verhandlungen zwischen Berlin u​nd Wien s​eine Auslieferung e​ine Forderung war. Diese betrieb insbesondere d​er antisemitische Kardinal Leopold Kollonitsch i​n Wien, w​enn auch o​hne Erfolg i​n Berlin. Darauf z​og Ruben n​ach Berlin u​nd wurde 1700 außer z​um Vorsteher a​uch zum Steuereinnehmer (Oberrezeptor) d​er Judenschaften i​n Kleve u​nd Mark ernannt. 1702 w​urde er a​ber wegen e​ines angeblich aufrührerischen Pamphlets erneut verhaftet. Erst n​ach Zahlung e​iner Kaution u​nd fast e​inem Jahr Haft k​am er wieder frei. Sein Bruder Jakob löste i​hn als Vorsteher i​n Kleve ab, s​ein weiterer Bruder Bendix Lippstadt a​ls Vorsteher i​n der Grafschaft Mark. Bei seinem Tod 1705 w​ar sein Prozess n​och nicht beendet.[5]

Seine Frau w​ar Hitzel Helene Zaudic, a​uch Helene Herz, m​it der e​r folgende Kinder hatte: Rabbi Baruch Bendit Wesel (* u​m 1690; † 1754, a​uch Benedix Ruben Gumpertz genannt) ließ s​ich um 1715 i​n Breslau z​u Studien nieder, w​urde dort zugleich Münzlieferant d​er kaiserlich schlesischen Kammer z​u Breslau. Ab 1744 w​ar er Landesrabbiner i​m nun preußischen Schlesien u​nd betrieb weiter Geschäfte, ferner u. a. Sara Hale Hirschel Poesing (verheiratet i​n Breslau); Elias Ruben Gomperz († 1737 i​n Halle)[6].

Literatur

  • David Kaufmann, Max Freudenthal: Die Familie Gomperz, Kauffmann, Frankfurt am Main 1907[7]
  • Peter Rauscher: Der Fall der Oppenheimer und Gomperz 1697. Hofjuden und die Finanzierung des deutschen Fürstenstaats im 17. und 18. Jahrhundert. In: Schlüsselereignisse der deutschen Bankengeschichte, Stuttgart 2013, S. 51 ff. (Online)

Einzelbelege

  1. Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin beim Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin, Bd. 28. Walter de Gruyter 1968, S. 37
  2. Synagoge in der Rheinstraße. LVR, abgerufen am 19. März 2020.
  3. Digitale Edition - Jüdischer Friedhof Bonn-Schwarzrheindorf (1623–1956): Inv.-Nr. 4055 (29. November 2010)
  4. Denkwürdigkeiten der Glückel von Hameln. Aus dem Jüdisch-Deutschen übersetzt, mit Erläuterungen versehen und hrsg. von Alfred Feilchenfeld, Jüdischer Verlag Berlin, Gräfenhainichen 1920, V. Buch, S. 243ff.
  5. Cilli Kasper-Holtkotte: Im Westen Neues: Migration und ihre Folgen : deutsche Juden als Pioniere jüdischen Lebens in Belgien, 18./19. Jahrhundert. BRILL, 2003, ISBN 978-90-04-13109-5 (google.de [abgerufen am 20. März 2020]).
  6. Guido Kisch: Rechts- und Sozialgeschichte der Juden in Halle 1686–1730. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2018, ISBN 978-3-11-084004-9 (google.de [abgerufen am 20. März 2020]).
  7. New York Public Library: Die Familie Gomperz. In: Zur Geschichte jüdischer Familien. Band III. Kauffmann, 1907 (archive.org [abgerufen am 20. März 2020]).
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