Nathaniel Meyer von Rothschild

Nathaniel Meyer Freiherr v​on Rothschild (* 26. Oktober 1836 i​n Frankfurt a​m Main; † 13. Juni 1905 i​n Wien) w​ar der älteste Sohn d​es Bankiers Anselm Salomon Freiherr v​on Rothschild (1803–1874), d​es Begründers d​er Österreichischen Creditanstalt für Handel u​nd Gewerbe i​n Wien.

Nathaniel Meyer Freiherr von Rothschild
Gartenseite des Palais an der Theresianumgasse

Leben

Im Gegensatz zu seinem Bruder Albert Salomon Anselm Freiherr von Rothschild (1844–1911) interessierte er sich wenig für das Bankwesen und verließ das Bankhaus, um sich ausschließlich als Kunstsammler, Bauherr, Reiseschriftsteller, Amateurphotograph, Blumenzüchter und großzügiger Gönner zu betätigen.[1] Bekannt waren seine mit großen Treibhäusern ausgestatteten Rothschildgärten auf der Hohen Warte in Wien im 19. Bezirk, die nach dem Anschluss Österreichs an Nazideutschland „arisiert“ und im Krieg zu einem Großteil zerstört wurden.[2]

1872 bis 1884 ließ er das Palais Nathaniel Rothschild in der Theresianumgasse 14–16 im 4. Wiener Gemeindebezirk durch den französischen Architekten Jean Girette bauen,[3] wo er seine (teilweise von seinem Vater vererbte)[4] Kunstsammlung unterbrachte.[5] 1884 bis 1889 wurde sein luxuriöses Schloss Hinterleiten (heute auch Schloss Rothschild genannt) als Natur- und Backsteinbau im Louis XIII-Stil in Reichenau an der Rax (Niederösterreich) gebaut,[6] jedoch nicht vollendet und von Rothschild 1890 dem k.u.k. Kriegsministerium als Heim für invalide Subalternoffiziere gestiftet.[7] Auch das bis heute bestehende Neurologische Krankenhaus der Stadt Wien auf dem Rosenhügel, seit 2002 Nathaniel Freiherr von Rothschild’sche Stiftung für Nervenkranke – Neurologisches Zentrum der Stadt Wien, geht auf eine Stiftung Rothschilds zurück.[8]

Rothschild spielte a​uch eine wesentliche Rolle b​ei der Etablierung d​es ersten Fußballvereins i​n Österreich, d​es First Vienna FC 1894, d​er am 22. August 1894 d​urch Rothschilds Gärtner i​n Wien-Döbling gegründet wurde.[1] Als Taufpaten fungierten Rothschild u​nd der Generaldirektor d​es Bankhauses Rothschild. Die Vereinsfarben wurden m​it Blau u​nd Gelb, d​en Wappenfarben d​es Hauses Rothschild, festgelegt. Mit diesen Farben spielt d​er Verein n​ach wie v​or im Stadion Hohe Warte.

Rothschild s​tarb 1905 unverheiratet u​nd kinderlos. Die Wiener Presse schätzte Rothschilds hinterlassenes Vermögen a​uf 60 b​is 80 Millionen Kronen. Tatsächlich belief e​s sich a​uf 186,846.194 Kronen u​nd 90 Heller.

Einzelnachweise

  1. G. Otruba: Rothschild Nathaniel Mayer Anselm Frh. von. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 9, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1988, ISBN 3-7001-1483-4, S. 289.
  2. Christian Hlavac: Wiener Gärten und Parks (= Archivbilder). Sutton Verlag, Erfurt 2011, ISBN 978-3-86680-794-5, S. 29 f. (Online: Google Books).
  3. Pauline Prevost-Marcilhacy: Les Rothschild bâtisseurs et mécènes. Flammarion, Paris 1995, ISBN 2-08-012968-6, S. 156161.
  4. Ein Besuch bei Baron Nathaniel Rothschild in Wien (= Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innen-Dekoration. Band 23.1890). Kunstverlag Darmstadt, Darmstadt 1890, S. 190 (Online: digi.ub.uni-heidelberg.de).
  5. Dieter Klein, Martin Kupf, Robert Schediwy: Stadtbildverluste Wien. Ein Rückblick auf fünf Jahrzehnte. 3. Auflage. LIT Verlag, Münster 2005, ISBN 3-8258-7754-X, S. 147 (Online:Google Books).
  6. Pauline Prevost-Marcilhacy: Les Rothschild bâtisseurs et mécènes. Flammarion, Paris 1995, S. 183 f.
  7. Reichenau - Schloss Rothschild. In: burgen-austria.com. Private Webseite von Martin Hammerl, abgerufen am 5. März 2022.
  8. Karl Heinz Tragl: Chronik der Wiener Krankenanstalten. Böhlau Verlag, Wien 2007, ISBN 978-3-205-77595-9, S. 556565 (Online:Google Books).
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