Rothschildhaus
Das Rothschildhaus ist die Bauform eines Jagd- oder Forstgebäudes der Jahrhundertwende, besonders eines Herrensitzes, die im Gebiet Langau-Rothwald-Wildnisgebiet Dürrenstein in der niederösterreichischen Eisenwurzen vorkommt. Der Name geht auf die Besitzer und Erbauer der Häuser, die Familie Rothschild, zurück, die ausgedehnte Wald- und Forstbesitzungen um den Dürrenstein besaßen. Anselm von Rothschild hinterließ nach seinem Tod 1874 seinen Söhnen Albert, Ferdinand und Nathaniel ein riesiges Vermögen. Albert übernahm die Bankgeschäfte als Haupterbe. Gemeinsam mit seiner Frau Bettina war der Baron Albert Rothschild ein sehr wohltätiger Mensch, er hinterließ im Waidhofen ein umgestaltetes Schloss und viele technische Neuerungen (E-Werk im Schlosspark). Albert war auch Ehrenbürger des Waidhofens.
Schloss Waidhofen an der Ybbs
Mit dem Kauf der Herrschaft Gaming und Waidhofen begann die neugotische Bautätigkeit Albert von Rothschilds, mit welcher er den Dombaumeister Friedrich von Schmidt beauftragte.
Friedrich von Schmidt, Dombaumeister der Bauhütte St. Stephan in Wien, hat sich einen Namen als Restaurator mittelalterlicher Burgen und Baumeister neugotischer Bauwerke gemacht (Votivkirche und Rathaus in Wien). Er arbeitete vor allem auf dem Ausbau des Innenhofes und der Errichtung des Stöckl-Gebäudes. Louis Rothschild, Alberts Sohn, ließ das Schloss mit französischen Möbeln und auch der Schlosspark mit Spazierwegen neu gestalten. Es diente als Wohnresidenz und Zentrale der Forstverwaltung in Waidhofen.[1][2]
Schweizer Chalet-Baustil
Zahlreiche Häuser der Herrschaft Rothschild zwischen den Ortschaften Lackenhof, Langau bei Gaming wurden Ende des 19. Jahrhunderts im Schweizer Chaletstil errichtet (Forstverwaltung, Postamt, Schlosserei, Jagdschloss usw.). Sie sind mittlerweile über 100 Jahre alt.
Pavillon Mauer
Carlo von Boog entwarf den Pavillon in der Nervenheilanstalt Mauer für den schwer behinderten Sohn von Albert und Bettina. Dieses Prachtstück wurde im Jahr 1975 abgebrochen.[2]
Jagdvilla Atschreith
1905 ließ Albert vom Architekten Carlo von Boog eine Jagdvilla in Atschreith mit diversen Wirtschaftsgebäuden und Wohnhäusern für die Angestellten bauen. In der NS-Zeiten wurde die Villa als NS Gästehaus genutzt. Heute gehört sie der Familie Umdasch, die die Jagdgebiete als Unternehmen zur Erholung und zu Geschäftseinladungen betreibt.[2]
Jagdhaus Steinbachtal
Das Jagdhaus bei Göstling an der Ybbs am Ende des Tales brannte vor wenigen Jahren ab.[2]
Jagdhaus Hollenstein
Wurde unter dem Namen „Unter der Leuthen“ bekannt und an die Bundesforste verkauft und beherbergt heute eine landwirtschaftliche Fachschule.[2]
Soziale Rolle
Die Familie Rothschild spielte eine bedeutende Rolle in sozialen Werken und Bauten im Mostviertel. Die Forst- und Sägewerksarbeiter bekamen eine eigene Pensionskasse und eine geregelte Altersversorgung. Baronin Bettina ließ in Göstling ein Kinderheim für die Kinder der Forstarbeiter errichten. In Gaming baute die Familie ein Pensionsheim für ehemalige arbeitsunfähige Rothschild-Forstarbeiter, die damit von der sogenannten unverschuldeten Armut betroffen waren. Die Familie trug immer wieder durch Spenden dazu bei, das Leid der Bevölkerung zu mildern, für das Gemeinwohl und für infrastrukturelle Maßnahmen der Stadt. Eine eigene "Betriebsfeuerwehr Rothschild´sche Forstverwaltung Langau" war für den Brandschutz und die Sicherheit zuständig. Im Gebiet der Langau wird laut der Museumsleiterin Eva Zankel noch heute respektvoll und dankbar an die Familie Rothschild gedacht.[2]
Literatur
- Karl Fallmann: Aus dem Tagebuch des Oberförsters Karl Fallmann – Rothschildförster im Rothwald – Die Erfüllung eines Kindheitstraums. Da Biachlmocha (Selbstverlag), Scheibbs 2012. 232 Seiten, ohne ISBN.
Weblinks
Einzelnachweise
- Frederic Morton: Die Rothschilds – Portrait einer Dynastie. Übersetzt von Hans Lamm, Paul Stein, Paul Zsolnay Verlag, Wien 2015, ISBN 978-3-552-06309-9 (Erstauflage 1962).
- Eva Zankel: Die Familie Rothschild und ihr Wirken im Mostviertel.